Chemiebranche erwirtschaftete 2016 bei gleichbleibender Produktionsleistung ein Umsatzplus
von 3,1 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro
Wien (unicreditgroup) - Österreichs Chemieindustrie konnte sich 2016 nach drei negativen Jahren wieder
erholen. Die Branche verbuchte ein ausgeglichenes Produktionsergebnis und ein Umsatzplus von 3,1 Prozent auf 8,1
Milliarden Euro. Allerdings lag das Ergebnis noch immer um 5 Prozent unter dem historischen Höchststand von
2012, wie der aktuelle Branchenbericht der Bank Austria Ökonomen zeigt.
„Die heimische Chemieindustrie konnte sich in den letzten Jahren aufgrund ihrer breiten Verankerung im Wirtschaftsprozess
der generell schwachen Entwicklung nicht entziehen. Vor allem ist es der Branche nicht gelungen, das fehlende Inlandsgeschäft
mit höheren Auslandsumsätzen auszugleichen“, analysiert Bank Austria Ökonom Günter Wolf. 2016
zeigte hier eine Trendwende: Während der Inlandsumsatz der Chemieindustrie ungefähr im Ausmaß des
Rückgangs der Erzeugerpreise um 1,9 Prozent nominell zurückging, stieg der Auslandsumsatz um 5,3 Prozent
an.
Konjunkturerholung setzt sich 2017 fort
Trotz des geringen Branchenwachstums 2016 entstanden in der Chemieindustrie über 2 Prozent bzw. knapp 400
neue Arbeitsplätze (im Vergleich zum Beschäftigungszuwachs von 0,3 Prozent in der österreichischen
Industrie insgesamt). Ende 2016 arbeiteten in der Branche rund 17.600 Menschen, das entspricht 3 Prozent aller
Industriebeschäftigten. Das Beschäftigungswachstum in der Chemieindustrie beschleunigte sich im Jahresverlauf
bis ins vierte Quartal auf über 3 Prozent und bestätigte damit den Optimismus für die nächsten
Monate, den die Unternehmer bereits in den Konjunkturbefragungen erkennen ließen.
Bank Austria Ökonom Günter Wolf unterstreicht: „Die Vorzeichen für die Chemiekonjunktur 2017 sind
positiv, kündigen aber noch keine überdurchschnittlich dynamische Branchenentwicklung an. 2017 wird sich
das Wirtschaftswachstum in wichtigen westeuropäischen Exportmärkten, die immerhin das Ziel von 55 Prozent
der österreichischen Chemieexporte sind, nur leicht beschleunigen. Stärkere Nachfragezuwächse nach
heimischen Chemieprodukten sind in den größeren osteuropäischen Ländern und voraussichtlich
in den USA zu erwarten. Das sind Märkte, in die jeweils 3 bis 4 Prozent der Branchenexporte geliefert werden.“
Zumindest sollte Österreichs Chemieindustrie 2017 an ihr langfristiges Wachstumsniveau von durchschnittlich
3 Prozent in den letzten zwanzig Jahren anschließen können – sowohl in Bezug auf die Produktionsleistung
als auch auf den nominellen Umsatz.
Eine konkurrenzstarke, innovationsaktive und profitable Branche
Die Chemieindustrie in Österreich hat damit in der Vergangenheit die europäische Konkurrenz hinter sich
gelassen, denn im EU-Schnitt erreichte die Branche in den letzten zwanzig Jahren ein Produktionsplus von nur rund
1 Prozent. Zudem konnte die Branche ihre internationale Position erfolgreich verteidigen, wie die Verbesserung
der Außenhandelsbilanz mit Chemiewaren zeigte.
Das Außenhandelsdefizit ist vom bisherigen Höchststand von 1,5 Milliarden Euro 2005 auf rund 960 Millionen
2016 gesunken (geschätzt mit den Daten bis November). In erster Linie hat sich die Handelsbilanz mit Produkten
verbessert, deren Qualität gemessen an den Exportwerten pro Produkteinheit langfristig gestiegen ist. Das
sind vor allem technische Kunststoffwaren und Chemiefasern.
Hingegen wächst das Defizit vor allem in Segmenten, wo die Produktionskapazitäten in Österreich
zu klein sind, um die kontinuierlich wachsende Inlandsnachfrage zu decken: Das sind in erster Linie konsumnahe
chemische Produkte und bestimmte chemische Grundstoffe. 2016 entfielen vom gesamten Außenhandelsdefizit mit
Chemiewaren von 960 Millionen Euro rund 730 Millionen Euro auf die Warengruppe Reinigungsmittel und Kosmetika,
davon wiederum knapp 600 Millionen Euro auf Kosmetikprodukte und Parfums.
Die Grundlage für die Erfolge ist die hohe Innovationskraft der Chemieindustrie in Österreich, die zu
den innovativsten Branchen Europas zählt. „83 Prozent der österreichischen Chemiebetriebe sind im Sinn
der EU-Innovationserhebung innovationsaktiv. Das heißt, sie haben in den Jahren 2012 bis 2014 Produkt- oder
Prozessinnovationen betrieben. Die Innovationen stärkten die Konkurrenzfähigkeit der Chemieindustrie,
sicherten langfristig den Wachstumsvorsprung der Branche und waren letztendlich für einen Teil der guten Ertragsentwicklung
verantwortlich“, betont Günter Wolf.
Die heimische Chemieindustrie verbuchte in der Periode 2010 bis 2014 einen Gewinn von 4,2 Prozent vom Umsatz, in
etwa so viel wie die deutsche Branche und nur etwas unter dem besten Ergebnis von neun EU-Vergleichsländern
(4,8 Prozent in der polnischen Chemieindustrie). Auf nationaler Ebene bestätigt der Vergleich der Umsatzrentabilität
mit dem Industriedurchschnitt von 3,3 Prozent in derselben Periode die Ertragsstärke der Chemieindustrie (Quelle:
BACH Database).
Erfreuliche Perspektiven in Teilen der Chemieindustrie
Der deutsche Chemieverband rechnet bis 2030 mit einem Produktionsanstieg der chemisch-pharmazeutischen Industrie
von jährlich 3,4 Prozent weltweit und von 1,7 Prozent in der EU. Obwohl die Prognose in den letzten Jahren
nach unten korrigiert wurde, bleibt das Branchenwachstum in allen Regionen weiterhin stärker als das gesamte
Industriewachstum. In dem Prognoseszenario kann die Chemieindustrie in Österreich langfristig ein Produktionswachstum
von knapp 2 Prozent erwarten. Unter Berücksichtigung der spezifischen Branchenstruktur in Österreich
haben auf Spartenebene vor allem die Spezialitätenchemie und die Herstellung (technischer) Kunststoffwaren
überdurchschnittlich positive Zukunftsaussichten.
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