Bildung ist der Schlüssel
Trausdorf/Eisenstadt (ifdburgenland) - Am 09.03. lud die unabhängige burgenländische
Zivilorganisation IFD - Initiative für Demokratie nach Trausdorf ins Kalandahaus. Im Rahmen des Symposiums
"Die Zukunft der Arbeit - die Arbeit der Zukunft?" diskutierten Dr. Johannes Kopf - Vorstand des AMS
Österreich, Mag. Julia Bock - Schappelwein - wissenschaftliche Mitarbeiterin des WIFO, DI Christoph Blum -
Geschäftsführer Trafomodern GmbH und Manfred Gerger - Geschäftsführer HELLA Fahrzeugteile Austria
GmbH und Präsident der Industriellenvereinigung Burgenland über die Zukunft der Arbeit. Moderiert wurde
der Abend von Karin Bauer, "Der Standard"/Karriere.
Wandel in der Arbeitswelt
Die Beschäftigung der Menschen und der Zustand des Arbeitsmarktes stehen in einer modernen Gesellschaft
generell im Fokus der politischen Diskussion - ganz besonders in Zeiten wachsender Arbeitslosigkeit. 2016 waren
österreichweit rund 360.000 Personen auf Arbeitssuche, zusätzlich befanden sich etwa 70.000 Personen
in staatlich finanzierten Schulungsprogrammen. Begriffe wie Arbeit 4.0, Industrie 4.0, Digitalisierung oder der
Roboter als Feind des arbeitenden Menschen scheinen den Aufbruch in ein neues Zeitalter der Beschäftigung
zu weisen. Immer schnellere Entwicklungen fordern auch rasche Lösungen - und dies vor allem auch auf dem Arbeitsmarkt,
der selbst auch einem Wandel unterworfen ist.
Wenig Chancen für Menschen ohne Ausbildung
Ein Blick auf die Arbeitslosenzahlen der letzten 25 Jahre zeigt, dass diese bei Universitätsabgängern,
Menschen mit Matura sowie auch Personen mit Lehrabschluss bei relativ konstant sind. Gravierende Veränderungen
im Sinne es eines massiven Ausbruchs nach oben gibt es hingegen bei Pflichtschulabgängern bzw. Menschen ohne
Ausbildung, wo seit den 1990-er Jahren eine Steigerung um mehr als 15 Prozent zu verzeichnen ist. Dieser Trend
wird sich noch verstärken und fordert vor allem die Politik jetzt zu handeln: "Menschen ohne Ausbildungen
werden auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr gebraucht werden", so Dr. Johannes Kopf, Vorstand des AMS Österreich.
Modelle wie Bildungskarenz würden dabei nur bedingte Anreize schaffen, so Kopf, da diese vor allem wiederum
von bereits höher qualifizierten Personen in Anspruch genommen werden. "Langfristig geht es nur so, dass
wir die Kinder nicht ohne Ausbildung aus der Schule lassen", so der AMS-Vorstand. Die Basis dafür muss
bereits im Kindergarten gelegt werden, um in der Schule die Basisqualifikation zu schaffen: "Lesen, Schreiben
und Rechnen sind die Grundvoraussetzungen, damit alle anderen Kompetenzen, die sich ein Mensch aufbaut, auch angewandt
werden können", sagte Mag. Julia Bock-Schappelwein vom WIFO Österreich. In der Folge sei es auch
unabdingbar, den jungen Menschen laufend Einblicke in Unternehmen und damit auch in den Arbeitsmarkt zu geben,
was im derzeitigen Bildungssystem noch viel zu wenig verankert sei.
Weitgehend einig zeigten sich die Experten darin, dass die Arbeit zwar nicht ausgehen werde, es allerdings zu
einer Verschiebung der Berufe komme. Gewisse Berufe werden von neuen Berufsbildern oder Beschäftigungen verdrängt
werden, wofür wiederum Bildung und Qualifikation als Schlüssel notwendig seien. Finanzielle Anreizsysteme,
um Menschen in die Beschäftigung zu bringen, erfuhren vonseiten der Unternehmer ebenso Ablehnung wie das bedingungslose
Grundeinkommen. Vielmehr sollte die Politik Voraussetzungen schaffen, die das System des Förderns und des
Forderns vorantreiben, was vor allem durch
Senkung der Lohnnebenkosten
Arbeitszeitflexibilisierung und
Steuersenkung in wirtschaftlich schwächeren Regionen bzw. Zeiten
erreicht werde.
Bewusstsein für Standort Burgenland erzeugen
Konkret auf die Situation im Burgenland gingen die Unternehmer Manfred Gerger und DI Christoph Blum ein. "Einer
der Vorteile im Burgenland ist, dass die Fluktuation der Mitarbeiter relativ gering ist. Allerdings ist es für
uns als südburgenländischer Betrieb oftmals schwierig, qualifizierte Mitarbeiter zu finden", so
Manfred Gerger, Geschäftsführer HELLA Fahrzeugteile Austria GmbH. DI Christoph Blum hat dieses Problem
im Nordburgenland nicht, er sieht jedoch in einem anderen Bereich großen Aufholbedarf: "Um unsere Standorte
zu sichern, müssen wir auf Automatisierung setzen - diese schreitet viel zu langsam voran." Arbeitsschritte
werden getrennt und individuell im Sinne der höchsten Effizienz am geeignetsten Standort erbracht - dabei
gibt es drei Anforderungen: billig, schnell oder gut zu produzieren. "Billige Produktion kommt in Österreich
nicht in Frage. Daher müssen sich die Unternehmen auf schnelle und gute Produktion verlagern, um bestehen
zu können - und es braucht im Land ein Bewusstsein für den Standort Burgenland", so Blum. Dass das
Land Burgenland beispielsweise seine Drucksorten mittlerweile im benachbarten Ausland drucken lässt, sei jedenfalls
kein gutes Zeichen des Landes an seine Unternehmer.
Initiative für Demokratie - IFD
Die Initiative für Demokratie ist eine Plattform der Zivilgesellschaft für mündige Bürger,
die gemeinsam die Themen des Burgenlandes aufgreifen und diskutieren. Im Rahmen von Veranstaltungen werden politische
und wirtschaftliche Fragestellungen des Landes erläutert und eine breite Plattform für Diskussionen geboten.
Veranstaltungen der IFD in 2016 und 2017
1. Swaps und Flops: Schuldenkrise - Bund und Länder in Gefahr?
2. Landesfinanzen auf dem Prüfstand: Rechnungshöfe wohin?
3. Der Gast im Burgenland
4. Die Zukunft der Arbeit - Die Arbeit der Zukunft?
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