Berthold bei Diskussion in Mittersill zum Thema Zukunft des Oberpinzgaus
Mittersill/Salzburg (lk) - Seit Jahren erfasst ein neuer Trend viele ländliche Gebiete: Immer mehr
Menschen wandern in Ballungsräume ab. Viele junge Frauen, Männer und Familien ziehen vor allem zu Berufs-
und Ausbildungszwecken in Städte. Landesrätin Martina Berthold diskutierte am 28.03. im Nationalparkzentrum
Mittersill mit Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher (Stuhlfelden), Bürgermeister Wolfgang Viertler (Mittersill),
Armin Mühlböck (Lektor am Fachbereich für Politikwissenschaft, Universität Salzburg) und Felix
Germann (Student aus Mittersill) darüber, wie ländliche Räume vor allem für junge Frauen, Männer
und Familien attraktiver gestaltet werden können. 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung
des Salzburger Bildungswerks.
Stärken weiter entwickeln
Auf die Frage hin "Wie können wir die Gemeinde als Lebensraum stärken?", sei auf jeden Fall
dem Phänomen der Abwanderung mit den richtigen Maßnahmen entschieden entgegenzutreten", so Landesrätin
Martina Berthold, zuständig u.a. für die Ressorts Frauen, Familien, Jugend, Erwachsenenbildung, Wissenschaft
und Kinderbildung im Land Salzburg.
"Der Oberpinzgau ist eine pulsierende Region mit einem sehr aktiven Regionalverband", so Berthold. "Für
junge Frauen sind bereits attraktive Angebote geschaffen worden, so beispielsweise die wohnortnahe Ausbildung zur
Kindergartenpädagogin." An der Dezentralisierung von Behörden werde zudem weiter gearbeitet. Um
Entwicklungsprozesse voranzutreiben, hat Berthold der Gemeinde Mittersill eingeladen, in Agenda 21-Prozesse oder
an den Angeboten der Gemeindeentwicklung teilzunehmen. Weiter machte sie sich für Frauen stark: "Frauen
sind ein stabilisierender Faktor für die Region, wichtig sind daher Arbeitsplätze und Kinderbetreuungsplätze
vor Ort."
Berthold betone zudem, dass der ländliche Raum große Stärken im Bereich Lebensqualität, des
Sports, des Tourismus und der Erholung hat. Wichtig sei die Gestaltung eines offenen und lebendigen Gemeindelebens
in allen Facetten. Menschen aller Altersstufen soll dabei mehr Anteilnahme und Mitgestaltung ermöglicht werden.
Viele Salzburger Gemeinden seien hier bereits aktiv und auch erfolgreich.
Eine Verbesserung der schulischen Ausbildung in ländlichen Regionen sei wichtig, um die Bildungswanderung
in Richtung Stadt abzuschwächen. Besonders entscheidend sei es, so Viertler, Arbeitsplätze für junge
Menschen, insbesondere junge Frauen zu schaffen, um diesen eine berufliche Perspektive zu bieten.
Bürgermeisterin Ottenbacher äußerte sich klar: "Es muss Schluss sein mit dem Aushungern der
Regionen." So würden immer mehr Polizeidienststellen, Bezirksgerichte und weitere Institutionen geschlossen
werden. Andererseits gäbe es aber auch einen wirtschaftlichen Aufschwung, so Ottenbacher. "In Stuhlfelden
mit seinen neuen Betriebsansiedelungen und –erweiterungen kann man das gut merken. Unser Ort ist in den letzten
Jahren um knapp 50 Personen gewachsen."
Germann kritisierte, dass zu wenige Ausbildungen über das Internet absolviert werden könnten. "Es
gibt wenig Anreize, um in der Region zu bleiben", sagte der Student, "wenn man Lehramt studiert, dann
geht es, doch in vielen Branchen gibt es keine Möglichkeit, zurück in die Heimat zu ziehen." Auch
die schlechte Verkehrsanbindung bemängelte Germann.
Zukunftsbeständige Entwicklung erarbeiten
Auf die Frage hin "Wie können die Prioritäten für eine zukunftsbeständige Entwicklung
in der Gemeinde gesetzt werden?", betonte Berthold, dass in Salzburg das Salzburger Bildungswerk, das Institut
für Raumordnung & Wohnen, sowie die Agenda 21 im Rahmen der Klima und Energiestrategie 2050 den Gemeinden
mit Rat und Tat zur Seite stehen. Aktive Beteiligung für mehr Lebensqualität und die gemeinsame aktive
Gestaltung der Zukunft, die Vitalisierung des Gemeindelebens stehen bei diesen Projekten im Vordergrund.
Am 1. Jänner 2017 lebten 549.372 Personen im Land Salzburg. Das waren um 3.557 Personen oder 0,65 Prozent
mehr als zu Beginn des Vorjahres. Die Bevölkerung im Flachgau wuchs um 1.169 auf 149.907 Personen (+0,8 Prozent),
im Pinzgau um 508 auf 86.953 Personen (+0,6 Prozent), im Pongau um 274 auf 79.853 Personen (+0,3 Prozent) und im
Tennengau um 270 auf 59.838 Personen (+0,5 Prozent). Der Lungau musste als einziger Salzburger Bezirk ein Bevölkerungsdefizit
um 121 auf 20.426 Personen (-0,6 Prozent) hinnehmen.
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