Kardinal Schönborn bekräftigt Bedenken gegen Verhüllungsverbot - Über Zölibat
kann und soll nachgedacht werden, aber "gegen vorschnelle Notlösungen"
St. Gerold/Wien (kap) - Die Bischofskonferenz unterstützt die staatlichen Bemühungen für
eine stärkere Integration, hält aber das aktuell diskutierte gesetzliche Verhüllungsverbot für
übertrieben. Das haben sowohl Kardinal Christoph Schönborn als auch der Feldkircher Diözesanbischof
Benno Elbs im Gespräch mit Medien unmittelbar vor Beginn der Beratungen der Bischofskonferenz am Nachmittag
des 13.03. in der Propstei St. Gerold erklärt. Weitere wichtige Themen der viertägigen Vollversammlung
des Episkopats in Vorarlberg sind die Situation des kontemplativen Ordenslebens sowie die gesellschaftlichen Veränderungen
und ihre Auswirkungen auf Schule und Bildung.
Sowohl Schönborn als auch Elbs unterstrichen, dass gelingende Integration Begegnung und Kommunikation bräuchten.
In bestimmten sensiblen Bereichen wie in der Schule und im Gericht müsse die Vollverschleierung verboten werden,
so der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der jedoch ein allgemeines Verhüllungsverbot für "übertrieben"
und einen "zu starken Eingriff in die zivilen Freiheiten" hält. Ähnlich argumentierte auch
Bischof Elbs, der persönlich große Vorbehalte gegen Bekleidungsvorschriften im Sinne einer Verhüllung
äußerte, "noch dazu wenn sie nur Frauen betreffen". Dennoch sollte der Staat "vorsichtig
sein, wenn man mittels Gesetze in das Privatleben der Menschen eingreifen will".
Über das Zölibat kann und soll nachgedacht werden, besonders wenn es um schwierige Notsituationen in
der Seelsorge geht. Das sagte der Wiener Erzbischof im Blick auf die jüngsten Aussagen von Papst Franziskus
in einem Interview mit der deutschen "Zeit". "Wir haben einen Priestermangel, wir haben aber auch
einen Gläubigenmangel", führte der Kardinal weiter aus, der dafür plädierte, den Blick
in der Zölibatsdiskussion auf die Gesamtsituation der Kirche und des Glaubens zu weiten. Beim Zölibat
brauche es "keine vorschnellen Lösungen", so Schönborn.
Keine seelsorgliche Notsituation ortete auch Bischof Elbs für die Diözese Feldkirch. Die von Papst Franziskus
angestoßene Diskussion müsse aber geführt werden im Blick auf die Zukunft der Seelsorge und der
Priester. Konkret müsse über die Weihe von "Viri probati" ("Geeignete Männer")
für Gemeinden nachgedacht werden, wo es seit Jahren keinen Priester mehr gibt.
Die Beratungen der Bischöfe dauern noch bis Donnerstag an. Liturgischer Höhepunkt ist ein Festgottesdienst
der Bischöfe am Mittwoch um 18 Uhr in der Pfarrkirche Nüziders, zu dem alle Gläubigen eingeladen
sind. Kardinal Schönborn wird der heiligen Messe vorstehen und predigen. Im Anschluss daran gibt es eine Begegnung
der Bischöfe mit dem Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner.
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