Vom 24. Februar bis 18. Juni 2017 im Unteren Belvedere
Wien (belvedere) - Der Niederländer Lawrence Alma-Tadema (1836-1912) avancierte im viktorianischen
England zum Starkünstler. Seine sinnlichen Darstellungen von Alltagsszenen der Antike machten ihn rasch über
die Grenzen Großbritanniens hinaus berühmt. Nachdem die Ausstellung zu seinem Werk und Wirken bereits
mit großem Erfolg im niederländischen Fries Museum gezeigt wurde, würdigt das Belvedere den Künstler
nun auch in Wien mit einer großen Einzelpräsentation. Die Schau ist vom 24. Februar bis 18. Juni 2017
unter dem Titel Lawrence Alma-Tadema – Dekadenz & Antike im Unteren Belvedere zu sehen. Mit bedeutenden Hauptwerken
gibt die Präsentation Einblick in Leben und Werk des Künstlers und der dekadenten Welt des englischen
Ästhetizismus.
Die Ausstellung zeigt Werke von den Anfängen Alma-Tademas künstlerischer Karriere in den Niederlanden
hin zu seinem Wirken in London und der erwachenden Faszination der Antikendarstellung. Diese sollte schließlich
zum herausragenden Markenzeichen des Künstlers werden. Seine künstlerische Entwicklung lief parallel
zur damaligen politischen Situation in England. Das British Empire befand sich Ende des 19. Jahrhunderts am Höhepunkt
seiner Macht und Ausdehnung.
„Lawrence Alma-Tadema ist in Österreich selbst unter Kunstkennern wenig bekannt. Deshalb freue ich mich, dass
es in Kooperation mit dem Fries Museum in den Niederlanden und dem Leighton House Museum in London gelungen ist,
diesen Künstler in einer großen Ausstellung einem breiteren Publikum näher zu bringen“, so Stella
Rollig, Generaldirektorin Belvedere und 21er Haus.
Anknüpfend an die erfolgreiche Ausstellung Schlafende Schönheit (Belvedere, 2010), die den Einfluss von
Meisterwerken der viktorianischen Malerei auf die österreichische Kunst im Fokus hatte, bildet Dekadenz &
Antike die Gelegenheit, die damaligen Forschungsansätze im Belvedere zu erweitern.
Alma-Tadema wurde in Friesland geboren und erhielt seine Ausbildung in Belgien, bevor er 1870 nach London auswanderte.
Dort lebte und arbeitete er mit seinen beiden Töchtern aus erster Ehe und seiner zweiten Frau Laura Theresa
Epps, die ebenfalls Künstlerin war. Die gemeinsam eingerichteten Atelierhäuser der Familie waren für
ihn von zentraler Bedeutung. Der Künstler nutzte sie Zeit seines Lebens als visuelle Inspiration für
seine Bilder. Das letzte Domizil der Familie Alma-Tadema, die sogenannte Casa Tadema, war ein offen geführtes
Haus, in dem regelmäßig Abendessen und Empfänge für den umfangreichen Freundeskreis veranstaltet
wurden. Zu diesem Zirkel gehörten viele Künstler, die dem Paar als Zeichen Ihrer Freundschaft Werke schenkten.
Alma-Tadema bat um Gemälde in einem außergewöhnlichen Hochformat, die er in seinem letzten Atelierhaus
in der sogenannten Hall of Panels vereinigte. Letztlich umfasste diese Sammlung 45 vertikal aufgestellte Bilder.
Um den Eindruck zu vermitteln, wie diese Werke ursprünglich präsentiert wurden, wird eigens für
die Ausstellung im Belvedere eine Wand dieses Vorzimmers zu Lawrence‘ Atelier mit 12 Panels nachgebaut.
Lawrence Alma-Tadema und seine Frau Laura reisten gerne zu archäologischen Ausgrabungsstätten. Das Paar
verband eine Sammelleidenschaft für Objekte und Möbel aus verschiedenen Jahrhunderten und Kulturkreisen.
