Gemeinden und Organisationen schließen einzigartiges Projekt ab – Ziel: Gesundheitszustand
von über 61-Jährigen verbessern
Pinkafeld/Eisenstadt (fh) - Acht Gemeinden, 21 Monate, 115 Veranstaltungen, 1.400 Teilnehmer. Volkshilfe
Burgenland, Hilfswerk Burgenland und die Forschung Burgenland der Fachhochschule arbeiteten in einem einzigartigen
Modellprojekt zur Förderung der sozialen Teilhabe von älteren Menschen im Berzirk Oberwart fast zwei
Jahre lang zusammen. Der Fonds Gesundes Österreich förderte das Projekt in den Gemeinden Bad Tatzmannsdorf,
Bernstein, Oberschu¨tzen, Rechnitz, Wolfau, Litzelsdorf, Oberwart und Pinkafeld.
„Die Anzahl der Personen im Alter von 60 und mehr Jahren nimmt in den nächsten Jahren im Burgenland stark
zu, der Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung steigt von 28% (2016) auf 33% (2025)“, so
Sonja Windisch, Abteilungsvorständin Soziales und Gesundheit der Burgenländischen Landesregierung. Zur
Vermeidung von frühzeitiger Gebrechlichkeit und Pflegebedürftigkeit und zur Erhaltung der Gesundheit
und Selbständigkeit bis ins hohe Alter sei es notwendig, dass sich insbesondere die jüngeren Senioren
physisch, psychisch und geistig fit halten. Dies könne am besten durch gemeinsame Aktivitäten in Gruppen
erreicht werden.
Wichtige Vernetzung im Land der Dörfer
„Das Projekt "Gemeinsam gesund alt werden" ist eine wichtige gesundheitsfördernde Initiative
in unserem Land der Dörfer, um die älteren Menschen mit einzubeziehen und zusammen zu bringen, sie besser
über bestehende Angebote zu informieren und sie zu gemeinschaftlichem Handeln zu animieren. Die Miteinbeziehung
von verschiedenen Institutionen und deren Vernetzung im Projekt führt dazu, dass alle an einem Strang ziehen
und so auf lokaler und regionaler Ebene nachhaltig positive Ergebnisse zu erzielen sind“, so Windisch.
Der Bezirk Oberwart gilt im Vergleich zu anderen Regionen Österreichs als sozial, gesundheitlich und wirtschaftlich
benachteiligt. „Demografische Veränderungen und ein überdurchschnittlich hoher Anteil älterer Personen
an der Gesamtbevölkerung machte die Region für uns zum idealen Ort für ein Forschungsprojekt, das
die Gesundheit und das Wohlbefinden der älteren Generation in den Vordergrund rückt“, erklärt Erwin
Gollner, Departmentleiter für Gesundheit an der FH Burgenland und Leiter des Projekts.
„Unsere Hochschule steht für zukunftsgerichtete Forschung. Derzeit laufen über 100 Projekte mit über
400 nationalen und internationalen Partnern. Wobei einer der Schwerpunkte im Gesundheitsbereich liegt. Dieses Projekt
ist ein Musterbeispiel, wie Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft oft zusammenwirken“, erklärt Georg
Pehm, Geschäftsführer der FH Burgenland.
Vom Projekt überzeugt
„Ein großer Erfolg des Projekts bestand in der Vernetzung von Organisationen und Gemeinden“, ist Klaus Eichberger,
Pflegedirektor des Hilfswerks Burgenland, überzeugt. Besonders erfreulich sei, dass auch in kleinen Gemeinden
so viel Engagement und Motivation zu erkennen war. So habe sich etwa in der kleinen Gemeinde Litzelsdorf durch
das Projekt eine Yogagruppe für Senioren gefunden, berichtet er. „Das Thema gewinnt zunehmend an Bedeutung“,
betont Gudrun Tanczos von der Volkshilfe Burgenland. „Unsere schnelllebige Zeit macht es uns oft schwer, für
einander da zu sein. Gerade deshalb halte ich es für ein tolles Projekt.“ „Fördermittel für ein
Projekt, das sich mit älteren Menschen beschäftigt, einsetzen zu können, war eine tolle Sache. So
konnten wir viele Aktivitäten umsetzen“, so Renate Habetler, Bürgermeisterin der Gemeinde Bernstein.
Zeit für die Menschen von nebenan
Wichtige Visionen und Ziele hatte sich das interdisziplinäre Projektteam vorgenommen – so sollten zum Beispiel
Gesundheit, Wohlbefinden sowie die Lebensqualität der über 61-Jährigen verbessert und die gesundheitliche
Chancengerechtigkeit gefördert werden. Aber auch mehr Mitwirkung und Mitbestimmung am Gemeindeleben sollte
das Projekt ermöglichen. Im Rahmen der Initiative fand einmal im Monat ein Treffen in jeder teilnehmenden
Gemeinde statt. Die Maßnahmen reichten dabei von gemeinsamen Aktivitäten wie Sing- und Erzählrunden
über generationsübergreifende Tätigkeiten wie Basteln mit Kindern oder Handy- und Computerkurse.
„Gerade diese generationsübergreifenden Aktivitäten waren sehr erfolgreich und bereichernd für beide
Seiten. Die älteren Damen und Herren konnten viel von den Kindern lernen und natürlich auch umgekehrt“,
erzählt Bürgermeisterin Renate Habetler.
Wissenschaft im Dienste der Gesellschaft
Die Forschung Burgenland, eine Tochter der FH Burgenland, war im Zuge des Projekts als Projektverantwortliche
für die wissenschaftliche Begleitung und Koordination federführend. Der methodische Ansatz dieses Projekts
war theoriegeleitet (unter Verwendung von: Netzwerkmodell von Brößkamp-Stone, Capacity Building, Sozialkapitalmessung
nach Gehmacher, „parallel-tracking“ - Modell von Laverak) und partizipativ ausgerichtet. Das Hilfswerk Burgenland
und die Volkshilfe Burgenland übernahmen im Rahmen des Projekts die operative Umsetzung der gesundheitsförderlichen
Maßnahmen in den Gemeinden. Erwin Gollner: „Gerade in diesem Projekt wurde sichtbar, dass hier Forschung
passiert, von der die Region und die regionale Bevölkerung profitiert. Wir freuen uns über den sozialen
Impact, den wir gemeinsam mit unseren Partnern leisten konnten. Die Zusammenarbeit hat auch für uns einen
einzigartigen Wissenstransfer bedeutet. Wir haben durch den Erfahrungsschatz unserer Partner viel gelernt.“ „Besonders
wichtig für ein solches Projekt ist, dass die Gemeinden hinter dem Projekt stehen. Und das war der Fall“,
so Gollner.
Infobroschüre vorgestellt
Bei der Erstellung von Seniorenbroschüren waren die Studierenden des Bachelorstudiengangs Gesundheitsmanagement
und Gesundheitsförderung der FH Burgenland eingebunden. In diesen finden ältere Personen und deren Angehörige
nützliche Informationen zu Themen wie Hauskrankenpflege, Essen auf Rädern, Rezeptgebührenbefreiung
und vieles mehr.
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