Internationaler Kongress zur Alzheimer- und Parkinson-Erkrankung in Wien
Wien (meduni Wien) - Rund 100.000 ÖsterreicherInnen leiden an der Alzheimer Krankheit, 16.000 sind
es bei Parkinson. Aufgrund der immer älter werdenden Gesellschaft werden sich diese Zahlen laut Expertenschätzungen
in den kommenden 30 Jahren voraussichtlich verdreifachen. Morbus Alzheimer und Parkinson sind fortschreitende degenerative
Hirnerkrankungen, die bis zu 30 Jahre vor dem Auftreten von Symptomen beginnen. Eine frühe Diagnose wäre
wichtig, um der Erkrankung entgegenzuwirken. Verfügbare Früherkennungstests geben aber keine seriöse
Aussage über den weiteren Verlauf ab und bergen sogar das Risiko falsch positiver Befunde. „Daher ist die
weltweite neurologische Forschung auf der Suche nach einem spezifischen Biomarker-Signal für Alzheimer“, sagt
Peter Dal-Bianco, Alzheimer-Experte von der MedUni Wien.
Dal-Bianco ist sich sicher: „Es gibt den einen Biomarker, nur haben wir ihn noch nicht gefunden.“ Von Mittwoch,
29. März, bis Sonntag, 2. April, findet in der Messe Wien der 13. Internationale Kongress zur Alzheimer- und Parkinson-Erkrankung statt. Dal-Bianco gehört
zum lokalen Organisationskomitee.
Biomarker sind biologische Merkmale im Körper, die auf eine Krankheit hinweisen können. Zwar gibt es
für Alzheimer einzelne biologische Signale im Liquor wie die Aß-Peptide oder die Tau-Proteine, die als
Ansatz für die medikamentöse Behandlung herangezogen werden können – aber nicht „den“ Biomarker,
der anzeigt, dass der oder die Betroffene in Zukunft klinisch an einer neurodegenerative Erkrankung leiden wird.
Dal-Bianco: „Derzeit können wir erst therapieren, wenn die Erkrankung bereits klinisch ausgebrochen ist.“
Aber bereits Jahre davor „schlummert“ die Erkrankung im klinisch gesehen völlig gesunden Menschen. Ziel ist,
so der MedUni Wien-Experte, es künftig möglich zu machen, Menschen in Risikogruppen im Alter von z.B.
35 Jahren zu screenen und diesen mit hundertprozentiger Sicherheit diese Diagnose zu stellen oder besser die Risikofreiheit
mitzuteilen.
Ein wichtiger aktueller Ansatzpunkt sind die Tau-Proteine, die am Stofftransport innerhalb der Nervenzellen beteiligt
sind. Wenn Tau-Proteine hyperphosphoriliert sind, ist der Stofftransport gestört, es kommt zu Funktionsstörungen
und führt schließlich zum Zelltod. Dies ist eine der Hauptcharakteristika der Alzheimer Demenz. Vor
wenigen Jahren wurde unter der Leitung der Neuroloischen Klinik in Graz (Reinhold Schmidt) und an der MedUni Wien
Wien (Dal-Bianco) gemeinsam mit der Klinischen Pharmakologie an der MedUni Wien eine Immuntherapie zur Reduktion
pathologischer Taus in einer randomisiert-kontrollierten Studie (RCT) getestet. Die Ergebnisse sind viel versprechend,
eine mögliche Impfung könnte es gegen diese Ursache von Alzheimer Demenz in einigen Jahren geben.
Alzheimer Demenz verzögern und positiv beeinflussen
Mit den richtigen Maßnahmen können klinische Symptome der Alzheimer Demenz verzögert bzw. erste
Symptome wie Vergesslichkeit positiv beeinflusst werden, betont der MedUni Wien-Experte. So wirken Spaziergänge
mit gleichzeitigem Dialog oder ein Balance- und Gedächtnistrainingam Computer, soziale Aktivitäten und
eine ausgewogene Diät unterstützend. Dal-Bianco: „Auch das sogenannte Multi-Tasking in unserer schnelllebigen
Zeit ist förderlich für unsere kognitive Kapazität. Wenn das jemand nach dem Motto ‚lass mich in
Ruhe‘ ablehnt oder nicht mehr schafft, könnten das erste AD-Warnzeichen sein.“
Elektronische Hilfe im Alltag
Um an Alzheimer Demenz erkrankten Menschen zu helfen, werden im EU-Projekt „Memento“, das die MedUni Wien gemeinsam
mit dem AIT (Austrian Institute of Technology) und weiteren internationalen Partnern durchführt, so genannte
elektronische Devices entwickelt, die den Betroffenen im Alltag unterstützen. So wird etwa mit Hilfe von GPS
der Weg zum Einkaufen bzw. wieder zurück nach Hause akustisch angeleitet, ähnliche Geräte gibt es
auch zur Personenortung.
|