LH-Stv. Mikl-Leitner eröffnete diesjährige Schallaburg-Ausstellung
Schallaburg/St. Pölten (nlk) - Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag. Johanna Mikl-Leitner eröffnete
am 17.03. die diesjährige Schallaburg-Ausstellung zum Thema „Islam“. Von 18.03. bis 05.11. stellt sich das
Ausstellungszentrum Fragen wie „Wie findet Begegnung zwischen Kulturen und Religionen statt?“ oder „Wie gehen wir
mit Verschiedenheit um?“. Im Fokus der Ausstellung stehen muslimische Kulturen in Österreich. Neben religiösen
Objekten zeigt die Ausstellung auch viele überraschende Exponate, die vom „Islam in Österreich“ erzählen.
„Dieser Ort und diese Ausstellung unterstreichen, wie wichtig uns in Niederösterreich die Kulturpolitik ist“,
sagte Landeshauptmann-Stellvertreterin Mikl-Leitner, die die Ausstellung in Vertretung von Landeshauptmann Dr.
Erwin Pröll eröffnete, im Zuge des Festaktes. Die Kultur sei „eine wichtige Wissensvermittlerin“ und
lade „zum Dialog und zum Nachdenken“ ein, so Mikl-Leitner.
Die Schallaburg sei „ein Zentrum der Bildung und auch ein Zentrum der Weltreligionen“, betonte die Landeshauptmann-Stellvertreterin
weiters. Hier werde der Bildungsauftrag sehr ernst genommen, die Schallaburg sei ein Zentrum, an dem „sich internationale
Kulturen und Religionen begegnen“, sagte sie im Gespräch mit der Moderatorin der Eröffnung, Barbara Stöckl.
Die Ausstellung überzeuge durch ihren kulturhistorischen Bezug, darüber hinaus sei die Schallaburg aber
auch ein „Gesamterlebnis“, verwies Mikl-Leitner auf den historischen Innenhof, den Renaissancegarten und die Burg
vor den Toren des Weltkulturerbes Wachau.
Forum des Dialogs und Plattform für Kultur der Begegnung
Im Vorfeld der Eröffnung der „Islam“-Ausstellung informierten Kurt Farasin, künstlerischer Leiter der
Schallaburg, und die beiden Kuratorinnen Lisa-Noggler-Gürtler und Maria Prantl über die in rund dreijähriger
Vorbereitungszeit entstandene Schau, die sich als Forum des Dialogs und Plattform für eine Kultur der Begegnung
versteht. In enger Zusammenarbeit mit Experten aus der Wissenschaft und muslimischen Communities in Österreich
wurden dafür acht Kapitel kreiert, in denen jeweils aktuelle Fragen, historische Entwicklungen und unterschiedliche
Sichtweisen behandelt werden, in deren Mittelpunkt aber stets die in Österreich lebenden Muslime, das tägliche
Zusammenleben und der Umstand stehen, wie beide Seiten voneinander profitieren.
So geht es unter dem Titel „Besprochen“ um Offenbarungstexte und ihre Übersetzung: Während ja die Bibel
nicht als gesprochenes Wort Gottes, sondern als von Menschen geschrieben und daher auch als übersetzbar verstanden
wird, gilt der Koran demgegenüber als Wort Gottes. Dementsprechend existieren auch nur etwas mehr als 60 Übersetzungen
des Koran, aber rund 3.000 Übersetzungen der Bibel in andere Sprachen. Im Kapitel „Bewohnt“ geht es um die
Nachbarschaftsverhältnisse in Österreich. Namen auf Türklingeln stehen als Synonym für die
sich wandelnde Demographie, hinter den Türen selbst verbirgt sich dann jeweils eine andere Identität
und Biographie. Auf einer dieser Türen, durch die eine entsprechende Geräuschkulisse dringt, hängt
ein Schild: „Wir feiern ein Fest, wenn es zu laut ist, bitte klingeln“...
„Beseelt“ reflektiert die Ähnlichkeiten der drei Abrahamitischen Religionen, zeigt, dass es nicht den Islam,
sondern Dutzende Strömungen in wechselnden Beziehungsverhältnissen gibt, präsentiert einen Kalender
der religiösen Feiertage und geleitet den Besucher mit „Allahu Akbar“ Rufen zu einem kleinen, korrekt nach
Mekka ausgerichteten Gebetsraum. „Begrenzt“ wiederum bezieht sich auf die Geographie ebenso wie auf die Religion
und das tägliche Miteinander. Während der Monarchie, in welcher der Islam seit dem 16. Jahrhundert, massiv
aber nach der Annexion Bosnien-Herzegowinas im Jahr 1908, ein Thema war, war etwa ein in Südtirol eingesetztes
Bosniaken-Infanterieregiment das höchstdekorierte des Ersten Weltkrieges.
„Bekleidet“ chargiert zwischen den durch Kleidung vermittelten Botschaften und dem Grad der Freiwilligkeit, diese
zu tragen, und präsentiert vor dem Hintergrund, dass es im Islam eigentlich keine eindeutigen Kleidervorschriften
gibt, einen Catwalk, der zeigt, was alles möglich ist – bis hin zum osmanischen Dirndl aus Tiroler Walkstoff
und einem T-Shirt mit der Aufschrift „Wird‘ ned narrisch, I bin islamisch“. „Bedroht“ spannt in Folge einen Bogen
entlang der in der Gesellschaft vorhanden Ängste – von den Kreuzzügen über die Türkenbelagerung
bis hin zum aktuellen Thema Flucht.
„Berufen“ stellt das Gleichbehandlungsgesetz aus dem Jahr 2004 und seine Umsetzung in verschiedenen Firmen und
Institutionen in den Mittelpunkt. „Beliebt“ schließlich berichtet von der Faszination des Orients und von
aus diesem Sehnsuchtsort importierten Lebensmitteln wie Gewürze, Tee und Kaffee, Objekten wie dem aus dem
Beduinentuch abgeleiteten und durch Jassir Arafat populär gewordenen Palästinenserschal und Sujets wie
dem Bauchtanz als Aerobic der 1970er-Jahre. Auch das größte unter den von zahlreichen Leihgebern aus
Österreich, Deutschland und der Schweiz stammenden Exponaten schmückt dieses Kapitel: ein komplett eingerichtetes
orientalisches Zimmer aus der vorletzten Jahrhundertwende, das zum ersten Mal öffentlich zu sehen ist.
Folder und Ausstellungstexte sind viersprachig – Deutsch, Englisch, Arabisch und Türkisch – abgefasst;
insgesamt 15 Kulturvermittler begleiten die Schau und bieten pro Tag drei fixe Führungstermine.
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