Aussprache im Tourismusausschuss mit Botschafter Ljubinskij und ÖW-Geschäftsführerin
Stolba
Moskau/Wien (pk) - Das gemeinsame Tourismusjahr Österreich-Russland 2017 biete Gelegenheit, vor dem
Hintergrund der Sanktionen wieder Bewegung in die bilateralen Beziehungen zu bringen und den Austausch zwischen
beiden Staaten zu fördern, betonte am 22.03. der russische Botschafter Dmitrij Ljubinskij bei einer aktuellen
Aussprache im Tourismusausschuss. Bestätigt wurde er dabei von der Geschäftsführerin der Österreich
Werbung (ÖW) Petra Stolba, die ebenso wie Staatssekretär Harald Mahrer von einer sanften Erholung der
Zahl russischer Gäste in Österreich sprach. So konnte bei den Nächtigungen von TouristInnen aus
Russland nach dem Einbruch 2014 nun seit Oktober 2016 wieder eine Steigerung verzeichnet werden, wobei das Plus
in Wien und Tirol besonders stark ausgefallen ist. Dass es nun gilt, dieses Potential durch gemeinsame Initiativen
weiter auszubauen, war auch gemeinsamer Tenor der Abgeordneten aller Fraktionen. Positives Echo fand dabei die
Ankündigung Ljubinskijs, auch die beiden kommenden Jahre unter das Motto des bilateralen Austausches und der
Kooperation zu stellen.
Ljubinskij begrüßt Trendwende bei russischen Gästezahlen
Dmitrij Ljubinskij hob die Bedeutung der Querschnittsmaterie Tourismus für die Beziehungen zwischen Österreich
und Russland hervor und erinnerte zudem an die große Beliebtheit Österreichs bei russischen TouristInnen.
So sei die Zahl russischer Gäste seit 2005 kontinuierlich gestiegen und habe 2013 mit 500.000 Ankünften
und 2 Millionen Nächtigungen ein Rekordhoch erreicht. Nachdem es 2014 im Gefolge der Sanktionen und der Schwäche
des Rubels zu einem Einbruch gekommen war, könne man nun wieder eine Trendwende erkennen, die sich durch monatliche
Steigerungen der Gästezahlen aus Russland um rund 12% manifestiert. Der typische russische Österreich-Tourist
sei Stammgast, der auch das gastronomische Ambiente schätzt.
Das gemeinsame Tourismusjahr verfolge nun das Ziel, die Zahl russischer Gäste in Österreich zu erhöhen
und gleichzeitig auch Russland als Destination für österreichische TouristInnen zu bewerben. Die jüngste
Eröffnung eines Visit Russia-Büros in Wien wertete Ljubinskij dabei als Signal in diese Richtung. Großes
Interesse habe man aber auch an der Kooperation mit österreichischen Firmen in Sachen touristischer Infrastruktur.
Das Tourismusjahr 2017 sei aber nur ein Anfang, betonte der russische Botschafter, die gemeinsamen Projekte würden
fortgesetzt. So werde 2018 zum gemeinsamen österreichisch-russischen Jahr der Musik erklärt, 2019 wiederum
werde unter dem Motto des bilateralen Jugendaustausches stehen.
Was die Sanktionen betrifft, von denen der Tourismus formell ausgeklammert ist, unterstrich Ljubinskij, eine Entscheidung
über eine allfällige Aufhebung sei Sache der EU, die hier den ersten Schritt setzen müsse. Die Visaproblematik,
die in der Debatte von NEOS-Abgeordnetem Josef Schellhorn angesprochen wurde, hat nach Meinung des Botschafters
keine negativen Auswirkungen auf den Tourismus.
Der Tourismus biete eine Möglichkeit zu wirtschaftlicher Kooperation, bekräftigte auch Staatssekretär
Harald Mahrer, der vor allem im österreichischen Know-how bei der touristischen Infrastruktur großes
Potential ortete. Die guten Erfahrungen mit Russland in der Vergangenheit seien jedenfalls eine solide Basis für
die Zukunft.
Abgeordnete sehen Tourismusjahr auch als politisches Statement
Viel Lob für das gemeinsame Tourismusjahr kam auch von den Abgeordneten. Die Initiative sei ein politisches
Statement zu den Sanktionen der EU gegen Russland, brachte SPÖ-Mandatar Harald Troch die Einschätzung
der Fraktionen auf den Punkt. Es sei richtig, in der durch die Sanktionen angespannten Lage nun auf den Tourismus
zu setzen, pflichtete ihm Georg Willi (G) bei, der sich über russische Gäste freut. "Durch den Tourismus
können wir die Freundschaft mit Russland trotz der Sanktionen weiter pflegen", stellte Georg Vetter (V)
fest. Für Gerald Hauser (F) ist es nun wichtig, alles zu unternehmen, um wieder an die Zahlen vor 2014 anzuknüpfen.
Stolba: Österreich will bei russischen Gästen Marktführer im Wintertourismus werden
Die Geschäftsführerin der Österreich Werbung Petra Stolba führte die seit Oktober verzeichnete
positive Entwicklung der Nächtigungszahlen russischer Gäste auf den stabilen Rubel-Kurs zurück und
sprach vor allem von starken Zuwächsen in Tirol und Wien mit 27,1% bzw. 43,2%. Bei den Ausgaben liegen TouristInnen
aus Russland deutlich über dem Durchschnitt. Beliebteste Reisezeit ist der Winter, hier gilt es nach den Worten
Stolbas, Österreich in Russland zum Marktführer beim Wintertourismus aufzubauen.
Was das Budget der ÖW allgemein betrifft, erfuhren die Abgeordneten, dass es seit 2002 zu keiner Steigerung
mehr gekommen ist. Das Wirtschaftsministerium und die Wirtschaftskammer würden aber für einzelne Anlässe
Sonderbudgets zur Verfügung stellen. Zuletzt sei dies etwa bei der EURO 2008, bei der Schi-WM in Schladming
und beim Song Contest oder anlässlich des Internationalisierungsschwerpunktes 2016 geschehen. Zum Vorschlag
von SPÖ-Mandatar Erwin Preiner, die Länder bei der Österreich Werbung wieder ins Boot zu holen,
meinte Stolba, eine gesellschaftsrechtliche Verschränkung mit der ÖW sei nicht mehr sinnvoll, wohl aber
eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Ländern. Positiv nahm sie überdies den Appell Preiners und
Ruperta Lichteneckers (G) auf, der Digitalisierung im österreichischen Tourismus verstärktes Augenmerk
zu widmen.
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