Bundeskanzler und neue Frauenministerin bei Festveranstaltung zum Internationalen Frauentag
Wien (sk) - Das Ministerium für Gesundheit und Frauen lud zum Internationalen Frauentag am 08.03. zu
einer Festveranstaltung unter dem Motto „Alles, was Recht ist! Perspektiven 20 Jahre nach dem Frauenvolksbegehren“.
Nach einer Gedenkminute für die verstorbene Ministerin Sabine Oberhauser betonte die neue Ministerin für
Gesundheit und Frauen Pamela Rendi-Wagner: „Von der Gleichstellung profitiert die ganze Gesellschaft. Frauenpolitik
darf nicht nur Anliegen von Frauen sein, sondern wir müssen sie in allen Sektoren und Bereichen zu einem gemeinsamen
Anliegen machen.“ Bundeskanzler Christian Kern stellte in seinen Begrüßungsworten ebenfalls klar: „Das
Thema Gleichberechtigung betrifft die gesamte Gesellschaft.“ Ziel müsse es sein, auch die Männer davon
zu überzeugen, „dass wir alle etwas davon haben, wenn wir den Gedanken der Gleichberechtigung ernst nehmen“.
Am Frauentag angelobt worden zu sein, sei eine „große Freude und große Ehre“, emotional aber überschattet
vom Verlust Sabine Oberhausers, einer „großartigen Chefin, Kollegin, Freundin, großartigen Politikerin“,
mit der sie zwei Jahre lang eng und konstruktiv zusammengearbeitet habe, sagte Rendi-Wagner.
Seit dem Frauenvolksbegehren vor 20 Jahren, der ein „Riesenerfolg war für die Frauen in diesem Land“, sei
viel passiert, aber „viel liegt auch noch vor uns“, betonte Rendi-Wagner. Zu den größten Herausforderungen
gehöre das Schließen der Lohnschere, die „inakzeptabel“ sei, so die Ministerin, die hier die Einführung
eines Mindestlohns von 1.500 Euro fordert, von dem 200.000 Frauen betroffen wären. Auch die Vereinbarkeit
von Beruf und Familie, die „immer noch vor allem auf den Schultern der Frauen lastet“, müsse verbessert werden,
etwa durch den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen und Ganztagschulen. Ein weiteres Thema ist Gewalt gegen
Frauen. „Die Finanzierung der Gewaltschutzzentren und Frauenhäuser muss weiter abgesichert sein. Alle Frauen
müssen sichere Anlaufstellen haben“, stellte Rendi-Wagner klar. „Ich will diese Themen zu einer Priorität
machen, nicht nur heute, sondern jeden Tag und mich mit voller Kraft dafür einsetzen, das voranzutreiben.“
Dazu seien verlässliche Partner aus allen gesellschaftlichen Bereichen Voraussetzung. „Gemeinsam kommen wir
schneller ans Ziel“, alle müssten die „Ärmel hochkrempeln“ und „an einem Strang ziehen“, sagte die Ministerin.
„Wir haben ein Problem, ein ernstes Problem“, betonte Bundeskanzler Kern zu Beginn seines Statements. „Wir feiern
hier heute den Internationalen Frauentag, allerdings in einer Runde, die vor allem aus Frauen besteht.“ Es sei
wichtig, die Frage der Gleichbehandlung in der ganzen Gesellschaft zu diskutieren. „Die Auseinandersetzungen, die
vor 38 Jahren Fahrt aufgenommen haben, sind noch lange nicht am Ende. Wir sind immer noch nicht da, wo wir sein
wollen“. Es sei immer noch nicht selbstverständlich für alle, „dass wir die Gleichberechtigung vorantreiben“,
so Kern. Das Frauenthema könne nicht allein in ein Ressort ausgelagert werden, sondern sei für ihn „Chefsache“,
betonte Kern. „Wir müssen dafür sorgen, dass in aller Breite alle dahinterstehen.“ Der Plan A sei auch
der Versuch, politische Maßnahmen zu entwickeln, um das Leben von Frauen zu verändern: Die Einführung
eines Mindestlohns, das Beschäftigungsprogramm für über 50-Jährige oder die Neuregelungen bei
Privatinsolvenzen betreffe vor allem Frauen. Es müsse darum gehen, „die politischen Themen zu identifizieren,
die zu einer Benachteiligung führen und diese abzuarbeiten“, so der Kanzler. Im Regierungsprogramm habe einiges
Eingang gefunden, dennoch gebe es noch viele offene Punkte. So brauche es etwa mehr Lohntransparenz, um die Lohnschere
zu schließen, die Unterhaltsthematik sei ein ungelöstes Problem, „da müssen wir rascher vorankommen“.
Auch der Ausbau bei der Kinderbetreuung sei eine wesentliche frauenpolitische Maßnahme, denn abseits der
Theorie sei dies immer noch eine Verpflichtung, der vor allem Frauen nachkommen. Bei der Gestaltung einer feministischen
Gesellschaft seien auch die Männer gefordert. Er selber verfolge dieses Ziel auch aus Eigennutz, so der Kanzler:
„Ich möchte nicht, dass meine Tochter in zehn Jahren ankommt und sagen muss, dass sie nicht die gleichen Chancen
hatte wie ihre Brüder.“
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