Interventionelle Radiologie in Österreich im Vormarsch – ECR 2017-Kongress von 1. bis
5. März im Austria Center Vienna
Wien (acv) - Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankungen sind die häufigsten Todesursachen in
Österreich. Die interventionelle Radiologie setzt ihren Fokus nicht nur auf die Diagnose, sondern auch auf
die Behandlung dieser Krankheiten. Besonders für Menschen mit Operationsrisiken sind diese neuen Behandlungsmöglichkeiten
entscheidend.
"In Österreich gibt es 1.282 RadiologInnen (Stand Okt. 2016), um die 10 Prozent davon beschäftigen
sich mit interventioneller Radiologie, das heißt sie diagnostizieren nicht nur, sondern behandeln die Patienten
unter permanenter Kontrolle von bildgebenden Verfahren. Man kann sagen pro Bundesland gibt es ein Zentrum im Bereich
der interventionellen Radiologie, das über diese Expertise verfügt. Aufgrund der Weiterentwicklungen
in Richtung funktionale, biologische und genetik-bezogene Bildgebung erhält die Radiologie einen immer größeren
Stellenwert in der Diagnose, aber auch bei der Behandlung von Krankheiten, "so Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus
A. Hausegger, Vorstand des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie in Klagenfurt und Präsident
elect der Österreichischen Röntgengesellschaft.
Größere Heilungschance durch interventionelle Radiologie
Besonders im Bereich des vaskulären Systems und der lokalen Therapie bei Krebserkrankungen ist es mit
Hilfe von Röntgen, CT, MRT oder Sonografie möglich exakter und effizienter zu agieren: "durch bildgebende
Verfahren ist es für uns einfacher das ‚Ziel' anzuvisieren, das heißt wir haben die Möglichkeit
durch Sonden Gefäße zu öffnen oder Tumore exakt zu lokalisieren und zu behandeln. Um sie zum Schrumpfen
zu bringen, werden sie erhitzt, mit Mikrowellen beschossen oder auch eingefroren. Durch innovative Behandlungsformen
wie der transarteriellen Chemoembolisation und der Selective Internal Radiation Therapy können PatientInnen
auch mit Hilfe von lokal verabreichter Chemotherapie und radioaktiven Substanzen behandelt werden," so Hausegger.
Lebertumore mit Zellgift behandeln
Rund 1.000 ÖsterreicherInnen erkranken pro Jahr an Lebertumoren, besonders Männer über 60 mit
alkoholbedingter Leberzirrhose aber auch Menschen mit Hepatitiserkrankungen haben ein erhöhtes Risiko. Aufgrund
der geringen Beschwerden, die diese Krebsart im Anfangsstadium verursacht, können 70% der Fälle nicht
mehr kuriert und somit nur palliativ behandelt werden. "Solche Tumore können bis zu 10 Zentimeter groß
werden, bevor man sie bemerkt. Falls das Leberkarzinom nicht chirurgisch entfernt werden kann, kommt die interventionelle
Radiologie zum Einsatz. Wir können mit Kathetern exakt zu den Tumoren fahren und versuchen sie einerseits
zu verkochen - das heißt sie mit extremer Hitze zu zerstören - oder mit transarterieller Chemoembolisation
(TACE) das Wachstum zu hemmen, "so Hausegger. Dabei wird ein Katheter in die Leberarterie eingeführt
und Zellgift an die Tumorherde gespritzt. Das entsprechende Gefäß wird anschließend mit einem
Kügelchen verschlossen und dem Tumor so die Lebensgrundlage entzogen.
SIRT - radioaktive Substanzen als neue Waffe
Bei bösartigen Tumoren, die schon innerhalb der Leber metastasiert oder viele kleine Herde haben, wird
seit kurzem die sogenannte Selective Internal Radiation Therapy (SIRT) angewendet. Im AKH Wien, aber auch bald
im Klinikum Klagenfurt wird diese Mischung aus interventioneller Radiologie und Nuklearmedizin bei Lebertumoren,
und Metastasen von Dickdarmkarzinomen angewendet. Kleinste Partikel werden mit einer radioaktiven Substanz beladen
und direkt in die Blutgefäße gespritzt, die das Organ versorgen. Die Partikel wandern in die kleinen
Blutgefäße, die den Tumor mit arteriellem Blut versorgen, bleiben dort stecken und bestrahlen das Gewebe
lokal. "Die Technik ist im Moment logistisch noch sehr aufwendig. Aufgrund der geringen Halbwertszeit des
verwendeten Yttriums, das reine Beta-Strahlung abgibt, muss ein solcher Eingriff exakt getimt sein und benötigt
lange Vorbereitungszeit. Das Verfahren hat großes Potential, muss aber noch etabliert werden, "so Hausegger,
der als Koryphäe der interventionellen Radiologie in Österreich gilt.
