Bank Austria Konjunkturindikator erreicht im Februar mit 2,7 Punkten den besten Wert seit 2011
– Industrie weiter überdurchschnittlich optimistisch
Wien (bank austria) - Der Konjunkturaufschwung in Österreich verstärkt sich mit Beginn des Frühjahres
weiter. Sowohl die Stimmungsindikatoren als auch die bislang vorliegenden realen Wirtschaftsdaten zeichnen für
die ersten Monate des Jahres 2017 ein gutes Konjunkturbild. „Der Bank Austria Konjunkturindikator ist im Februar
2017 auf 2,7 Punkte geklettert. Damit signalisiert der Indikator eine weitere Steigerung der Konjunkturdynamik
seit Jahresbeginn und lässt auf das stärkste Wachstumstempo der heimischen Wirtschaft seit mehr als fünfeinhalb
Jahren schließen“, betont Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Im Vorjahr hat sich die österreichische Wirtschaft unterstützt durch die Steuerreform und die Festigung
der Erholung in Europa aus der mehrjährigen Stagnationsphase befreien können. Gegen Ende 2016 sorgte
internationaler Rückenwind dafür, dass sich die Erholung der heimischen Wirtschaft in einen – deutlich
an Kraft zulegenden – Aufschwung verwandelte. „Die spürbare Verbesserung der Konjunktur lässt die österreichische
Wirtschaft den Wachstumsrückstand gegenüber dem europäischen Durchschnitt und auch Deutschland aufholen,
der in den vergangenen zwei Jahren vorwiegend aufgrund einer schwächeren Binnennachfrage bestanden hat. Wenn
sich der derzeitige Kurs fortsetzt, könnte die österreichische Wirtschaft sogar erstmals seit dem Jahr
2013 wieder ein höheres Wachstum als der Euroraum erreichen“, ist Bruckbauer optimistisch.
Die Verbesserung des Konjunkturklimas in Österreich, das sich auch im abermaligen Anstieg des Bank Austria
Konjunkturindikators widerspiegelt, ist im Februar vor allem auf die steigende Zuversicht der Konsumenten zurückzuführen.
Erstmals seit Sommer 2011 übertrifft die Konsumentenstimmung in Österreich den langjährigen Durchschnitt.
Während die positiven Effekte der Steuerreform abgemildert noch etwas nachwirken, hat sich die langjährige
Skepsis der heimischen Konsumenten vor allem durch die anhaltende Stabilisierung der Lage am Arbeitsmarkt gewandelt.
Industrie-Optimismus ist ungebrochen
Während im Dienstleistungssektor und am Bau die Hochstimmung vom Jahresbeginn leicht abgeflaut ist, bleibt
der Optimismus in der Industrie ungebrochen. Die Einschätzung der Geschäftsaussichten in der heimischen
Industrie war im Februar sogar so gut wie zuletzt im Frühjahr 2011. „Neben der Verbesserung der Konsumentenstimmung
hat auch der weiter steigende Optimismus in der Industrie den Bank Austria Konjunkturindikator im Februar nach
oben gezogen. Wobei vor allem das günstigere globale Wachstumsumfeld, das sich in einer Stärkung der
Auslandsnachfrage niederschlägt, die Stimmung in der Industrie stützt“, meint Bank Austria Ökonom
Walter Pudschedl.
Die solide Binnennachfrage, die im vergangenen Jahr überwiegend für den Aufschwung in der Industrie verantwortlich
war, erhält seit einigen Monaten immer mehr Unterstützung aus dem Ausland. Der auf Basis der österreichischen
Außenhandelsanteile ermittelte Index für die globale Industriestimmung hat im Februar den höchsten
Wert seit dem Frühjahr 2011 erreicht.
Belebung der Auslandsnachfrage steigert Investitionstätigkeit
Das gute Konjunkturklima hat mittlerweile alle Teilsektoren der heimischen Wirtschaft erfasst. Der Aufschwung der
österreichischen Wirtschaft steht auf zunehmend robusteren Beinen und hat zu Jahresbeginn zudem an Stärke
gewonnen. „Wir gehen davon aus, dass sich nach dem guten Ergebnis Ende 2016 das Wachstumstempo der österreichischen
Wirtschaft im ersten Quartal 2017 sogar noch erhöht hat. Mit Unterstützung sowohl der Binnen- als auch
der Auslandsnachfrage dürfte sich der Anstieg des BIP im Startquartal sogar in Richtung 2 Prozent im Jahresvergleich
bewegt und damit das stärkste Plus seit Sommer 2011 erreicht haben“, erwartet Pudschedl.
Nach der schwachen Exportentwicklung im Jahr 2016 zeichnet sich mittlerweile eine Belebung der Nachfrage aus dem
Ausland ab. Die Exportauftragslage hat sich klar verbessert. Erstmals seit über einem Jahr dürfte der
Außenhandel zu Jahresbeginn 2017 wieder einen positiven Beitrag zum Wirtschaftswachstum geleistet haben.
