Oberösterreich wird zur Daten-Drehscheibe
für Mittel- und Osteuropa

 

erstellt am
20. 03. 17
13:00 MEZ

Linz (lk) - Im Rahmen einer Pressekonferenz im Landhaus in Linz präsentierte Wirtschafts-Landesrat Dr. Michael Strugl am 17.03. gemeinsam mit Ing. DDr. Werner Steinecker, Generaldirektor der Energie AG Oberösterreich, Mag. Christian Schug, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Lidl Österreich, und Dipl. Jur. Matthias Rassbach, Geschäftsleiter Immobilien von Lidl Österreich, über die geplante Daten-Drehscheibe für Mittel- und Osteuropa, die in Oberösterreich entstehen wird.

Sauberer Strom, Sicherheit und Fachkräfte sind Vorteile im Standortwettbewerb
Es sind eine Reihe natürlicher Gegebenheiten, aber auch standortpolitischer Faktoren, die Oberösterreich zu einem optimalen Standort für den Betrieb von Datencentern machen. Dazu gehören neben dem gemäßigten Klima vor allem der direkte Zugang zu Kühlwasser, die Kombination aus einer leistungsfähigen Strom- und Datennetzanbindung und konkurrenzfähige Energiepreise.

"Oberösterreich bietet zudem ein immer wichtiger werdendes Alleinstellungsmerkmal: Der nachhaltige Energiemix sorgt dafür, dass Datencenter äußerst ökologisch betrieben werden können. Für potenzielle Betreiber ist das ein relevanter Faktor", sagt Wirtschafts-Landesrat Dr. Michael Strugl. Oberösterreich zählt zudem gemeinsam mit Deutschland, Tschechien und Schweden zu jenen Ländern mit den wettbewerbsfähigsten Energiepreisen, in Verbindung mit einem hohen Anteil an erneuerbarer Energie.

"Harte" Standortfaktoren stimmen
Die oö. Wirtschaftsagentur Business Upper Austria hat zusammenhängende Flächen von bis zu 50 Hektar identifiziert, die aufgrund ihrer geografischen Lage perfekte Bedingungen für den Betrieb eines Datencenters bieten. "Von diesen Flächen gibt es drei im ganzen Bundesland mit in Summe deutlich mehr als 100 Hektar.", sagt Wirtschafts-Landesrat Strugl. Diese Standorte sind an die Hauptverkehrsachsen angebunden, wozu auch der Flughafen Linz gehört, um eine rasche Ersatzteilversorgung sicherstellen zu können. Ein weiterer Vorteil ist, dass auch von Industrieanlagen in der Umgebung keine Einflüsse wie Vibrationen, Staub oder elektromagnetische Störungen zu erwarten sind.

Wirtschaftsagentur Business Upper Austria geht offensiv auf potenzielle Betreiber zu
Der Weg Oberösterreichs zur Datendrehscheibe für Mittel- und Osteuropa steht erst am Anfang. "Erste Beispiele sind das amsec der Fa. AMS Engineering im Softwarepark Hagenberg oder aktuell Lidl in Riedersbach. Aber wir wollen unsere Standortvorteile noch breiter bekanntmachen", gibt Strugl die Marschroute vor.

Fachkräfte-Ausbildung ist anerkannt
Nicht zu unterschätzen ist auch der Standortfaktor Fachkräfte-Verfügbarkeit. Oberösterreich punktet dabei einerseits mit einer Zentralen Bündelung von Kompetenzen aus Bildung, Forschung und Wirtschaft und andererseits mit einem breiten Ausbildungsangebot auf hohem Niveau: Von den HTL über die Fachhochschulen mit dem Campus Hagenberg bis hin zur Johannes-Kepler- Universität. An der Uni gibt es rund 1.000 Studierende mit einschlägigem Studienschwerpunkt, in Hagenberg 1.550. Dazu kommen rund 380 HTL- Absolvent/innen mit IKT-Schwerpunkt. Wermutstropfen ist aber, dass vor allem bei den HTL die Absolventenzahl in den vergangenen zehn Jahren gesunken ist.


