Bayerns Finanzminister Markus Söder: „Schulden muss jeder selber zahlen“
München/Wien (bmf) - Bereits zum 13. Mal lud Hans Jörg Schelling zum Austausch im Rahmen von „Finanz
im Dialog“ ein. Über 300 Gäste folgten der Einladung des Finanzministers. Auf der Agenda der erfolgreichen
Diskussionsreihe stand diesmal das Thema „Banken, Zinsen, Regulierung. Die europäische Finanz- und Geldpolitik
und ihre Auswirkungen auf starke Wirtschaftsstandorte.“
Unter der Moderation von Christoph Kotanko sprachen Bayerns Finanzminister Markus Söder und Gertrude Tumpel-Gugerell,
die bis 2011 Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank war, mit dem österreichischen Finanzminister
über die Zukunft des Bankensektors, die Zinspolitik und damit verbundenen Herausforderungen und Unsicherheiten.
In seiner Keynote lobte Finanzminister Söder nicht nur die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Österreich
und Bayern, sondern unterstrich einmal mehr die tragende Rolle Bayerns innerhalb Deutschlands. Darüber hinaus
sprach er sich für die Sicherheit des Geldes, die Reduzierung von Schulden und die Stärkung von Investitionen
aus.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde in Frage gestellt, ob die Schritte zur Stabilisierung, die
während der Finanz- und Wirtschaftskrise gesetzt wurden, noch immer zeitgemäß seien. „Die EZB hat
in einer sehr schwierigen Zeit eine zentrale Rolle eingenommen. Die niedrigen Zinsen und die Regulierung sowie
Kontrolle der Banken waren notwendig, um die Märkte in der Krise zu beruhigen. Wir müssen uns allerdings
überlegen, ob die positiven Folgen von den negativen nicht allmählich überlagert werden“, so Schelling.
„Es ist an der Zeit, einen vernünftigen Pfad zu etablieren, wie man angesichts der Inflation die Anleihenkäufe
zurückfährt und langsam die Zinsen wieder erhöht“, plädierte auch der bayerische Finanzminister
für einen Zinsanstieg.
„Wir müssen uns überlegen, ob der Kreislauf nicht in die falsche Richtung geht, denn würden die
Banken mehr verdienen können, könnten sie mehr Eigenkapital aufbauen, wären schockresistenter und
wir müssten sie weniger regulieren“, gab Schelling zu bedenken.
Beim Thema Europa betonte Gertrude Tumpel-Gugerell die Wichtigkeit einer gemeinsamen europäischen Vision:
„Vieles haben wir schon erreicht, aber es ist noch genug zu tun. Wir müssen uns auf europäischer Ebene
gut organisieren, denn wo angepackt wird, stimmen auch die Ergebnisse. Die nahenden Brexit-Verhandlungen sieht
Tumpel-Gugerell nicht allzu pessimistisch. „Es darf weder eine Rosinenpickerei noch harte Strafen für Großbritannien
geben“, erklärte Söder. „Der englische Markt ist für uns sehr wichtig. Wir brauchen einen sauberen
Verhandlungsweg und müssen uns als Europa selbstbewusst präsentieren“, waren sich die Diskutanten einig.
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