Premierminister Denis Zvizdic sieht EU als wichtigen Stabilitätsfaktor am Westbalkan
Sarajevo/Wien (pk) - Die Annäherung an Europa hat nach wie vor oberste Priorität für Bosnien-Herzegowina.
Bei seinen Gesprächen mit Abgeordneten aus dem Kreis der bilateralen parlamentarischen Freundschaftsgruppe
im Parlament bekräftigte Premierminister Denis Zvizdic am 20.03. das Bekenntnis seines Landes zur europäischen
Integration und hob dabei auch die Bedeutung der europäischen Perspektive für Frieden, Prosperität
und regionale Zusammenarbeit auf dem Westbalkan hervor. SPÖ-Abgeordnete Nurten Yilmaz, die das Treffen auf
österreichischer Seite leitete, sicherte Sarajevo die volle Unterstützung des österreichischen Parlaments
auf dem Weg nach Europa zu und meinte, Österreich und Bosnien-Herzegowina hätten nicht nur eine gemeinsame
Geschichte, sondern auch eine gemeinsame Zukunft.
Der Integrationsprozess sei in seiner Amtszeit beschleunigt worden, betonte Zvizdic. Sämtliche Beschlüsse
zur Erfüllung der europäischen Vorgaben seien im Konsens getroffen worden. Nun warte man auf die Zuerkennung
des Kandidatenstatus und die Eröffnung der ersten Verhandlungskapitel. Der bosnische Premierminister rechnet
in diesem Zusammenhang auch mit positiven Auswirkungen der EU-Annäherung auf die Wirtschaft, die sich in den
letzten Jahren mit 3% BIP-Wachstum und einer Exportsteigerung von 6% in die richtige Richtung entwickelt habe.
Sorgen mache die hohe Arbeitslosigkeit – bei Jugendlichen rund 55% - , der Bosnien nun mit verstärkten Anstrengungen
im Bildungsbereich begegnen will. Hier setze man auch auf die Kooperation mit Österreich. In der Wirtschaft
sieht Zvizdic große Chancen für österreichische Unternehmen, dies vor allem im Energiebereich,
wo es großes Potenzial bei der Wasserkraft gibt.
Große Bedeutung misst Zvizdic überdies der regionalen Zusammenarbeit mit den Nachbarn Serbien, Kroatien
und Montenegro zu, deren Voraussetzung allerdings ebenfalls die europäische Perspektive sei. Insgesamt mahnte
der bosnische Premierminister eine stärkere Präsenz und Sichtbarkeit der EU auf dem Westbalkan ein, um
Spannungen und Spaltungstendenzen, aber auch dem Einfluss Russlands entgegenzuwirken. Den Aspekt der Einigkeit
als Voraussetzung für den Integrationsprozess Bosnien-Herzegowinas hoben in dem Gespräch u.a. auch die
Abgeordneten Kai Jan Krainer (S), Tanja Windbüchler-Souschill (G) und Christoph Vavrik (N) hervor, wobei der
NEOS-Abgeordnete den Konsens der österreichischen Gastgeber mit den Worten auf den Punkt brachte, "Bosnien
gehört zu Europa".
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