Linz (lk-oö) - Die Sojabohne spielt weltweit eine überragende Rolle als Eiweißquelle, aber auch
als Lieferant pflanzlichen Öles. Bekanntlich wird Sojabohne überwiegend in Nord- und Südamerika
angebaut. Europa ist hochgradig abhängig von Sojaimporten, vorwiegend aus den USA, Brasilien und Argentinien.
In Österreich wurde Sojabohne zu einer wichtigen Kultur in der Ackernutzung und die Nachfrage nach den hierzulande
produzierten gentechnikfreien Qualitäten ist hoch. In der Initiative Donau Soja sieht die Landwirtschaftskammer
OÖ großes Potenzial, um die Abhängigkeit von Soja- Importen zu mindern.
"Österreich ist innerhalb der EU ein Vorreiter im Sojaanbau. Heuer rechnet die Landwirtschaftskammer
OÖ mit einer Anbaufläche von etwa 55.000 bis 60.000 Hektar, ca.
15.000 davon in Oberösterreich. Die Anbaufläche könnte aus ackerbaulicher Sicht in Österreich
auf etwa 70.000 bis 80.000 Hektar gesteigert werden. Damit setzt Österreich wichtige Schritte auf dem Weg
in Richtung besserer Selbstversorgung mit Eiweiß. Noch vor fünf Jahren wurden in Österreich ca.
600.000 Tonnen Soja jährlich importiert, die sich durch verschiedene Initiativen doch wesentlich reduziert
haben. Die Landwirtschaftskammer begrüßt daher das Projekt Donau Soja, mit dessen Hilfe der Sojaanbau
in der Donauregion propagiert werden soll und das dieser Kultur weit über Österreich hinaus Bedeutung
gibt", umreißt Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ, die Perspektiven des
Sojaanbaus.
Österreich hat bei Sojabohne eine lange Tradition und Geschichte, denn schon in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts beschäftigte sich Professor Haberlandt an der damaligen Hochschule für Bodenkultur in
Wien intensiv mit Sojabohne - sowohl pflanzenbaulich als auch mit den vielfältigen Verwertungsmöglichkeiten.
Vor etwa 30 Jahren wurde in Oberösterreich die pflanzenbauliche Grundlagenforschung zu Soja wieder aufgenommen.
Aus sehr bescheidenen Anfängen hat sich ein interessantes Projekt entwickelt. Im Vorjahr wurden österreichweit
rund 150.000 Tonnen Soja produziert, heuer wird - wegen der Ausweitung der Anbauflächen - mit einem Ertrag
von 170.000 bis 180.000 Tonnen gerechnet.
Bedeutung der Sojabohne in der Welt, in Europa und Österreich
Sojabohne ist eine klassische Mehrnutzungspflanze und eigentlich eine Ölsaat, deren Ölgehalt mit
ca. 20 Prozent allerdings relativ gering ist. Die Bedeutung der Sojabohne ist jedoch enorm: Mit einer Ernte von
ca. 330 Millionen Tonnen pro Jahr hat Soja einen Anteil von 60 Prozent an der globalen Ölsaatenernte.
Die Sojabohne ist global gesehen ein wichtiges Handelsprodukt - allerdings gibt es weltweit nur wenige Länder
bzw. Regionen mit hohem Zukaufsbedarf. Traditionell ist die EU ein großer Sojaimporteur, sie wurde mittlerweile
aber von China als größter Importeur abgelöst. Der wachsende Wohlstand der Bevölkerung und
der damit einhergehende steigende Fleischkonsum haben die chinesischen Sojaimporte geradezu explodieren lassen.
Innerhalb von nur 20 Jahren sind die chinesischen Sojaimporte von Null auf über 80 Millionen Tonnen gestiegen.
Soja ist in Österreich und der EU gentechnikfrei
In den Hauptproduktionsländern wird der Großteil der Sojabohne mit gentechnisch veränderten
Sorten erzeugt, in Österreich und der EU wird GVO-frei produziert. Mit einer verstärkten heimischen Sojaproduktion
kann daher auch der Markt für GVO-freies Soja zunehmend besser bedient werden. Gerade im Fleischbereich werden
immer mehr Produkte
"gentechnikfrei" ausgelobt. Für die Produzenten wird es allerdings immer schwieriger, garantiert
gentechnikfreien Sojaschrot zu bekommen. Bei schlechterer Verfügbarkeit sind die Preise schon gestiegen und
werden weiter steigen. "Hier liegen durchaus Chancen für die heimischen Produzenten. Im Rahmen von Donau
Soja sollen die Chancen der Länder des Donauraums im Sojaanbau wahrgenommen und gebündelt werden",
verdeutlicht Reisecker.
