Mathematik für „innere Werte“

 

erstellt am
21. 03. 17
13:00 MEZ

Wien (öaw) - Vor 100 Jahren legte der österreichische Mathematiker Johann Radon die Basis für heutige bildgebende Verfahren. Zum Jubiläum seiner „Radon-Transformation“ diskutieren bei einer Konferenz der Österreichischen Akademie der Wissenschaften führende Mathematiker/innen vom 27. bis 31. März in Linz neueste Trends an der Schnittstelle von Mathematik und Visualisierung.

Bildgebende Verfahren wie die Computer-Tomographie (CT) haben die medizinische Diagnostik revolutioniert. Für das bloße Auge verborgene Strukturen und krankhafte Veränderungen im Körper können damit besser sichtbar gemacht werden, als durch ein Röntgenbild. Die Mathematik dahinter basiert auf Erkenntnissen des berühmten österreichischen Mathematikers Johann Radon. Er veröffentlichte die nach ihm benannte „Radon-Transformation“ im Jahr 1917 und war damit der Wegbereiter einer Technik, die aus der gegenwärtigen Medizin nicht mehr wegzudenken ist.

Praktische Mathematik
Zum 100-jährigen Jubiläum von Radons Veröffentlichung lädt das Johann Radon Institute for Computational and Applied Mathematics der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) international führende Mathematiker/innen an seinen Standort nach Linz ein. Bei der Konferenz „100 Years of the Radon Transform“ werden von 27. bis 31. März 2017 die neuesten Trends aus Radons Fachgebiet, das man mittlerweile „inverse Probleme“ nennt, diskutiert.

„Heute hat sich die Mathematik in vielen Praxisfeldern erfolgreich etabliert. Sie durchdringt etwa zentrale Anwendungen des biomedizinischen Engineering und der personalisierten Medizin“, betont Otmar Scherzer, Gruppenleiter am ÖAW-Institut, die zunehmende Bedeutung der Mathematik für die medizinische Forschung und Diagnostik.

Unter den rund 180 Teilnehmer/innen der Konferenz sind der Pionier der Computer- und Ultraschall-Tomographie, der deutsche Mathematiker Frank Natterer, Gunther Uhlmann von der University of Washington in Seattle, der sich mit der mathematischen Behandlung von Unsichtbarkeit in der Optik befasst, sowie der US-amerikanische Mathematiker Alexander Katsevich, Entwickler eines High Speed-Scanners für Baumstämme, einem Gerät, das für die Holzindustrie und den schonenden Umgang mit Ressourcen wichtig ist.

Radon hatte keine Anwendung im Sinn
Die Konferenz „100 Years of the Radon Transform“ zeigt damit auch, dass Verfahren, die auf der Radon-Transformation basieren, inzwischen längst nicht mehr nur in der 3D-Computer-Tomographie erfolgreich eingesetzt werden. Sie finden in der zerstörungsfreien Materialprüfung ebenso Anwendung wie in der Mikroskopie oder in der Geo- und Astrophysik.

Radon selbst hatte vor 100 Jahren, als er seine Methode mit dem trockenen Titel „Über die Bestimmung von Funktionen durch ihre Integralwerte längs gewisser Mannigfaltigkeiten“ an der Königlich-Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig veröffentlichte, übrigens keine Anwendung im Sinn. Erst Jahrzehnte später wurde entdeckt, dass sich mit Radons spezieller Integral-Transformation beispielsweise Strukturen in durchleuchteten Geweben aus ihren Schattenwürfen berechnen lassen. Für ihre Arbeiten zur Entwicklung eines Computer-Tomographen erhielten dann der Physiker Allan M. Cormack und der Elektrotechniker Godfrey Hounsfield 1979 gemeinsam den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

Programm und Teilnehmer/innen der Konferenz:
https://www.ricam.oeaw.ac.at/events/conferences/radon100/

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.oeaw.ac.at

 

 

 

 

 

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