Ing. DDr. Werner Steinecker, Generaldirektor Energie AG Oberösterreich:
Rechenzentren an die Quelle: Stromversorgung und Leitungskapazitäten sind wichtigste Standortfaktoren

Mit dem Ende der Kohleverstromung am Kraftwerksstandort Riedersbach hat sich die Energie AG auf die Suche nach neuen Nutzungsmöglichkeiten der vorhandenen Infrastruktur gemacht. Bei der Evaluierung neuer Nutzungsmöglichkeiten stellte sich heraus, dass die Standortvorteile nicht nur für die Stromerzeugung günstig sind, sondern auch andere Nutzungen davon profitieren können.

Denn alle Erzeugungsstandorte sind für einen sicheren Abtransport der erzeugten Energie in der Regel mehrfach an das Stromnetz angeschlossen, zudem sind sie in das Glasfasernetz der Energie AG integriert. "Diese Rahmenbedingungen sind auch für Betreiber von Datencentern interessant", sagt Energie AG-Generaldirektor Werner Steinecker. Mit diesen Voraussetzungen ging man im Unternehmen daran, die Notwendigkeiten für den Aufbau einer Datencenter-Infrastruktur zu erheben und die entsprechenden Konzepte zu erstellen. Schnell wurde klar, dass sich Kraftwerksstandorte dafür gut eignen - jener in Riedersbach ganz besonders: Der Grund dafür ist einerseits die unmittelbare Grenznähe zu Deutschland, andererseits die Anbindung an das paneuropäische Lichtwellenleiternetz, das im Nahbereich des Kraftwerkes die deutsch-österreichische Grenze passiert.

"Die Situierung von Riedersbach ist ein Glücksfall für die Energie AG", stellt Steinecker fest, denn mit relativ geringem Aufwand kann der Standort Riedersbach an die europäische Daten-Halsschlagader angebunden werden. Gleichzeitig stehen am Standort in Riedersbach die Experten aus dem Kraftwerksbetrieb für die Kühlung von Anlagen zur Verfügung. Eine mehrfache Anbindung an das Stromnetz hilft zusätzlich Kosten zu sparen.

"Wir haben bis vor kurzem immer noch davon gesprochen, Datencenter auf der grünen Wiese zu errichten", sagt Steinecker. Das sei in vielen Fällen auch heute noch möglich, die Energie AG gehe mit dem Projekt in Riedersbach aber schon einen Schritt weiter und arbeitet mit einer Verschmelzung von "Powerplant" (engl. für Kraftwerk) und "Datacenter" (engl. für Rechenzentrum) bereits an der Umsetzung des "Dataplant"-Konzeptes: Das Rechenzentrum wird in unmittelbarer Nähe zum Kraftwerk, im Idealfall sogar am Kraftwerksgelände platziert. Somit können die Vorteile der Anbindung an Strom- und Datennetz bestmöglich genutzt, weitere Einrichtungen und Know-how z.B. aus der Kühlung übernommen und letztlich Kosten minimiert werden.

"Das Dataplant-Konzept geht in Riedersbach voll auf und ist der jetzigen Form einzigartig", sagt Steinecker. Alle treibenden Wachstumsfaktoren für die Rechenzentrumsentwicklung - Energie und verfügbare Bandbreiten - stehen ausreichend zur Verfügung. "Wir können damit die idealen Rahmenbedingungen für den Betrieb von Rechenzentren schaffen - denn künftig werden wir emissionslos Daten auf die Reise schicken und diese hocheffizient und zentralisiert in Datacenters oder Dataplants verarbeiten", ist Steinecker überzeugt. Mit diesem Zugang gehöre die Energie AG in Mitteleuropa zu den Vorreitern: Die Schwarz-Gruppe, zu der auch die Lebensmittelkette-Lidl gehört, hat als erster Kunde diese Möglichkeiten in Riedersbach erkannt und errichtet derzeit auf einer Grundfläche von 18.000 Quadratmetern das derzeit größte Rechenzentrum Österreichs. Steinecker will den Standort in Riedersbach zum "DataCampus der Energie AG" machen und weitere Rechenzentrums-Betreiber ansiedeln, entsprechende Gespräche laufen bereits. "Mit den Rahmenbedingungen vor Ort haben wir einen Trumpf in der Hand", sagt der Energie AG-Generaldirektor, "das was wir hier anbieten können, ist in seiner Gesamtheit sicher ein Musterbeispiel für eine gelungene Digitalisierung und kann eine Visitenkarte für die Region werden."


