Schafmilcherzeugung in Oberösterreich

 

erstellt am
24. 03. 17
13:00 MEZ

Schafbauern bedienen ein wachsendes Marktsegment
Linz (lk-oö) - Von den in Oberösterreich derzeit rund 58.500 gehaltenen Schafen sind rund 6.000 Milchschafe. Seit 2010 hat die Zahl der Milchschafe um etwa 40 Prozent zugenommen. Hintergrund ist die gestiegene Nachfrage nach den im Konsum-Trend liegenden Schafmilchprodukten. Waren es früher vor allem Direktvermarkter, die den Konsumenten auf das Produkt Schafmilch aufmerksam machten, so haben Schafmilch- und Schafkäseprodukte in den letzten Jahren auch in den Lebensmitteleinzelhandel verstärkt Einzug gehalten.

Das Schaf als "kleiner Wiederkäuer" ist für die Nutzung von Grünlandflächen bestens geeignet. Durch das gegenüber Rindern deutlich niedrigere Gewicht und den damit verbundenen "goldenen Tritt" können auch sehr steile Flächen mit Schafen beweidet werden, ohne die Grasnarbe zu schädigen. In Gebieten mit einem hohen Anteil schwierig zu bewirtschaftender Grünlandflächen leistet das Schaf somit einen sehr wichtigen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft und des Landschaftsbildes. "Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich unterstützt die Neueinsteiger in die Schafmilcherzeugung durch intensive Beratung und achtet auf eine fachliche Begleitung gerade in den ersten oft anspruchsvollen Jahren der Umstellung", erläutert Karl Grabmayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer OÖ.

Einige spezialisierte Molkereien sind im letzten Jahrzehnt in die Erzeugung von Schafmilchprodukten eingestiegen. Diese können für die Lebensmittelketten entsprechend große Mengen anbieten. Beliefert werden die Molkereien von Schafbauern, die ihren Betrieb überwiegend auf die Belieferung dieser Molkereien ausgerichtet haben. "Dies sind in Oberösterreich derzeit 38 Betriebe und im vergangenen Jahr gab es wieder 14 Neueinsteiger, die in den nächsten beiden Jahren mit der Milchlieferung beginnen werden", erklärt Grabmayr.

2016 wurden in Oberösterreich ca. 2,5 Millionen Liter Schafmilch erzeugt. Nach Abzug der in der Direktvermarktung verkauften und verarbeiteten Menge und der Milch für die Fütterung der Lämmer wurden eine Million Liter an Molkereien wie Leeb in Wartberg oder die Molkerei Schlierbach geliefert. Diese beiden Molkereien verarbeiten ausschließlich Bio-Schafmilch zu Produkten der "weißen Palette" wie Trinkmilch oder Joghurt. Daneben gibt es noch einige Molkereien, die konventionelle Schafmilch verarbeiten, wie die Käsemacher GmbH in Niederösterreich und den Gaflenzer Bauernladen. Österreichweit haben im Jahr 2015 ca. 110 Schafmilchlieferanten ca. 3,5 Millionen Liter an die Molkereien geliefert.

Schafkäse - ein Produkt für Feinschmecker
In Oberösterreich beschäftigen sich derzeit 22 in der Direktvermarkter-Datenbank der LK OÖ gelistete Betriebe mit der Direktvermarktung von Schafmilch. Diese und viele weitere kleine Direktvermarkter verarbeiten rund eine halbe Million Liter Schafmilch zu den verschiedensten Produkten. Die Produktpalette geht vom Joghurt über das klassische "Schafmilchgupferl" bis zum Schnittkäse. Die Herstellung dieser Spezialitäten ist sehr arbeitsintensiv und erfordert viel Fachwissen. Dieser Betriebszweig ermöglicht jedoch auch kleinstrukturierten Betrieben mit geringer Flächenausstattung gerade im Berggebiet ein ausreichendes Einkommen. In der Direktvermarktung wird etwa ein Viertel der heimischen Schafmilch verarbeitet.