Viele dieser Gegenstände, Originale wie Kopien, finden sich in Alma-Tademas Gemälden wieder. Fasziniert
von der Antike ließ Alma-Tadema alltägliche Szenen im alten Rom, Pompeji und Ägypten in seinen
Werken zum Leben erwachen. Seine akribischen Studien altertümlicher Objekte und Bauwerke machten die Darstellungen
reizvoll und glaubwürdig. Alma-Tadema war meisterhaft in der Wiedergabe von Stofflichkeit, hatte eine innovative
Herangehensweise an die Darstellung von Raum und verlieh seinen Gemälden ein ausgeprägtes narratives
Element. Im Verlauf seiner Karriere ging Tadema dazu über, wichtige Persönlichkeiten wie Kaiser und wohlhabende
Patrizier darzustellen. So auch in seinem Hauptwerk The Roses of Heliogabalus (1888).
Alma-Tademas Art der „archäologischen Genremalerei“ begeisterte seine Zeitgenossen und vermittelte dem Betrachter
den Eindruck, tiefe Einblicke in das Alltagsleben und die Zivilisation der Antike zu erhalten.
Neben der Malerei engagierte sich Tadema auch im Bereich des Theaters: Unter anderem entwarf der Künstler
Bühnenhintergrund und Kostüme für die Aufführung der Shakespearetragödie Coriolanus im
Jahr 1901. Seine profunden Kenntnisse über das klassische Altertum halfen ihm bei der glaubwürdigen Gestaltung.
Einige der wenigen erhaltenen Entwürfe dieser Theaterarchitektur sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.
Die Schau zeigt außerdem wie das Werk von Alma-Tadema internationale Filmproduzenten beeinflusste. So orientierten
sich vor allem Filmemacher epischer Historienfilme an Alma-Tademas Bildern für Kostüme und Filmsets,
so z. B. Quo Vadis? von Enrico Guazzoni (1913) oder Ridley Scotts Gladiator (2000).
Alma-Tadema galt in der Kunstgeschichte des späten 19. Jahrhunderts als umstrittene Persönlichkeit. Sein
Werk wurde oft als süßlich-kitschig abgetan. „Die Ausstellung macht jedoch deutlich, dass sich Alma-Tadema
und der junge Gustav Klimt von ähnlichen Motiven inspirieren ließen. Als Klimt sein Studium an der Wiener
Kunstgewerbeschule begann, war Alma-Tadema bereits ein international erfolgreicher Künstler. Wie Klimts Wand-
und Deckengemälde im Burgtheater oder im Kunsthistorischen Museum belegen, nahmen einige Motive Alma-Tademas
Einfluss auf Klimts Werk vor der Gründung der Secession“, so Kurator Alfred Weidinger.
Lawrence Alma-Tadema erhielt zahlreiche Auszeichnungen für seine Werke und wurde rasch zu einem der gefragtesten
und teuersten Künstler seiner Zeit. Die von seinem Kunsthändler in Auftrag gegebenen Reproduktionen seiner
Werke verhalfen ihm zu internationaler Bekanntheit. Anlässlich seines 60. Geburtstages beauftragte ihn die
Galleria degli Uffizi in Florenz mit einem Selbstporträt für deren berühmte Sammlung. Im Jahr 1879
erfolgte seine Aufnahme in die Royal Academy. Durch den Ritterschlag von Königin Victoria 1899 reiht sich
der Künstler in die Liste geehrter niederländischer Maler wie Peter Paul Rubens oder Anthony van Dyck.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (Prestel Verlag), der sich in vier großen Abschnitten dem Leben, Wirken
und Einfluss Alma-Tademas auf die Kunstgeschichte widmet.
Die Ausstellung wird in etwas verkleinerter Form anschließend im Leighton House Museum in London gezeigt.
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