Der "außergewöhnliche Stilist" wird am 27. Juli in der Felsenreitschule
die Festrede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2017 halten.
Berlin/Salzburg (sf) - Markus Hinterhäuser hat für den Beginn seiner Intendanz ein Programm ersonnen,
das alle Facetten der Macht widerspiegelt. Die Macht der Vergebung oder die Ohnmacht des Verzeihens in der Eröffnungsoper
von Wolfgang A. Mozart La clemenza di Tito. Die politische Macht und die Ohnmacht der Besiegten in Verdis Aida.
Das blutige Aufbegehren einer starken Frau gegen die Unterdrückung des Systems in Lady Macbeth von Mzensk
von Dmitri Schostakowitsch. Der Aufschrei der unterdrückten Kreatur gegen den Machtmissbrauch der Obrigkeit
in Alban Bergs Wozzeck. Und das niederschmetternde Fazit von Gewalt und Verblendung durch die Macht in Aribert
Reimanns Lear.
Darf ein Leben gegen das Leben anderer abgewogen werden? Rechtfertigt der Zweck die Mittel? Nach welchen ethischen
Koordinaten richten wir unser Leben und Handeln ein? – Das sind die drängenden Fragen in einer Zeit, da die
Welt aus den Fugen geraten zu sein scheint.
„Ferdinand von Schirach führt sein Publikum an diese existenziellen Fragen. Mit der Denkschärfe eines
Strafverteidigers, mit der Argumentationsstärke eines großen Erzählers. Seine klare demokratische
und rechtsstaatliche Haltung gibt Orientierung, seine überzeugend formulierten Gedanken machen ihn zum idealen
Festspielredner 2017“, sind Festspielpräsidenten Helga Rabl-Stadler und Intendant Markus Hinterhäuser
überzeugt.
Immer wieder plädiert Schirach für den anstrengenden und langwierigen „Ausgleich von Interessen“, den
nur demokratische Abläufe garantieren können. Der Macht müsse das Recht entgegengesetzt werden,
sagt er. Die Prozessordnungen der Rechtsstaaten seien eine der bedeutendsten Errungenschaften der Aufklärung,
nur sie könnten unsere Wut kanalisieren, ihre Regeln würden unsere schwankenden Gefühle ordnen,
Zorn und Rache lehnten sie als Ratgeber ab. Sie würden den Menschen achten und am Ende seien nur sie es, die
uns schützen könnten. Und Ferdinand von Schirach beharrt darauf, dass dem Gesetz auch dann Genüge
getan werden muss, wenn im Einzelfall Unerträgliches dabei herauskommen könnte.
„Der Spiegel“ nannte Ferdinand von Schirach einen „großartigen Erzähler“, die „New York Times“ einen
„außergewöhnlichen Stilisten“, der britische „Independent“ verglich ihn mit Kafka und Kleist, der „Daily
Telegraph“ schrieb, er sei „eine der markantesten Stimmen der europäischen Literatur“. Die Erzählungsbände
Verbrechen und Schuld und die Romane Der Fall Collini und Tabu wurden zu millionenfach verkauften internationalen
Bestsellern. Sie erschienen bisher in mehr als vierzig Ländern. Terror, sein jüngstes Werk, ist das „erfolgreichste
Theaterstück der Gegenwart“ („Die deutsche Bühne“). Ferdinand von Schirach wurde vielfach mit internationalen
Literaturpreisen ausgezeichnet. Er lebt in Berlin.
http://www.schirach.de
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