Pensionssystem Quo vadis:
 Österreichisch-deutscher Vergleich

 

erstellt am
22. 02. 17
13:00 MEZ

Aussprache mit Mitgliedern des Bundestags im Hohen Haus
Berlin/Wien (pk) - Eine Delegation des deutschen Bundestags, die sich im Zuge einer "Fact-Finding-Mission" in Sachen österreichisches Pensionssystem seit zwei Tagen in Wien aufhält, traf am 21.02. mit heimischen PolitikerInnen im Parlament zusammen. Der Vorsitzende des Sozialausschusses, Josef Muchitsch, informierte die Gäste ausführlich über die wichtigsten Eckdaten der Altersversorgung in Österreich, die größten Herausforderungen sowie die aktuellen Vorhaben der Bundesregierung.

Während die an der Unterredung teilnehmenden SPÖ- und ÖVP-VertreterInnen die Finanzierbarkeit des umlageorientierten staatlichen Pensionssystems als gesichert ansahen, waren die Abgeordneten der Opposition unterschiedlicher Ansicht. Der freiheitliche Mandatar Werner Neubauer räumte zwar ein, dass sich durch die gesetzlichen Änderungen in den letzten Jahren einiges verbessert habe, das System an sich sei aber noch immer sehr ungerecht und nicht nachhaltig gestaltet. Er forderte eine Harmonisierung der Kassen und eine Abschaffung der noch immer bestehenden Privilegien für manche Gruppen (ÖBB, Gemeinde Wien, etc.).

NEOS-Vertreter Gerald Loacker zeigte sich höchst besorgt über die Entwicklung und wies darauf hin, dass bereits jeder vierte Euro des Budgets für die Alterssicherung aufgewendet werden muss. Kritik übte er auch an den "gewaltigen Ungleichheiten", z.B. was die Pensionshöhe von ASVG-Bediensteten und BeamtInnen, die verschiedenen Regelungen in den Bundesländern oder das Antrittsalter von Männern und Frauen betrifft. Im Sinne der jungen Menschen sollte man den Leuten endlich "reinen Wein" einschenken und die von allen internationalen ExpertInnen eingeforderte Reform der ersten Säule einleiten.

Man gehe davon aus, dass die Finanzierung des deutschen Rentensystems, das auf drei Säulen (staatlich, betrieblich und privat) fußt, bis 2030 gesichert ist, erklärte Delegationsleiter Karl Schiewerling (CDU). Wie bei jedem Modell sei eine konkrete Prognose jedoch einerseits von der wirtschaftlichen Prosperität und andererseits der demographischen Entwicklung abhängig. Auch in Deutschland habe man notwendige Änderungen vorgenommen und z.B. die Flexirente - vergleichbar mit der österreichischen Korridorpension - eingeführt. Außerdem sollen die Prinzipien Rehabilitation und Prävention gestärkt werden, um länger gesund im Beruf bleiben zu können. Schiewerling stimmte mit Angela Fichtinger (V) darin überein, dass man das System nicht kaputt reden dürfe, da sonst die jungen Leute keine Motivation mehr haben, ausreichend Beitragsjahre zu sammeln. Matthias Birkwald (Die Linke) machte darauf aufmerksam, dass laut aktuellen Zahlen des Sozialressorts die Pensionen bei den unselbständigen Erwerbstätigen in Österreich deutlich höher ausfallen als in Deutschland.

Die Erfahrungen in Deutschland hätten seiner Meinung nach gezeigt, dass der österreichische Weg, also die Beibehaltung des sehr stark umlagen- und beitragsorientierten Systems, der richtige sei, meinte Josef Muchitsch (S). Die zweite und dritte Säule sei für all jene da, die es sich leisten können oder wollen. Anpassungen wären natürlich immer notwendig, merkte er an, so wurde etwa beim letzten Pensionsgipfel im Februar 2016 eine Erhöhung der Mindestpension auf 1.000 € bei 30 Beitragsjahren beschlossen. Eine große Herausforderung stelle die starke Zunahme an entsendetem Personal dar, weil dadurch vor allem ältere einheimische Arbeitskräfte verdrängt und zudem keine Beiträge ins System eingezahlt werden. Problematisch sei aus seiner Sicht auch die hohe Zahl an Teilzeitkräften (bereits über eine Million) sowie der weitere Anstieg der geringfügig Beschäftigten. Schließlich verteidigte Muchitsch noch die etappenweise Angleichung des Frauenpensionsantrittsalters bis 2033, weil es dabei auch um eine Vertrauensfrage gehe. Man dürfe auch nicht vergessen, das ein höheres Antrittsalter immer mit höheren Abschlägen verbunden ist.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
https://www.parlament.gv.at

 

 

 

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