Die gestiegene Nachfrage aus dem Ausland hat nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria auch die
Investitionstätigkeit in Österreich positiv beeinflusst.
Aufgrund der hohen Exportorientierung der heimischen Wirtschaft besteht zwischen Exportdynamik und Investitionswachstum
ein starker, stabiler Zusammenhang, der im aktuellen Stimmungsbild für eine Belebung der Investitionen spricht.
Zudem weist die in den vergangenen Monaten gestiegene Kapazitätsauslastung der Betriebe auf einen erhöhten
Bedarf an Erweiterungsinvestitionen hin. Die Inlandsnachfrage kann damit ihr Wachstumstempo weiter halten, zumal
der Konsum dank der noch anhaltenden positiven Effekte der Steuerreform 2016 sowie der hohen Beschäftigungszuwächse
weiter gut in Schwung ist.
„Der Aufschwung der österreichischen Wirtschaft hat mit internationaler Unterstützung kraftvoller eingesetzt,
als bisher erwartet. Der dynamische Jahresbeginn stellt die Weichen für ein höheres Wirtschaftswachstum
als im Vorjahr. Angesichts der jüngsten Daten haben wir unsere Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2017
von 1,6 auf 1,8 Prozent erhöht“, so Pudschedl.
Nach dem starken Beginn wird die österreichische Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf gut in Schwung bleiben,
wenn auch eine schleichende Verlangsamung der Wachstumsdynamik zu erwarten ist. Während von der Auslandsnachfrage
zunehmende Unterstützung ausgehen sollte, lässt der Rückenwind für die Binnenkonjunktur etwas
nach. Auch wenn die Auftragsbücher am Bau gut gefüllt sind und nach einer langjährigen Phase der
Investitionszurückhaltung noch einiger Nachholbedarf besteht, ist angesichts vieler Unsicherheiten von einem
abnehmenden Investitionstempo auszugehen. Vordringlich wird allerdings der private Konsum aufgrund des Auslaufens
der positiven Effekte der Steuerreform an Kraft einbüßen.
Arbeitslosenquote stabilisiert sich
Die günstige Konjunkturentwicklung schlägt sich in einem kräftigen Beschäftigungswachstum nieder.
Mit einem Beschäftigungsplus von 1,5 Prozent im Jahresvergleich wird es im laufenden Jahr voraussichtlich
wieder gelingen, das steigende Arbeitskräfteangebot am Arbeitsmarkt unterzubringen. „Angesichts des kräftigen
Konjunkturaufschwungs sollte der bisher von uns erwartete Anstieg der Arbeitslosenquote für 2017 vom Tisch
sein. Wir gehen derzeit von einer gegenüber dem Vorjahr unveränderten Arbeitslosenquote von 9,1 Prozent
aus“, meint Bruckbauer.
Inflation noch im Aufwärtstrend
Nach dem deutlichen Anstieg der Inflation zu Jahresbeginn auf 2 Prozent hat sich der Aufwärtstrend noch weiter
fortgesetzt. Im Februar hat die Teuerung bedingt durch eine ungünstige Kombination aus Ölpreisdynamik
im Jahresvergleich und Wechselkursrelation die 2 Prozent-Marke sogar übertroffen, aber damit voraussichtlich
den diesjährigen Höhepunkt erreicht. Im weiteren Jahresverlauf wird der treibende Einfluss der Rohstoffpreise
auf die Inflation kontinuierlich abnehmen und ab dem Jahreswechsel 2017/18 beinahe auslaufen. Im Jahresdurchschnitt
2017 erwarten die Ökonomen der Bank Austria eine Teuerung von zumindest 1,8 Prozent und damit eine Verdoppelung
gegenüber dem Vorjahr.
Da die Aufwärtsentwicklung der Inflation in Österreich, wie im gesamten Euroraum derzeit ausschließlich
von externen Faktoren, wie den Preisen für Rohöl und Nahrungsmittelrohstoffe getrieben wird, während
der binnenwirtschaftliche Inflationsdruck moderat ist, zeigen sich die Kerninflationsraten bisher weitgehend stabil.
Die Europäische Zentralbank hat unter diesem Eindruck bislang keine Änderung der Geldpolitik angekündigt.
„Angesichts des aktuellen Inflationsauftriebs in ganz Europa, der sich in den kommenden Monaten auch über
Sekundäreffekte in der Kerninflationsrate niederschlagen wird, sehen wir die Normalisierung der Geldpolitik
in Europa näher rücken. Die Reduktion des Wertpapieraufkaufprogramms ab April kann als erster Schritt
gesehen werden. Eine Anhebung der Leitzinsen erwarten wir nicht vor Ende des nächsten Jahres.“, meint Bruckbauer
abschließend.
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