Burgenländische Betriebe ermöglichen Mädchen Kennenlernen atypischer Frauenberufe.
Eisenstadt (blms) - Bereits zum 16. Mal bieten burgenländische Betriebe im Rahmen des Internationalen
„Girls‘ Days“ Mädchen der 7. bis 9. Schulstufen die Möglichkeit, in „frauenuntypische“ handwerkliche,
technische oder naturwissenschaftliche Berufe zu schnuppern - erstmals nicht nur an einem bestimmten Tag, sondern
im Zeitraum vom 27.04. und 23.06.2017. „Mit der Initiative sollen den Mädchen neue Perspektiven aufgezeigt
werden, die ihnen sowohl bei der Karriere als auch beim Einkommen bessere Chancen als in traditionellen ‚weiblichen‘
Berufen eröffnen“, erklärte Frauenlandesrätin Verena Dunst am 31.03. beim gemeinsamen Pressegespräch
mit BFI-Geschäftsführer Peter Maier, Frauenreferatsleiterin Mag.a Karina Ringhofer und MonA-Net-Projektleiterin
Jutta Zagler im BFI Metallausbildungszentrum in Großpetersdorf.
Weichenstellung für die Zukunft
Nach wie vor wählen Mädchen bevorzugt „typische“ Frauenberufe. „78 Prozent aller weiblichen Lehrlinge
im Vorjahr wurden in den ‚Top 10‘ Lehrberufen ausgebildet, die Hälfte in den ‚Klassikern‘ Einzelhandel, Bürokauffrau
und Friseurin. Burschen dagegen bevorzugen Metall-, Elektro- und KFZ-Technik. Wir wollen den Frauenanteil in technischen
Berufen nachhaltig erhöhen“, so Dunst. Dies nicht zuletzt aufgrund besserer Verdienstmöglichkeiten, gebe
es doch bereits bei der Lehrlingsentschädigung signifikante Einkommensunterschiede: Im dritten Lehrjahr beträgt
diese 1.025 Euro für MetalltechnikerInnen, hingegen nur 760 Euro für FriseurInnen. „Deshalb ist die Berufswahl
eine Weichenstellung für die Zukunft“. Auch Maier
Geschlechtsspezifische Unterschiede schon im Schul- und Hochschulbereich
Schon der Schul- und Hochschulbereich spiegle die geschlechtsspezifischen Unterschiede wider. Eine leichte
Steigerung verzeichne man immerhin bei den HTL-Schülerinnen, deren Zahl sich seit 1984 um 7,3 % erhöht
habe. Mit 70 % auf konstantem Niveau ist der Mädchenanteil an der höheren Lehranstalt für Tourismus;
in höheren Schulen für wirtschaftliche Berufe sank der Mädchenanteil indes von 100 % im Jahr 1984
auf aktuell 90 %. Überholt haben Mädchen mit 58 % die Burschen beim Maturaabschluss, und sogar 61 % der
Uniabschlüsse von BurgenländerInnen werden von Frauen gemacht. Allerdings schließen nur 24 % Frauen
ein technisches Studium ab, bei den Geisteswissenschaften sind es 77 %. „Männliche Domänen sind vor allem
die Studienrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik mit Frauenanteilen von bis zu unter 10%“.
Schnuppern in rund 100 burgenländischen Betrieben
Landesweit bieten vom 27.04. und 23.06.2017 burgenländische Unternehmen Mädchen einen Einblick in
die technische und naturwissenschaftliche Berufswelt mit der Möglichkeit, mitzuarbeiten und auszuprobieren.
Rund 100 Betriebe aus den Branchen Holz- und Bautechnik, Metall, IT, Labor-, Elektrotechnik und KFZ öffnen
in diesem Zeitraum ihre Türen für Interessentinnen. „Mädchen sollen Berufe kennenlernen, die sie
vielleicht sonst nie in Erwägung gezogen hätten, sie können dabei auch ihre spezifischen Begabungen
erkennen“, so Dunst, die sich wünscht, dass Mädchen viel früher mit Technik in Kontakt kämen.
Sie erwartet sich für den diesjährigen Girls‘ Day 400 Teilnehmerinnen. Dass das Interesse an Technik
durchaus vorhanden ist, bestätigt Ing. Christian Pelzmann, Leiter des Metallausbildungszentrums im BFI Großpetersdorf,
einer der Betriebe, die am „Girls‘ Day“ teilnehmen. Derzeit seien 23 Mädchen im Metallbereich in Ausbildung,
die Jobaussichten für die Absolventinnen sehr gut.
Online-Anmeldung
Die Anmeldungsfrist startet am 31.03. die Anmeldung und erfolgt online auf der Homepage http://www.girlsday-burgenland.at, die auch über die teilnehmenden Betriebe und die angebotenen
Schnuppertermine informiert. „Aus organisatorischen Gründen“ habe man den „Girls‘ Day“ heuer auf zwei Monate
ausgedehnt, erklärt Ringhofer. Damit sei die Vereinbarkeit mit dem Unterricht leichter möglich.
Barrieren abbauen
Der „Girls‘ Day“, der im Vorjahr erstmals durchgeführte „Girls‘ Day Mini“ und eine Reihe weiterer Initiativen
wie BIBI-Messe, Berufsorientierung und Roberta haben allesamt das Ziel, Barrieren abzubauen, den Frauenanteil in
technischen und naturwissenschaftlichen Studienrichtungen zu erhöhen und damit das Berufswahlspektrum für
Mädchen zu erweitern. Der allenthalben geäußerten Forderung, mit Berufsinformation möglichst
früh anzusetzen, kommt auch das MonaNet-Projekt zur Förderung des Bewusstseins für eine gendersensible
Perspektive im Kindergarten und in der Volksschule nach.
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