Mit der Ölmühle in Güssing und neuerdings in Straubing (Bayern) gibt es auch Verarbeiter für
Sojabohne - Österreich ist geographisch für die Nutzung dieser Mühlen zur Produktion von Sojaöl
und Sojaschrot recht günstig positioniert. Eine größere Rolle könnten künftig noch die
heimischen Soja-Toastereien spielen, in denen die Sojabohne hitzebehandelt wird, um sie vollwertig in der Fütterung
einsetzen zu können.
Erfreulich ist auch, dass es in Österreich eine eigenständige Sojazüchtung gibt. Für den langfristigen
Erfolg der Sojaproduktion ist es wichtig, dass beim Betriebsmittel Saatgut auf österreichische Sorten zurückgegriffen
werden kann.
Soja hat noch Potenzial
2016 betrug die Anbaufläche in Österreich 50.000 Hektar - für heuer rechnet die Landwirtschaftskammer
OÖ mit einem recht deutlichen Zuwachs. In Österreich könnten ohne weiteres auch 70.000 bis 80.000
Hektar Sojabohnen angebaut werden - der Markt würde es "vertragen". Neben den Märkten für
Speisesoja entwickeln sich auch immer mehr Märkte für Soja als Futtermittel - sei es als heimischer Sojaschrot
aus gentechnikfreiem Anbau oder auch getoastet als Vollsoja.
Sojamarkt in Österreich
Der Sojamarkt in Österreich unterliegt eigenen "Spielregeln". In Österreich gibt es einen
hohen Anteil an Bio-Soja, der überwiegend in die Lebensmittelverarbeitung geht. In Niederösterreich und
im Burgenland erfolgt jeweils rund ein Drittel der Sojaproduktion in Bio- Qualität. In Oberösterreich
liegt der Bio-Anteil aktuell bei etwa sieben Prozent der Anbaufläche, da die Biosoja-Produktion im Feuchtgebiet
sehr herausfordernd ist. Dennoch sollen künftig in Oberösterreich aber auch speziell auch im Biosoja-Anbau
weitere Akzente gesetzt werden. In Österreich gibt es einige innovative Unternehmen, die Soja zu Lebensmitteln
verarbeiten, und daher wird etwa die Hälfte der österreichischen Sojaernte unmittelbar im Lebensmittelsektor
verwendet, vor allem für die Produktion von Tofu, Milchersatzprodukten und auch für die Backmittelindustrie.
Die Nachfrage nach GVO-freiem Soja ist in diesem Bereich groß.
Im Sinne des Sojapioniers Prof. Friedrich Haberlandt, der schon im 19. Jahrhundert sehr viel Grundlagenforschung
mit Sojabohne betrieben hat, hat Österreich sehr viel theoretische und praktische Erfahrung mit dem Sojaanbau.
Österreich: ein bedeutendes Soja-Land
"Österreich ist innerhalb der EU ein bedeutendes Soja-Land - bei einem Anteil von lediglich zwei
Prozent an der EU-Ackerfläche stammen etwa sieben Prozent der EU-Sojaernte aus Österreich. Es gibt noch
Potenziale für eine Ausweitung des Sojaanbaus in Österreich - gerade im flächenstarken Niederösterreich
sind noch Gebiete, die mehr Sojabohne
,vertragen' würden. Aber auch in den EU-Ländern der Donauregion sind die klimatischen Voraussetzungen
für eine Ausweitung des Sojaanbaus gegeben. Mit Hilfe von Donau Soja wird es uns gelingen, das Know-how für
den Anbau in diese Regionen zu transportieren", ist Präsident Reisecker überzeugt.
Sojabohne mit hervorragendem Hülsenansatz. Hintergrund des österreichischen aber auch des europäischen
Sojaprojektes ist es, den Eiweißbedarf aus eigener Produktion besser abzudecken, GVO-Importe zurückzudrängen
und mehr Nachhaltigkeit in die Landwirtschaft zu bringen - sowohl ökologisch als auch ökonomisch.
Die Forcierung des europäischen Sojaanbaus mit der Donau Soja Initiative ist Matthias Krön (l.), Obmann
des Vereins Donau Soja, und Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ, ein großes
Anliegen.
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