Innenminister Wolfgang Sobotka und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl unterzeichneten
am 09.03. eine Vereinbarung über eine Kooperation im Bereich der Prävention für die österreichische
Wirtschaft.
Wien (bmi) - "Das Thema Cyber-Kriminalität ist eine zentrale Herausforderung der Zukunft, sowohl
für Wirtschaftsbetriebe, als auch die Bevölkerung im Allgemeinen. Das Ziel ist, die bereits vorhandene
Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) und dem Innenministerium zu intensivieren und
mit einer bundesweiten Koordination, Evaluierung und Optimierung von Best-Practice-Modellen eine "Win-Win-Situation"
für beide Kooperationspartner zu erreichen", sagte Innenminister Wolfgang Sobotka am 09.03. bei der Unterzeichnung
der Kooperationsvereinbarung zwischen WKO und Innenministerium.
Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl betonte: "In Österreich verschiebt sich die Kriminalität
gerade weg von Gewaltdelikten hin zu Netzdelikten. Schwere Gewaltdelikte am Tatort Unternehmen, wie schwerer Raub
oder schwerer Diebstahl, sind zuletzt um 30 Prozent gesunken, Cybercrime dagegen ist um 30 Prozent gestiegen. Zum
ersten kann man dem Innenminister nur gratulieren. Bei zweitem ist eine entsprechende Vorsorge extrem wichtig",
betonte Leitl. "Wir setzen auf die Ausweitung und Intensivierung dieser, seit vielen Jahren bewährten,
Kooperation zwischen Wirtschaft und Polizei mit dem Ziel, dass die österreichischen Betriebe in der digitalen
Welt nicht Opfer eines Angriffs werden und die vielen erfolgreichen Services zur Steigerung der Sicherheit im Handel
fortgeführt und intensiviert werden."
Bei der jetzt dritten Auflage der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftskammer und Innenministerium gehe es insbesondere
auch darum, Ängste zu nehmen und virtuellen Attacken von vornherein zu verhindern. "Jeden Tag gibt es
ca. 25.000 Angriffe durch Erpressungstrojaner auf IT-Systeme.Wer da nicht handelt, ist fahrlässig", betonte
Leitl und unterstrich: "Jeder kann von Cybercrime betroffen sein – vom kleinesten Unternehmen bis zum größten."
Robert Bodenstein, Obmann der WKÖ-Bundessparte Information und Consulting, betonte, dass beim Thema Cyberkriminalität
"ein extrem schmaler Grat zwischen Awareness und Bewusstseinsbildung auf der einen sowie Panikmache auf der
anderen Seite zu überwinden ist". Die Wirtschaftskammer unterstütze die Betriebe etwa durch Bewusstseinsbildung
durch Veranstaltungen und gezielte Informationen sowie Beratung. Cyberkriminelle agieren wie gewöhnliche Kriminelle.
Sie suchen den einfachsten Weg. Ist eine Tür offen, schlagen sie zu. Als Wirtschaftskammer wollen wir einen
Beitrag leisten, damit die Betriebe mit möglichst wenig Aufwand dafür sorgen können, dass ihre Türen
geschlossen sind."
Die Kooperation "Unternehmen Sicherheit" wurde erstmals im Jänner 2010 mit der damaligen Innenminiministerin
Maria Fekter zwischen WKO und dem Innenministerium vereinbart. Diese Kooperation wurde 2013 mit Innenministerin
Mikl-Leitner erneuert und erweitert. Der Schwerpunkt der Kooperation liegt auf der Intensivierung der Zusammenarbeit
mit der Polizei, insbesondere im Bereich der Kriminalprävention.
GEMEINSAM.SICHER im Handel
"Handelsbetriebe in Einkaufsstraßen oder -zentren sind Orte der Kommunikation und des Informationsaustausches",
sagte der Innenminister. "Deshalb ist es wichtig, gemeinsam mit Unternehmern und deren Mitarbeitern Präventionsmaßnahmen
zu entwickeln und umzusetzen, beispielsweise Informationsveranstaltungen und -broschüren oder der Einsatz
des Online-Schulungs-Tools Sicherheit im Handel." Die Sicherheits- und Notfall-App für Unternehmen sei
eine zusätzliche, moderne Form, Unternehmen und deren Mitarbeitern Handlungsanleitungen für Notfallsituationen
sowie Kontaktmöglichkeiten rasch zur Verfügung zu stellen, ergänzte Sobotka.
"Einem erhöhten Sicherheitsrisiko aufgrund des Bargeldvorrates sind Trafikantinnen und Trafikanten ausgesetzt",
sagte der Innenminister. "Sie sind eine wichtige Drehscheibe der Kommunikation und Sicherheitsmultiplikatoren
am Land sowie in den Grätzeln der Städte – daher bedarf es hier besonderer Präventionsmaßnahmen."
GEMEINSAM.SICHER gegen Wirtschaftskriminalität
"Die Digitalisierung bringt neue Geschäftsmodelle und Chancen für die Wirtschaft, birgt aber
auch viele neue Gefahren", sagte der Innenminister. Ein wirksames Instrument, Angriffe im Cyberraum frühzeitig
zu erkennen und Schaden zu minimieren, sei CERTs (Computer Emergency Response Team), sagte Sobotka. Da es derzeit
kaum Erfahrungen hinsichtlich eines entsprechenden Designs für Klein- und Mittelbetriebe (KMU) gebe, soll
eine Machbarkeitsstudie die Einsatzmöglichkeiten klären, sagte der Innenminister.
"Für Gründer- und Jungunternehmer soll ein analoges und digitales Angebot zur Verfügung gestellt
werden, das auf die Situation von Betriebsgründern abgestimmt ist und die Sensibilisierung von Jungunternehmen,
beispielsweise durch Webseminare, zum Ziel hat", sagte Sobotka. Die Gefährdung im Bereich der Datensicherheit
werde von Unternehmen als die größte Herausforderung im Bereich der Digitalisierung gesehen, sagte der
Innenminister. "Daher wird im ersten Halbjahr 2017 zu den Themen "IT-Sicherheit und Datenschutz"
eine eigene Veranstaltungsreihe in den Landeshauptstädten für Unternehmen durchgeführt."
Datendiebstahl, Ransomware und Denial of Service-Attacken seien reale Bedrohungen für Unternehmen, sagte Sobotka."Die
bereits durchgeführten Cyberübungen und Planspiele sollen auch für KMUs angeboten werden. Damit
können die Unternehmen solchen Angriffen professioneller und effizienter begegnen." In speziellen Veranstaltungen
sollen Gewerbetreibende auch über die Bekämpfung von Geldwäsche als organisierte Kriminalität
bzw. Terrorismusfinanzierung aufgeklärt werden, sagte der Innenminister.
GEMEINSAM.SICHER – fIT im Netz
"Es ist auch erforderlich, Vertrauenspersonen bzw. Berater aus der österreichischen IT-Wirtschaft als
Multiplikatoren in die Kampagnenarbeit zu integrieren", sagte Sobotka. "Daher wird ein Speziallehrgang
zur Weiterbildung und Qualifizierung der Beratungsexperten erarbeitet, der auch eine Zertifizierung beinhaltet."
Eine Toolbox bzw. ein Leitfaden werde erstellt, auf der wissensbasierte Dienstleister Publikationen zum Thema Digitalisierung
abrufen können, sagte der Innenminister. "Ergänzt wird diese Toolbox durch Veranstaltungen in den
Bundesländern, bei denen diese Dienstleister auf die Maßnahmen vorbereitet werden."
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