Mag. Christian Schug, Vorsitzender der Geschäftsleitung, und Dipl. Jur. Matthias RASSBACH, Geschäftsleiter Immobilen, Lidl Österreich
"Voraussetzungen für ein Rechenzentrum für Lidl sind in Riedersbach geradezu ideal"
"Die Voraussetzungen für das Rechenzentrum sind in Riedersbach geradezu ideal", bestätigt Matthias Raßbach, Geschäftsleiter Immobilien bei Lidl Österreich. Und so ist es: Der Standort verfügt über ein hervorragend ausgebautes Glasfasernetz, eine sichere Energieversorgung und entsprechende Kühlmöglichkeiten für die Abwärme aus dem Betrieb der Server. Diese ideale Kombination am Standort hat nach einem internationalen Auswahlverfahren diese Betriebsansiedelung ermöglicht.

Das Rechenzentrum wird durch Lidl Österreich für die "Schwarz IT Infrastructure & Operations Services GmbH & Co. KG" (kurz SITIOS) errichtet. Die SITIOS ist ein Unternehmen der deutschen Schwarz Gruppe, zu der auch die Handelsunternehmen Lidl und Kaufland gehören. Die SITIOS steht als zentraler Dienstleister (IT-Infrastruktur- und IT-Betriebs-Dienstleistungen) für die Unternehmen der Schwarz Gruppe (Kaufland, Lidl) zur Verfügung. Ab Herbst 2018 werden in Riedersbach Daten aus den europäischen Handelsfilialen der Schwarz Gruppe verarbeitet.

Der Bau des Rechenzentrums läuft voll nach Plan, die Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden in Oberösterreich funktioniert professionell und reibungslos. Insgesamt investiert die Unternehmensgruppe einen zweistelligen Millionenbetrag in dieses Großprojekt. Die Ausführung erfolgt dabei durch regionale, oberösterreichische Unternehmen (ARGE aus Schmid Baugruppe und DYWIDAG). "Wir legen großen Wert darauf, hier auch regionale Firmen bei diesem Projekt zu beauftragen. Damit investieren wir weiterhin in den Wirtschaftsstandort Österreich", so Christian Schug, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Und ergänzt: "Lidl Österreich hat allein im letzten Jahr rund 10 Mio. EUR in Oberösterreich investiert. Außerdem setzten wir natürlich auch im Sortiment auf oberösterreichische Hersteller und Lieferanten, wie beispielsweise Berglandmilch, Wurmhöringer oder Wiesenberger."

Auf rund 18.000 Quadratmetern entsteht in zwei Bauabschnitten eine Gebäudefläche von ca. 7.500 m². Mit knapp 90 Metern Länge, 40 Metern Breite und 13 Metern Höhe spart das moderne zweigeschossige Gebäude wertvolle Grundfläche im Vergleich zu einer rein ebenerdigen Bauweise.

Der Bau dauert voraussichtlich rund 1½ Jahre. Mit Ende Juni 2018 ist die Inbetriebnahme des Rechenzentrums geplant. Zuerst als Testbetrieb, ab Herbst 2018 kann dann schließlich der Vollbetrieb aufgenommen werden.

Lidl in Oberösterreich
Lidl Österreich ist seit 1998 in Österreich am Markt und steht seither für das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Unternehmen mit Sitz in Salzburg beschäftigt rund 4.800 Mitarbeiter, 745 davon alleine im Bundesland Oberösterreich. Drei Logistikzentren beliefern die knapp 220 Filialen in ganz Österreich, das Regionallager in Laakirchen ist unter anderem zuständig für 30 Lidl-Filialen in Oberösterreich. Eine weitere Filiale in Oberösterreich für 2017 ist bereits in Planung.

Lidl Österreich ist ganz aktuell zum vierten Mal in Folge als "Great Place to Work" und damit als einer der besten Arbeitgeber Österreichs ausgezeichnet worden, 2017 sogar erstmals als Gesamtsieger in der Kategorie XL.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.strugl.at
http://www.biz-up.at
http://www.energieag.at
http://www.lidl.at

 

 

 

 

 

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