Die Zusammenarbeit des Landes Südtirol mit der Minderheit der Tibeter stand im Mittelpunkt
des zweiten Teils der Projektreise von Landeshauptmann Kompatscher.
Lhasa/Bozen (lpa) - Ziel des zweiten Teils der Arbeitsreise zur Überprüfung von Projekten der
Entwicklungszusammenarbeit war Indien. Im zentralindischen Dharamsala hat die tibetische Exilregierung seit 1960
ihren Sitz. Knapp 100.000 der rund 130.000 Exiltibeter leben in den 39 tibetischen Siedlungen in Indien. Das Land
Südtirol hat bis heute 44 Vorhaben zugunsten der Exiltibeter mit einem Betrag von 1,5 Millionen Euro mitgetragen.
Am Sitz der tibetischen Exilregierung in Dharamsala traf Landeshauptmann Kompatscher mit Premierminister Lobsang
Sangay und weiteren Regierungsmitgliedern zusammen. "Die Bedürfnisse und Wünsche der Minderheiten
haben weltweit viele Parallelen. Daher ist der Schulterschluss und der Austausch zwischen den Minderheiten wichtig
und hilfreich", betonte Landeshauptmann Kompatscher nach dem Treffen. Südtirol, so versicherte Südtirols
Landeshauptmann, fühle sich angesichts der eigenen Erfahrung und der errungenen Autonomie auch weiterhin verpflichtet,
andere Minderheiten nach Möglichkeit zu unterstützen. Bei dem Treffen am Sitz der Exilregierung wurde
vereinbart, in Zusammenarbeit mit der Europäischen Akademie eine große Minderheiten-Veranstaltung auszurichten.
Im Verlauf seines dreitägigen Aufenthalts in Indien besichtigte Landeshauptmann Kompatscher mehrere der von
Südtirol mitfinanzierten Projekte. Stark unterstützt wurden beispielsweise die Tibetan Children’s Village,
die tibetischen Kinderdörfer. Einem dieser Kinderdörfer, die ab 1960 auf Betreiben des Dalai Lama eingerichtet
wurden, um mittellose tibetische Kinder in Indien zu fördern, stattete Landeshauptmann Kompatscher am Donnerstag
einen Besuch ab und traf dabei auch mit dem Präsidenten der tibetischen Kinderdörfer, Thupten Dorjee,
zusammen. "Das Land Südtirol hat seit 2002 neun Kinderdorfprojekte mit insgesamt 280.000 Euro gefördert.
Die Arbeit kommt etwa der Hälfte aller tibetischen Kinder im Exil zugute, da die nichtgewinnorientierte Trägerorganisation
umfassende Bildungs- und Betreuungsdienste organisiert und heute auch acht Internate, vier Tagesschulen, Sommercamps
und drei Berufsschulzentren führt", sagt Landeshauptmann Kompatscher, "hinzu kommen vier Schülerheime,
von denen jenes in Mungod mit Finanzierung des Landes erbaut wurde."
Im Tibetan Children Village in Dharamsala nahm die Südtiroler Delegation auch an den Feierlichkeiten zum 58.
Gedenktag des tibetischen "Uprising Day" teil. "Südtirols Autonomie ist ein positives Beispiel,
wie man Konflikte überwinden kann", erklärte dabei Landeshauptmann Kompatscher, "wir wollen
den Tibetern in der Welt Hoffnung geben, sie sind nicht allein. Mit ihrem unbändigen Glauben an den gewaltlosen
Weg ehren sie sich und den Dalai Lama. Die Kinder des Tibetan Children Village, die wir besucht haben, werden diesen
Weg weitergehen."
Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Zusammenarbeit im Bereich der Landwirtschaft. Erst im vergangenen Jahr wurde
ein Pilotprojekt zur Modernisierung der Anbauweise und für eine nachhaltige Landwirtschaft abgeschlossen,
das 39 tibetischen Siedlungen einbezogen hat und gemeinsam mit der EURAC durchgeführt worden ist.
Zum Abschluss der Projektreise wurde Landeshauptmann Kompatscher vom geistigen und religiösen Oberhaupt der
Tibeter, dem 14. Dalai Lama, empfangen. Tenzin Gyatso, wie der Dalai Lama mit richtigem Namen heißt, bestätigte
die enge freundschaftliche Verbundenheit mit Südtirol. Sein Auftrag sei es, "sich friedlich aber konsequent
für die sprachliche und kulturelle Identität seiner Minderheit einzusetzen, um die Autonomie für
sein Land zu erreichen", dabei seien Konflikte nicht mit Gewalt sondern mit den Waffen des Geistes und des
Herzens zu lösen.
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