Schafmilch - ein besonderes Lebensmittel
Wenn man von "Milch" spricht, ist meist die Kuhmilch gemeint, denn 90 Prozent der Weltmilchproduktion an Milch stammt von Rindern. Schafmilch unterscheidet sich nicht nur geschmacklich von der Kuhmilch, sondern auch durch ihre Inhaltsstoffe.

Schafmilch hat mit einem Anteil von 5,2 Prozent Eiweiß deutlich mehr Eiweißgehalt als die Kuhmilch, bei der der Eiweißgehalt bei rund 3,2 Prozent liegt und sie ist durch den höheren Fettgehalt auch kalorienreicher. Sie enthält unter den Milcharten den höchsten Anteil an essentiellen Fettsäuren und ist sehr reich an den Vitaminen B2, B6, B12, B13, C, Niacin und vor allem an Kalzium.

Der Schafmilch wird in Bezug auf Allergene eine günstige Wirkung zugesprochen, weshalb Menschen, die an Kuhmilch-Allergien leiden, oft gerne zu Schafmilchprodukten greifen. Eine echte Kuhmilchallergie - nicht zu verwechseln mit der harmloseren Laktoseintoleranz, bei der der Milchzucker Verdauungsprobleme bereitet - kommt bei etwa einem Prozent der Erwachsenen in Österreich vor.

Oberösterreich: bei der Schafmilchproduktion die Nummer zwei
Auch wenn die Schafmilcherzeugung im Vergleich zur Kuhmilchproduktion in Oberösterreich nur rund zwei Prozent der Menge ausmacht, so ist die Milchschafhaltung eine interessante Alternative für die bäuerlichen Betriebe. "Oberösterreich entwickelte sich in den letzten Jahren zum zweitstärksten Schafmilch-Bundesland nach Niederösterreich. Die Landwirtschaftskammer OÖ ist froh, dass sich in diesem Bereich einige spezialisierte Molkereien entwickelt haben und somit die Nachfrage nach den begehrten Schafmilchprodukten verstärkt bedient werden kann", so Grabmayr.


Internationale Nachfrage nach OÖ Zuchtschafen
Die OÖ Schafzucht hat in den letzten Jahren durch konsequente Zuchtarbeit internationales Ansehen erhalten. Bei der Vermarktung wird nicht nur auf die Milch gesetzt, sondern auch auf Fleisch und Fleischprodukte sowie die Wolle.

"Nur mit genetisch wertvollen Zuchttieren und strenger Selektion ist uns die Professionalisierung der Schafzucht gelungen. Auch bei der Lammfleisch-Vermarktung gibt es Positives zu berichten, denn auch dieses wird, neben der Milch, von den Konsumenten gut nachgefragt", erläutert Johann Perner, Obmann des OÖ Landesverbands für Schafzucht- und -haltung.

Export von Zuchttieren
Das hohe oberösterreichische Tiergesundheitsniveau beschert den heimischen Schafzüchtern großes Interesse ausländischer Kaufinteressenten. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Tiergesundheitsdienst Oberösterreich konnte die Abwicklung von Exporten einfach gestaltet werden. Speziell die fleischbetonten Rassen Merinolandschaf, Suffolk und Dorper profitieren von der einfachen Abwicklung. So konnten 2017 bereits 30 Dorperschafe in die Schweiz und 152 Merinolandschafe in die Ukraine abgesetzt werden. Weitere Exporte für die Rassen Suffolk und Merinoland im Umfang von 580 Merino- sowie 400 Milchschafen der Rassen Ostfriesisches Milchschaf und Lacaun werden derzeit gerade organisiert. "Nur durch professionelle Zusammenarbeit und das Vertrauen der Zuchtbetriebe in die Organisation lassen sich derartige Geschäfte zur Zufriedenheit aller abwickeln", ist Perner überzeugt.