Gehirnschlag: Time is brain!
Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die Todesursache Nr. 1 in Österreich. Der Gehirnschlag ist bei
10 Prozent der Männer und 6 Prozent der Frauen über 60 Jahren lebensbedrohlich.
Bei der akuten Schlaganfalltherapie werden nach der Diagnose Sofortmaßnahmen durch interventionelle RadiologInnen
gesetzt, Ziel ist hierbei das Blutgerinnsel, das ein großes Blutgefäß im Gehirn verstopft so schnell
wie möglich zu entfernen. Bei einem ischämischen Schlaganfall wird durch den Verschluss eines oder mehrerer
Blutgefäße im Gehirn ein Absterben von Hirnmasse verursacht. "Das betrifft circa 10-15% der PatientInnen
mit Schlaganfall. Das Motto ‚time is brain' wird bei der Diagnose eines Schlaganfalls zur obersten Prämisse,
denn für jede halbe Stunde, die der Thrombus nicht entfernt wird, sinkt die Chance das Gehirngewebe zu erhalten
um 9%", so Hausegger. Mithilfe kleinster Kanülen wird das Blutgerinnsel entfernt und so die Sauerstoffversorgung
wieder hergestellt, "dadurch können wir die Chance auf Genesung um zumindest 50% Prozent erhöhen."
Interventionelle Radiologie beim ECR
Der größte Vorteil der interventionellen Radiologie sei, so Hausegger, dass die
"Behandlungen minimal-invasiv gemacht werden können. Ohne einen offenen chirurgischen Eingriff oder eine
Chemotherapie ist die Chance einer Genesung stark erhöht. Bei solchen Eingriffen ist häufig keine Narkose
nötig, der Krankenhausaufenthalt beträgt oft nur ein bis zwei Tage."
Denn in der Radiologie geht es nicht nur um das Erkennen von Läsionen und das Erstellen von Differenzialdiagnosen,
sondern auch um das Verständnis, wie der menschliche Körper funktioniert, wie diese Läsionen entstehen
und wie Krankheitsprozesse, mittels Hilfe von radiologischen Techniken und bildgestützten Interventionen,
überwacht und beeinflusst werden können. Auch das wissenschaftliche Programm des ECR 2017 orientiert
sich an diesen zukunftsweisenden Prozessen und Themen.
ECR fördert Nachwuchstalente
Der Hauptfokus des 29. ECR ist die neue und immer größer werdende Zielgruppe der Generation Y. Die
TeilnehmerInnen des ECR werden immer jünger (Durchschnittsalter 41,5 Jahr), der Frauenanteil ist auf fast
50 Prozent gestiegen. Dieser Erfolg basiert hauptsächlich auf dem "Invest in the Youth" Programm,
welches die ESR (European Society of Radiology) vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat. Das Programm ermöglicht
1.000 jungen RadiologInnen und RadiologietechnologInnen in Ausbildung nach Einreichung ihres Abstracts eine kostenlose
Teilnahme am Kongress inklusive Übernahme der Übernachtungskosten. Zusätzlich zeigt der ECR mit
interaktiven Präsentationsformen und unterschiedlichen Networking Aktivitäten wie man diesem demografischen
Wandel begegnet und die Bedürfnisse aller Generationen abdeckt - von Babyboomern bis zu Millennials.
Über den ECR
Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Radiologie (European Society of Radiology/ESR),
welche weltweit über 63.000 Radiologen vertritt. Mit mehr als
20.000 Teilnehmern aus der ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse weltweit;
zusätzlich bietet er eine der größten Industrieausstellung in Europa, bei der auf über 26.000
m² mehr als 300 internationale Firmen die neuesten Produkte der Medizintechnik anbieten.
Über die IAKW-AG
Die IAKW-AG (Internationales Amtssitz- und Konferenzzentrum Wien, Aktiengesellschaft) ist verantwortlich für
die Erhaltung des Vienna International Centre (VIC) und den Betrieb des Austria Center Vienna. Das Austria Center
Vienna ist mit 24 Sälen, 180 Meetingräumen sowie rund 22.000 m² Ausstellungsfläche Österreichs
größtes Kongresszentrum und gehört zu den Top-Playern im internationalen Kongresswesen. Die IAKW-AG
und damit das Austria Center Vienna stehen unter der Leitung von Vorständin Dr. Susanne Baumann-Söllner.
Weitere Informationen finden Sie unter:
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