LR Pernkopf: Artenschutz-Erfolg für Naturland Niederösterreich
St. Pölten (nlk) - Etwa 30 Vogelkundler trotzten Kälte und Wind, um im vergangenen Jänner
entlang der Flüsse und Auen nach Seeadlern Ausschau zu halten und sie fachkundig zu zählen. Nun liegen
die Ergebnisse der winterlichen Bestandsaufnahme vor: 179 Seeadler halten sich gerade in Österreich und den
Grenzregionen auf – für BirdLife, Nationalpark Donau-Auen, WWF und das Land Niederösterreich ein schöner
Erfolg, der Ostösterreich als bedeutendsten Lebensraum für den gefährdeten Greifvogel ausweist.
Niederösterreichs Naturschutz-Landesrat Dr. Stephan Pernkopf lobt das Schutzprojekt für Österreichs
Wappenadler: „Der Seeadler ist ein wichtiger Bestandteil unseres Naturlands Niederösterreich. Die erfreulichen
Ergebnisse der Winterzählung ist eine Bestätigung der konsequenten Artenschutzbemühungen der NGOs
und des Landes Niederösterreich über die Ländergrenzen hinweg.“
Der Winterbestand setzt sich aus den heimischen Brutpaaren und Jungvögeln, die bei uns geboren wurden, sowie
den Wintergästen aus Nord- und Osteuropa zusammen. „Dort sind die Gewässer im Winter großteils
zugefroren. Weil die Adler aber Fische und Wasservögel als Hauptnahrungsquelle brauchen, machen sich vor allem
junge Adler jedes Jahr im November und Dezember auf den Weg nach Mitteleuropa, um sich an eisfreien Gewässern
niederzulassen“, erklärt Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. Die
meisten Adler fliegen spätestens im März wieder zurück. Die Brutpaare bleiben jedoch bei uns. Im
Frühjahr 2016 haben 24 Paare in Österreich gebrütet und auf den großen Baumhorsten erfolgreich
31 Junge großgezogen.
„Im Nationalpark Donau-Auen waren es sechs Jungtiere. Wir hoffen auf eine ebenso erfolgreiche Brutsaison 2017“,
hält Christian Baumgartner vom Nationalpark Donau-Auen fest. Um die weitere Entwicklung der Adler gut verfolgen
zu können und sie bestmöglich vor Gefahrenquellen zu schützen, werden der WWF und der Nationalpark
Donau-Auen auch heuer wieder einzelne bei uns geschlüpfte Seeadler mit Satellitensendern versehen.
Mit 66 Adlern führen die March-Thaya-Auen erneut die Liste der besten Überwinterungsgebiete an, gefolgt
von den Donau-Auen mit 38 Tieren und dem Waldviertel mit 23 Seeadlern.
Ergebnisse der Winterzählung pro Bundesland: 66 in den March-Thaya-Auen (Niederösterreich) inklusive
Grenzgebiet zu Tschechien und Slowakei, 38 in den Donau-Auen (Niederösterreich, östlich und westlich
von Wien), 23 im Waldviertel (Niederösterreich), 22 im Seewinkel und Hanság (Burgenland bzw. Ungarn),
elf auf der Parndorfer Platte (Burgenland), fünf im Südburgenland und in der Oststeiermark, sechs im
Weinviertel (Niederösterreich) und zwei am Unteren Inn (Oberösterreich).
Der imposante Seeadler ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 230 Zentimetern Europas größter
Adler. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde er gezielt verfolgt und sein Lebensraum zerstört. Dank engagierter
Schutzmaßnahmen ist er wieder nach Österreich zurückgekehrt, im Jahr 2001 kam es zur ersten erfolgreichen
Brut. Doch nicht alle freuen sich über das Comeback der Großgreifvögel: „Nach wie vor fallen Seeadler
illegalen Abschüssen und gezieltem Gifteinsatz zum Opfer oder verenden, wenn sie mit bleihaltiger Jagdmunition
erlegte Wildtiere fressen“, bedauert Christian Pichler, Seeadlerexperte des WWF.
Bei der so genannten Synchronzählung werden alle Gebiete, in denen sich Seeadler aufhalten, kontrolliert.
Auch die angrenzenden Nachbarländer werden einbezogen, da wichtige Lebensräume wie die March-Thaya-Auen
oder das Neusiedlersee-Gebiet grenzüberschreitend sind. Doppelte Registrierungen werden vermieden, indem die
Adler hinsichtlich Beobachtungszeitpunkt und –ort, Flugrichtung und Altersklasse unterschieden werden.
Die Zählung wurde durch die Europäische Union und das Land Niederösterreich finanziert. Träger
ist die Abteilung Naturschutz des Landes Niederösterreich in Zusammenarbeit mit der Energie- und Umweltagentur
NÖ (eNu), dem WWF und BirdLife Österreich.
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