Vermarktung
Neben Milch und Fleisch werden beim Schaf, dem ältesten domestizierten Nutztier, auch Wolle und Felle genutzt. Zwar ist der Stellenwert von Schafwolle und -fellen in den letzten Jahrzehnten stark gesunken, die Popularität von Schafmilch und Lammfleisch steigt im Gegensatz dazu aber wieder stark an. Die bäuerlichen Betriebe Oberösterreichs sind stark in der Direktvermarktung von Lebensmitteln, und das besonders auch beim Lammfleisch. Der Einstieg zahlreicher Neueinsteiger erforderte seitens der Landwirtschaftskammer und des Landesverbandes eine verstärkte Konzentration auf Beratung und Organisation der Lämmer- und Fleischvermarktung. Mit dem Ausbau der bestehenden Absatzschienen, sowie dem Ausbau der Vermittlungstätigkeiten konnte die Vermarktung über den Verband bei gleichem Personalstand alleine im Jahr 2016 um 52 Prozent auf rund 3.000 Tiere ausgebaut werden.

Im Wollbereich wurden 2016 über den Landesverband rund 40 Tonnen Rohwolle verladen und verkauft. Für die Landwirte konnte durch eine angepasste Sortierung und Neuverhandlung ein Mehrerlös zwischen zehn und 14 Prozent pro Kilogramm Wolle erreicht werden.

Tätigkeit des Landesverbandes für Schafzucht und -haltung OÖ
Seit 1954 versteht sich der Landesverband als das zentrale Netzwerk für die Schafhalter. Mehr als 700 Mitglieder sind im Verein organisiert und nutzen die zahlreichen Vorteile. "Für mich steht im Vordergrund, dass die Mitglieder sowohl in der Zucht als auch in der Vermarktung ein umfassendes Service und gute Betreuung erhalten und in allen Belangen der Schafhaltung optimal unterstützt werden", sieht Obmann Perner die wesentlichen Erfolgsfaktoren für die Zukunft.

Die Herdebuchzucht bildet die Basis für die Schafhaltung in Oberösterreich. 270 Betriebe im Landesverband beschäftigen sich intensiv mit der Weiterentwicklung der 13 betreuten Rassen. Rund 9.500 eingetragene Herdebuchtiere werden seitens des Landesverbandes für Schafzucht und -haltung leistungsgeprüft. Je nach Nutzungsrichtung werden die Rassen in vier Gruppen eingeteilt: Milchschafe, Landschafe, Fleischschafe und Bergschafe. Den größten Anteil bilden - gemessen an den Herdebuchtieren - mit ca. 3.000 Tieren die Merinolandschafe. Gemessen an den Zuchtbetrieben beschäftigen sich die meisten Züchter, nämlich 70, mit der Rasse Waldschaf. Kleinere, aber dennoch wichtige Populationen, bilden das Juraschaf, die Rassegruppe Shropshire sowie die Fleischschafrassen wie beispielweise Texel, Suffolk, Dorper und Ile de France.

In den letzten Jahren gewann die Sparte der Milchschafzucht an Bedeutung. Die Anzahl der Milchleistungskontrollbetriebe stieg von neun (2011) auf 21 (2016) an. Speziell die französische Milchschafrasse Lacaune hat nun bei uns im Bundesland Fuß gefasst und 2016 standen bereits knapp 700 Schafe dieser Rasse unter Kontrolle.

Bei der Gruppe der gefährdeten Rassen steht weniger die Leistungszucht im Vordergrund, sondern vor allem die Erhaltung der Rasse an sich. Insgesamt 122 Landwirte (entspricht 45 Prozent der Zuchtbetriebe) haben sich der Erhaltungszucht von sechs seltenen Schafrassen verschrieben, die eine Population von etwa 2.800 Schafen umfassen. Diese Betriebe bewahren mit den bodenständigen Rassen auch ein Kulturgut. Ein Beispiel für eine typische oberösterreichische, gefährdete Rasse ist das Böhmerwaldschaf, das bestens für die Landschaftspflege geeignet ist und vom oberösterreichischen Landesverband österreichweit im Auftrag des Ministeriums für ein Lebenswertes Österreich betreut wird.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.gutesvombauernhof.at
Allgemeine Informationen:
http://www.lk-ooe.at

 

 

 

 

 

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