2016 Härtetest für heimische Milchwirtschaft –
 2017 besser gestartet

 

erstellt am
28. 03. 17
13:00 MEZ

Österreichische Milchwirtschaft meistert Milchkrise positiver als andere EU-Länder – Positiver Außenhandelssaldo von 412 Mio. Euro – Exportquote von 46,2 Prozent
Wien (pwk/voem) - „2016 war für die österreichische Milchwirtschaft ein sehr schwieriges Jahr. In der ersten Hälfte des Jahres war der europäische Milchmarkt aufgrund der anhaltenden Folgen des Russland-Embargos, der Mehranlieferungen infolge der Abschaffung der Milchquoten sowie der verhaltenen Nachfrage auf wichtigen Exportmärkten mit einer tiefen Krise konfrontiert, die auch für die heimische Milchwirtschaft schwerwiegende Preisrückgänge bedeutete“, betonte Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), am 28.03..

Erst aufgrund der sehr tiefen Preisentwicklung in wichtigen Produktionsländern der EU und damit verbunden einer deutlichen Verringerung der Milchmengen, konnte eine Erholung auf den Märkten eintreten, die ab Herbst 2016 auch in Österreich spürbar wurde. Diese Entwicklung wurde durch die agrarpolitischen Maßnahmen auf EU-Ebene (Intervention und freiwillige Lieferrücknahme) unterstützt, sodass zu Beginn des Jahres 2017 eine zunehmende Stabilisierung auf den Milchmärkten eingetreten ist“, erklärte Petschar.

Der große Mengendruck während der Milchkrise führte besonders im Eiweißmarkt zu äußerst schwierigen Marktsituationen, erst massive Interventionsankäufe durch die Europäische Kommission im Ausmaß von 350.000 Tonnen Magermilchpulver brachten eine Marktstabilisierung, während bei Butter die Interventionsschwelle zu keinem Zeitpunkt ausgelöst wurde. Auch hat sich der Fettmarkt früher erholt und ist mittlerweile für die positive Trendwende am Milchmarkt verantwortlich.

Zielsetzung: Weiterer Ausbau der Qualitätsstrategie
„Die heimische Milchwirtschaft hat die Milchkrise im Vergleich zu anderen EU-Ländern trotz schmerzhafter Preisrücknahmen durch die Qualitätsstrategie vergleichsweise besser gemeistert, was anhand der etwas geringeren Preisrückgänge bei den Milchgeld-Auszahlungspreisen spürbar war. Die heimische Milchwirtschaft sieht einen weiteren Ausbau der Qualitätsstrategie als strategische Zielsetzung, um damit für kommende Entwicklungen auf den Milchmärkten bestmöglich gerüstet zu sein“, ergänzte Petschar.

Zu den Ergebnissen im Detail: Die Umsätze der heimischen Milchverarbeiter sind im Jahr 2016 mit ca. 2,45 Mrd. Euro um 4,3 Prozent gestiegen, wobei es einerseits bei der durchschnittlichen Verwertung je kg Milch zur Preisabschlägen kam, die allerdings durch höhere Verarbeitungsmengen und höherwertige Verarbeitungsschritte aufgefangen werden konnten. Das bereinigte EGT bezogen auf den Umsatz der österreichischen Molkereien fiel im Durchschnitt mit 0,8 Prozent sehr knapp aus.

Die österreichische Milchanlieferung lag 2016 mit 3,2 Mio. Tonnen um 3 Prozent über dem Wert des Vorjahres, wobei im 1. Halbjahr eine stärkere Anlieferung und im 2. Halbjahr Rückgänge zu verzeichnen waren. Die freiwillige Milchliefer-Rücknahme-Aktion der EU ab Oktober sowie die ergänzenden nationalen Maßnahmen im 1. Quartal 2017 haben diesen Anlieferungstrend unterstützt.

Die Erzeugermilchpreise sind 2016 von 37,78 Cent auf 35,41 Cent um 6,3 Prozent gesunken (Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen, ab Hof, inkl. MWSt). Der Wert für Milch mit 4 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß exkl. MWSt ging von 33,21 auf 30,65 Cent zurück. Trotz dieser Rückgänge lagen die heimischen Preise im letzten Jahr deutlich über den EU-Preisen und zwar um ca. 3 Cent je kg über dem Vergleichswert der EU (Durchschnitt aller Qualitäten, exkl. MWSt, gemäß EU-Berechnungsmethode). Hierbei ist zu beachten, dass Österreich aufgrund der viel kleineren Struktur Mehrkosten bei Logistik und Anfuhr hat, für die kein Ausgleich besteht.

