Vom 31. März bis 30. Juli 2017 im Lentos Kunstmuseum Linz
Linz (lentos) - Rainer, der Widersprüchliche, der Komplexe, der Meisterprovokateur, ist mit seinen
88 Jahren springlebendig, der Schalk blitzt ihm aus den Augen. Seine jüngsten Arbeiten sind farbintensiv,
wild, schön und voller Magie. Sie sind lebensfroh, wirken behutsam und offenbaren, wie viele Spätwerke,
eine außerordentliche Leichtigkeit. Rainer übermalt und verbirgt nichts mehr. Alles Darunterliegende,
das den Künstler einst in einen Erregungszustand versetzte, hat sich aufgelöst. Mit poetischer Gelassenheit
und Präzision zaubert der Einzelgänger in schöpferischen Zusammenhängen virtuose Farbklänge
und emotionale Kraftlinien.
Die in Serie gearbeiteten Papierarbeiten sind auf Teneriffa, in Wien und Oberösterreich entstanden. Sie
verbildlichen eine neue Freiheit und die gegensätzlichen Grundprinzipien von Rainers Kunst: das Gestisch-Expressive
oder das Ruhig-Meditative.
Alle in der Ausstellung gezeigten Exponate sind Ohne Titel und im Zeitraum von 2015 bis 2016 entstanden und
werden zum ersten Mal in einer Ausstellung präsentiert.
Arnulf Rainer und das Kunstmuseum Lentos
Insgesamt war der Künstler schon drei Mal mit einer Einzelschau in der Neuen Galerie der Stadt Linz -
jetzt Lentos Kunstmuseum Linz - zu Gast. Die Sammlung der Stadt Linz besitzt 86 Arbeiten von Arnulf Rainer darunter
Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotoübermalungen und Gemälde. Die jüngste Erwerbung des Fördervereins
der LENTOS Freunde, Kreuz mit einem verdeckten Engelsflügel von Arnulf Rainer aus dem Jahr 1998, wurde erst
letztes Jahr angekauft und wird seither in der Ausstellung Die Sammlung. Klassiker, Entdeckungen und neue Positionen
im LENTOS präsentiert. Zurzeit sind außerdem in der aktuellen Schau Psycho Drawing. Art brut und die
?60er und ?70er in Österreich 12 Werke des Künstlers zu sehen.
Die kunsthistorische Bedeutung des 1929 in Baden geborenen Arnulf Rainers ist unwiderruflich. Er gilt als Begründer
des Informel in Österreich; die in den Fünfzigerjahren entwickelten Übermalungen machen ihn weit
über die Landesgrenzen hinaus bekannt und im internationalen KollegInnenkreis berühmt. Seine intensive
Suche nach neuen Wegen der Malerei und die stetige Entwicklung neuer künstlerischer Strategien, begleitet
von performativen Arbeiten und umfangreichen Schriften, lassen Arnulf Rainer zu einem der einflussreichsten lebenden
Künstler der Gegenwart werden.Aus Materialmangel beging Rainer seine ersten Übermalungen und fand damit
zu seinem eigenen Stil. Arnulf Rainer gehörte zwar nie der Gruppe der Wiener Aktionisten an, näherte
sich diesen aber durch seine Übermalungen von Grimassenfotos und Körperbemalungen in den späten
Sechzigerjahren an. In dieser Zeit begann auch seine langfristige Auseinandersetzung mit Werken von psychisch Kranken,
die den Grundstein für die umfassende Sammlung Rainers zur Art brut legte. In Zusammenarbeit mit Dieter Roth
und anderen Künstlerkollegen endstanden ab Mitte der Siebzigerjahre auch umfangreiche Werkzyklen.
Zahllose Ausstellungen legten den Weg zum internationalen Durchbruch: so war Rainer auf der documenta 5, 6 und
7 vertreten, repräsentierte mit Körpersprache-Arbeiten Österreich 1978 auf der Biennale von Venedig
und erhielt im selben Jahr den Großen Österreichischen Staatspreis.
Arnulf Rainer wurde 1981 zum Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Wien sowie zum Mitglied
der Akademie der Künste in Berlin ernannt. 1989 zeigte das Solomon R. Guggenheim Museum in New York eine umfassende
Retrospektive. 2009 wurde das Arnulf Rainer Museum in Baden eröffnet. 2014/2015 fand in der Wiener Albertina
eine große Arnulf-Rainer-Retrospektive statt.
Den größten Teil des Jahres lebt und arbeitet Arnulf Rainer in Oberösterreich. Im Winter verlegt
der Künstler sein Domizil auf die Insel Teneriffa.
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