Ljubljana/Graz (lk) Am 15.03. wurde die „Iconotheca Valvasoriana", eine wertvolle historische topographische
Sammlung in 17 Bänden im Folioformat, an die Steiermärkische Landesbibliothek übergeben. Andrej
Rahten, Botschafter der Republik Slowenien in Österreich, brachte mit dieser Übergabe seine Verbundenheit
zur Steiermark, insbesondere zur Steiermärkischen Landesbibliothek in der auch der slowenische Lesesaal angesiedelt
ist, zum Ausdruck. „Die ‚Iconotheca Valvasoriana' ist für die Steiermärkische Landesbibliothek eine unschätzbar
bedeutende Sammlungsergänzung", so die Leiterin der Landesbibliothek Katharina Kocher-Lichem. Kulturlandesrat
Christian Buchmann strich in seinen Dankesworten dem Botschafter gegenüber die Ungewöhnlichkeit der Person
Valvasor hervor: „Valvasor war ein moderner Europäer, für den es keine Grenzen des Denkens gab. In seiner
rastlosen Tätigkeit als Sammler hat er uns ein künstlerisch Jahrhunderte umfassendes Geschenk gemacht,
das auf der ganzen Welt seinesgleichen sucht."
Johann Weichard Valvasor, Freiherr zu Galleneck und Neudorff, Herr zu Wagensperg und Liechtenberg, wurde im Mai
1641 in Laibach geboren, war Adeliger im habsburgischen Herzogtum Krain und bedeutender Universalgelehrter, Topograph
sowie Historiker. Seine Beschreibungen von Landschaft, Kultur und Architektur seiner Krainer Heimat, aber auch
der Nachbarherzogtümer Kärnten und Steiermark wurden vielerorts gerühmt. Die Beschreibungen von
Städten, Burgen und Schlössern sowie Naturdenkmälern in Kärnten und Krain sind bis heute bedeutend.
Auch für die Geschichtsschreibung sind Valvasors Werke wichtig, da er zahlreiche Informationen sammelte, deren
Quellen heute zum Teil verloren sind. Zudem unterhielt er zahlreiche Korrespondenzen mit hervorragenden Gelehrten
des In- und Auslandes. Valvasors Entwicklung statistischer Verfahren für die Hydrologie war wegweisend und
insbesondere seine Beschreibung des Zirknitzer Sees (Cerkniško jezero) erregte so viel Aufsehen, dass er in die
Londoner Königliche Gesellschaft aufgenommen wurde. Außerdem hatte Valvasor eine Vergangenheit als Krieger:
1683 wirkte er zur Zeit der zweiten Türkenbelagerung Wiens mit, befehligte erfolgreich eine Truppe von 400
Mann zur Abwehr der Türken und Ungarn von der Ostgrenze der Steiermark.
Zeichnungen und Skizzen
Die große Anzahl der von Valvasor gefertigten Zeichnungen und Skizzen von Städten, Märkten,
Klöstern, Burgen und Schlössern verwendete unter anderen der Illustrator Andreas Trost für Kupferstiche,
die in der „Topographia Ducatus Carniolae modernae" (1679), der „Topographia Archiducatus Carinthiae antiquae
& modernae completa" (1688) und in „Die Ehre dess Hertzogthums Crain" (1689) abgedruckt wurden. Valvasor
hatte für Trost auf seinem Schloss Wagensberg (slowenisch Bogenšperk) in der Nähe von Littai (Litija)
im Jahr 1678 eine eigene Kupferstichwerkstatt eingerichtet, die von vielen bedeutenden Zeichnern ihrer Zeit frequentiert
wurde. Ein kostspieliges Unterfangen, das nahezu das gesamte Vermögen Valvasors verschlang, sodass er nach
Veräußerung seiner Güter am 19. September 1693 letztlich in sehr dürftigen Verhältnissen
in Gurkfeld verstarb.
Iconotheca Valvasoriana
Die grafische Sammlung, die Valvasor angelegt hatte, wurde in der „Inconotheca Valvasoriana" dokumentiert:
Die 17 Bände mit insgesamt 7752 Blättern, Drucken und Zeichnungen von deutschen, österreichischen,
französischen, italienischen oder englischen Meistern des 15., 16. und 17. Jahrhunderts - etwa von Albrecht
Dürer, Rembrandt van Rijn und Lucas Cranach - sind eine der bedeutendsten frühbarocken Grafiksammlungen
des Habsburgerreiches, zusammengetragen von 1659 bis 1672 auf zahlreichen Reisen durch Europa, die ihn vor allem
durch Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich, die Schweiz und sogar nach Tunesien führten. Im Jahr
2000 begann die Janez Vajkard Valvasor Foundation der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste
in Laibach das Original der „Iconotheca Valvasoriana" zu faksimilieren - ein arbeitsintensiver und aufwändiger
Prozess, der bis 2008 dauern sollte. Insgesamt wurden 100 Exemplare produziert, die sich in namhaften Institutionen
auf der ganzen Welt befinden, darunter die Metropolitan Library in Zagreb und the Royal Society of London.
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