Das durchschnittlich ausbezahlte Milchgeld der österreichischen Molkereien je Landwirt lag mit 39.720 Euro um 0,4 Prozent unter dem Wert des Vorjahres und verdeutlicht die schwierige Einkommenssituation trotz erhöhter Milchlieferleistung.

Die Zahl der Milchlieferanten ging im Jahr 2016 von 29.400 auf 28.500 um 3,1 Prozent zurück. Die durchschnittliche jährliche Milchanlieferung stieg hingegen von 105,5 auf 112,2 Tonnen (plus 6,3 Prozent). Dies wird in vergleichsweise kleinstrukturierten Milchbetrieben mit durchschnittlich 18,9 Kühen je Betrieb und einer durchschnittlichen Milchlieferleistung je Kuh von 5.922 kg erzielt, was im EU-Vergleich eine extensive und kleinstrukturierte Milchwirtschaft darstellt.

Käse weiterhin wichtigstes Exportgut
Österreich konnte im Jahr 2016 im Außenhandel punkten: Milchprodukte im Wert von 1,13 Mrd. Euro (minus 1,9 Prozent) sowie Importe im Ausmaß von 720 Mio. Euro (plus 2,5 Prozent) ergaben einen positiven Außenhandelssaldo von 412 Mio. Euro. Die Exportquote kam somit auf 46,2 Prozent zu liegen, die Importquote lag bei 29,4 Prozent. Hintergrund für diese Entwicklung waren der starke Wettbewerb sowie preisbedingte Umsatzrückgänge. Wichtigstes Außenhandelsprodukt der österreichischen Milchwirtschaft ist Käse, hier konnte mit einer Menge von 143.000 Tonnen (plus 5,2 Prozent) ein stabiler Umsatz im Ausmaß von 539 Mio. Euro bei einem Durchschnittserlös von 3,78 Euro pro kg erzielt werden, importiert wurden 117.000 Tonnen Käse (plus 6,4 Prozent) zu Durchschnittspreisen von 3,55 Euro je kg.

Wichtigstes Außenhandelsprodukt der österreichischen Milchwirtschaft ist Käse, hier konnte mit einer Menge von 143.000 Tonnen (plus 5,2 Prozent) ein stabiler Umsatz im Ausmaß von 539 Mio. Euro bei einem Durchschnittserlös von 3,78 Euro pro kg erzielt werden, importiert wurden 117.000 Tonnen Käse (plus 6,4 Prozent) zu Durchschnittspreisen von 3,55 Euro je kg.

Das zeigt, dass es den österreichischen Molkereien auch im Export zusehends gelingt, die heimische Qualitätsstrategie umzusetzen, weiters war auch im Jahr 2016 verstärkt zu beobachten, dass für die Weiterverarbeitung sowie für den Preiseinstieg des Lebensmitteleinzelhandels bei Eigenmarken oftmals günstige Importware eingesetzt wird, die den heimischen Qualitätsanforderungen nicht entspricht und bei denen auch der heimische Konsument nicht entsprechend informiert wird.

656.000 Tonnen (minus 12,4 Prozent) der Kategorie flüssige Milchprodukte wurden in Umfang von 265 Mio. Euro exportiert, importiert wurden hier 160.000 Tonnen (plus 28 Prozent) um 74 Mio. Euro. Joghurt und Sauermilchprodukte brachten im Export 141 Mio. Euro, importiert wurden in diesem Bereich Produkte im Wert von 53 Mio. Euro, was auch in diesem Sektor eine positive Exportbilanz zeigt. Bei Butter beliefen sich die Exporte auf 5.300 Tonnen, importiert wurden hier jedoch 17.100 Tonnen, wobei auch hier diese Ware großteils für die Weiterverarbeitung und im Preiseinstieg des Lebensmitteleinzelhandels Verwendung findet.

Wichtigste Exportländer waren auch im Jahr 2016 Deutschland und Italien, der Außenhandel mit den Erweiterungsländern brachte einen positiven Saldo von 53 Mio. Euro. Auffallend war weiters, dass der Anteil von Drittlandsdestinationen von 10 auf 15 Prozent gestiegen ist, hier vor allem nach Australien, Libyen, Schweiz, den Irak sowie China. Der Export nach Russland liegt infolge des Embargos nach wie vor auf Eis, insgesamt exportierte Österreich in ca. 100 Länder.

„Die österreichische Milchwirtschaft erwartet sich für das Jahr 2017 eine Stabilisierung des Milchmarktes sowie steigende Exporte, wobei hier mit neuen wettbewerbsrelevanten Themen zu kämpfen sein wird. Trotz derzeit rückläufiger Milchmenge wird bei einem entsprechenden Erholen der Preise mittelfristig wiederum mit einem Anziehen der Milchanlieferung gerechnet“, so Petschar abschließend.

 

 

 

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