Wien (orthodoxe-kirche) - Was heißt Fasten? Der Gläubige verzichtet auf bestimmte Nahrungs- und Genussmittel,
um damit seine Sünden vor Gott zu bereuen und sich mit Gott zu versöhnen. Das Fasten soll den Geist des
Menschen stärken, damit er die körperlichen Leidenschaften in sich zähmen kann. Das Fasten soll
dem Gläubigen helfen, die Einsicht zu bekommen, dass Geist und Seele wichtiger sind als der Körper. In
der orthodoxen Tradition enthält sich der Gläubige zumeist von Speisen, in denen tierische Eiweiße
enthalten sind. Das Fasten wird immer vom Gebet begleitet und dient als Ausdruck der Gelassenheit und Seelenruhe
vor Gott.
Die Begründung des Fastens
Das Fasten wurde schon im Paradies eingeführt, als es den ersten Menschen, Adam und Eva, verboten war, vom
Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu kosten. Das Fastengebot konnten die ersten Menschen nicht einhalten
und wurden dafür bestraft, doch das Fastengebot blieb als solches aufrecht.
Das Ziel des Fastens
Das Ziel des Fastens ist die Reinigung des Körpers, die Stärkung des Willens, die Erhöhung der
Seele über dem Körper, und über allem die Verherrlichung Gottes und seiner Heiligen. Das Fasten
bedeutet einerseits die Enthaltsamkeit von bestimmten Nahrungsmitteln, aber andererseits auch von schlechten Gedanken,
Wünschen und Handlungen. Gleichzeitig soll sich der Gläubige um die Vermehrung des Gebets, der guten
Taten und Anwendung aller Tugenden des Evangeliums kümmern.
Das Fasten ist nie Selbstzweck für sich, sondern ein Mittel, das uns für die Beichte, die Reue und das
würdige Empfangen der Eucharistie vorbereitet.
Das Fasten ist kein Verzicht im Sinne des Sparens von materiellen Gütern, bei dem es uns um diese materiellen
Dinge geht (wie z. B. Autofasten wegen der Umwelt), sondern die Befreiung unserer Seele von der Leidenschaft für
das Materielle und Körperliche.
Körperliches und geistiges Fasten
Die Kirche schreibt vor, dass sich der Gläubige während der Fastentage von bestimmten Nahrungsmitteln
fernhält, aber auch von anderen körperlichen Leidenschaften wie z. B. vom Geschlechtsakt zwischen Eheleuten.
Dies soll dazu führen, dass sich der Mensch auf seinen Geist und seine Seele konzentriert, wodurch er, ohne
die körperlichen Ablenkungen, tiefer in sein Inneres eintauchen kann und sich seiner Verfehlungen bewusster
werden kann. Dies ist auch der wichtigere Teil des Fastens, nämlich das geistige Fasten, das vom körperlichen
Fasten nur unterstützt wird.
Das geistige Fasten soll uns in Verbindung mit unserer Seele bringen. Unsere Seele, die göttlichen Ursprungs
ist, hat immer den Wunsch sich mit dem Schöpfer in Einheit zu verbinden. Diese Einheit zwischen Gott und unserer
Seele wird durch die Verunreinigungen (Sünden) gestört. Daher ist es wichtig, mit Hilfe des Fastens,
diese Sünden zu identifizieren, sie zu benennen und sie durch die Reue (Beichte) zu beseitigen. Erst diese
Reinigung unserer Seele kann die ungehinderte Kommunikation unserer Seele mit ihrem Schöpfer wiederherstellen.
Aus diesem Grund brauchen wir das körperliche und geistige Fasten, an dessen Ende die Beichte ist, gekrönt
mit der Vereinigung mit Christus selbst (Eucharistie).
Eintägige Fastenzeit
Eintägige Fastenzeiten sind an jedem Mittwoch und Freitag in Erinnerung an das Leiden Christi. Ferner am Fest
der Erhöhung des lebenspendenden Kreuzes (27. September), sowie am Kreuztag (18. Januar) vor der Taufe Christi,
wo wir der Massentaufen von Erwachsenen in der frühchristlichen Kirche erinnern und am Gedenktag der Enthauptung
des Johannes des Täufers (11. September), wo wir des Märtyrertodes des Hl. Johannes gedenken.
Mehrtägige Fastenzeiten
Die Große Fastenzeit oder Osterfastenzeit, sieben Wochen vor dem Fest der Auferstehung Christi. Die Fastenzeit
vor dem Fest der Hl. Petrus und Paulus, beginnend am Montag nach dem ersten Sonntag nach Pfingsten. Die Fastenzeit
vor dem Fest der Entschlafung der Allheiligen Gottesgebärerin (14. Bis 27. August) und schließlich die
Fastenzeit vor Weihnachten (28. November bis 6. Januar). (Die Daten sind nach dem sog. Neuen Kalender genannt).
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