VPI- und HVPI-Revision 2017: Erneuerung
 des Warenkorbs und des Gewichtungsschemas

 

erstellt am
22. 02. 17
13:00 MEZ

Wien (statistik austria) - Statistik Austria berechnet seit Jänner 2017 sowohl für den nationalen Verbraucherpreisindex (VPI) als auch für den zwecks EU-Vergleich harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) die Inflationsraten auf Basis eines neuen Warenkorbs. Die Erstellung des Gewichtungsschemas erfolgte auf Grundlage der Daten der Konsumerhebung 2014/2015 sowie der Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) zum privaten Konsum. Revisionen des Warenkorbs und der Gewichtung sind regelmäßig notwendig, um Änderungen des Konsumverhaltens Rechnung zu tragen. Die letzte Revision fand im Jahr 2010 statt. Erstmals fällt die Umstellung des Warenkorbs nicht mit dem neuen Basisjahr zusammen. Das Basisjahr 2015=100 wurde bereits im Jänner 2016 begonnen.

770 Positionen im neuen Warenkorb
Insgesamt 36 neue Waren und Dienstleistungen, die das aktuelle Konsumverhalten abbilden, wurden im Dezember 2016 in den Warenkorb aufgenommen. Die meisten Neuaufnahmen gab es in der Ausgabengruppe "Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke". Darüber hinaus wurden zum Beispiel auch die Positionen "E-Bike", "Pay TV" sowie aktuelle Pkw-Neuwagenmodelle neu aufgenommen.

67 Waren und Dienstleistungen wurden aus dem Warenkorb entfernt. Vor allem die Ausgabengruppen "Bekleidung und Schuhe" und "Freizeit und Kultur" waren davon betroffen. Zu den nicht mehr erhobenen Positionen zählen auch der "Camcorder", die "Mikrowelle", der "MP3-Player" sowie einige Pkw-Neuwagenmodelle, die durch aktuellere ersetzt wurden.

Bei Waren und Dienstleistungen mit ähnlichem oder gleichem Konsumzweck wurden Beschreibungen zum Teil geringfügig geändert. So wurde etwa die Position "Butterkekse" durch "Schokokekse" ersetzt, um einem veränderten Kaufverhalten Rechnung zu tragen. Ein weiteres Beispiel ist "Katzenfutter", das nicht nur in Dosen, sondern nun auch in Schalen/Beuteln angeboten wird – auch hier bleibt jedoch der Konsumzweck unverändert.

Hauptquellen für die Gewichtung: Konsumerhebung und Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen
Um jede einzelne Ware und Dienstleistung gemäß ihrer Verbrauchsbedeutung in der Berechnung des Preisindex zu berücksichtigen, wird sie entsprechend ihres Ausgabenanteils gewichtet. Die Ausgabenanteile wurden in erster Linie aus der Konsumerhebung in den privaten Haushalten ermittelt. Die letzte Konsumerhebung wurde 2014/2015 in rund 7.100 Haushalten in Österreich durchgeführt. Auch Daten über den privaten Konsum aus den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für das Jahr 2015, aus weiteren administrativen Quellen sowie zahlreichen Sekundärquellen wurden für die Erstellung des Ausgabenschemas herangezogen.

Veränderte Gewichtsanteile im VPI und im HVPI
Die größte Gruppe im VPI ist die Ausgabengruppe "Wohnung, Wasser, Energie" (20,03%), gefolgt von "Verkehr" (12,93%), "Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke" (11,47%) sowie "Freizeit und Kultur" (11,07%) und "Restaurants und Hotels" (11,01%). Die kleinsten Ausgabengruppen sind "Erziehung und Unterricht" (1,20%) und "Nachrichtenübermittlung" (2,10%). Im HVPI hat die Ausgabengruppe "Restaurants und Hotels" (15,08%) den größten Gewichtsanteil, gefolgt von "Wohnung, Wasser, Energie" (14,31%), "Verkehr" (13,78%) sowie "Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken" (11,36%).

Die unterschiedliche Gewichtung bei VPI und HVPI lässt sich auf die zwei verschiedenen Datengrundlagen zurückführen: Für den VPI dient die Konsumerhebung als Basis, für den HVPI der private Konsum aus der VGR. Auch unterschiedliche Konzepte kommen zur Anwendung: Im HVPI sind eigentümergenutztes Wohnen, die motorbezogene Versicherungssteuer und Glücksspiele nicht enthalten. Die Anteile für Versicherungen wie auch die Instandhaltung von Wohnungen sind im HVPI geringer gewichtet als im VPI. Andererseits sind Ausgaben ausländischer Touristinnen und Touristen nur im HVPI enthalten, weshalb Treibstoffe, Flugtickets, Bewirtungs- und Beherbergungsdienstleistungen im HVPI höher gewichtet sind als im VPI.

Steigerungen im Vergleich zur Gewichtung 2010
Der größte Anstieg bei den VPI-Gewichtungsanteilen verzeichnete die Ausgabengruppe "Wohnen, Wasser, Energie" (+1,64 Prozentpunkte), gefolgt von "Restaurants und Hotels" (+0,74 Prozentpunkte). Beim HVPI betraf der größte Anstieg die Gruppe "Restaurants und Hotels" (+0,53 Prozentpunkte).

Rückgänge im Vergleich zur Gewichtung 2010
Der größte Rückgang bei den VPI-Gewichtungsanteilen wurde in den Ausgabengruppen "Verschiedene Waren und Dienstleistungen" (-0,95 Prozentpunkte) und "Bekleidung und Schuhe" (-0,68 Prozentpunkte) beobachtet. Beim HVPI schrumpfte am stärksten der Anteil der Ausgaben für "Verkehr" (-0,64 Prozentpunkte).

Methodische Informationen, Definitionen
Als Inflationsrate wird die durchschnittliche Preisentwicklung im Zwölfmonatsabstand bezeichnet.

Zwecke des VPI und des HVPI
Die beiden für Österreich berechneten Verbraucherpreisindizes haben unterschiedliche Zwecke. Der VPI ist ein allgemeiner Inflationsindikator für die Wertsicherung von Geldbeträgen (z. B. Mieten, Unterhaltszahlungen), wird aber auch als Datenbasis für Lohnverhandlungen herangezogen. Der HVPI ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in Europa und für die Bewertung der Geldwertstabilität innerhalb des Euroraums.

Der Warenkorb ist Inflationsindikator für alle österreichischen Haushalte

Der Warenkorb repräsentiert den Konsum aller privaten Haushalte. Dies bedeutet, dass er einen fiktiven österreichischen Durchschnittshaushalt darstellt. Die daraus folgende Inflationsrate ist daher eine durchschnittliche Messgröße für alle österreichischen Haushalte.

Weitere Informationen zu Warenkorb und Gewichtung finden Sie hier >

 

 

 

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