Bures baute bei Besuch bei isländischer Staatsspitze die sehr guten Beziehungen zwischen
Österreich und Island aus
Reykjavík/Wien (pk) - Nationalratspräsidentin Doris Bures befindet sich von 05.04. bis 07.04.
zu einem Arbeitsbesuch in Island, wo sie neben einem bilateralen Treffen mit der isländischen Parlamentspräsidentin
Unnur Brá Konráðsdóttir auch Gespräche mit Staatspräsident Guðni Thorlacius
Jóhannesson, Ministerpräsident Bjarni Benediktsson und Sozialminister Þorstein Víglundsson
geführt hat.
Bures und Konráðsdóttir haben sich dabei vor allem über Möglichkeiten zur Stärkung
von Frauen in der Politik ausgetauscht und stimmten über die hohe Bedeutung von bilateralen Beziehungen auf
Parlamentsebene überein. Überdies betonten die Parlamentspräsidentinnen die herausragende Rolle
von starken weiblichen Vorbildern in der Politik.
"Wenn Mädchen und junge Frauen sehen, dass Frauen in Politik und Wirtschaft Erfolg haben können,
dann trauen sie sich auch selbst viel mehr zu", sagte Konráðsdóttir. Darüber hinaus
berichtete sie, dass der Frauenanteil im isländischen Parlament nach den vergangenen Wahlen stark angestiegen
ist und nun knapp unter 50 Prozent liegt. "Natürlich wünschen wir uns aber, dass wir die Marke von
50 Prozent eines Tages überschreiten", so Konráðsdóttir.
Nationalratspräsidentin Bures merkte dazu an, dass Österreich von diesen knapp 50 Prozent Frauenanteil
im Parlament noch entfernt sei, stellte aber in ihrem Gespräch mit Konráðsdóttir, die der
liberal-konservativen Unabhängigkeitspartei angehört, fest: "Für den Erfolg von Frauen- und
Gleichstellungspolitik ist es ganz zentral, dass Politikerinnen über Parteigrenzen und ihre politische Weltanschauung
hinweg zusammenarbeiten und gemeinsam Ziele formulieren und verfolgen." Bures betonte überdies noch einmal
die internationale Vorbildrolle Islands in der Frauen- und Gleichstellungspolitik und lud ihre isländische
Amtskollegin herzlich zu einem Gegenbesuch nach Wien ein.
Begleitet wird die Nationalratspräsidentin von den sechs Frauen- und Gleichbehandlungssprecherinnen der Fraktionen
im Parlament: die Vorsitzende des Gleichbehandlungsausschusses Gisela Wurm (S), Dorothea Schittenhelm (V), Carmen
Schimanek (F), Aygül Berivan Aslan (G), Claudia Gamon (N) und Martina Schenk (T).
"Die Beziehungen zwischen Österreich und Island sind nicht sehr intensiv, dafür aber sehr gut. Von
einem Austausch profitieren beide Seiten und wir können einiges voneinander lernen", betonte Nationalratspräsidentin
Bures. So sei etwa das neue isländische Gesetzesvorhaben für faire Bezahlung, das derzeit noch in Begutachtung
ist und gleiche Bezahlung von Frauen und Männern festlegen und öffentlich einsehbar machen soll, auch
für Österreich sehr relevant, sagte Bures.
Auch das isländische Karenzmodell habe Vorbildpotential, so die Nationalratspräsidentin, weil es starke
Impulse für eine ausgewogene Aufteilung der Karenzzeit zwischen Vätern und Müttern setze.
Umgekehrt gab es von isländischer Seite großes Interesse an Österreichs gesetzlichen Regelungen
zum Gewaltschutz. "Hier nimmt Österreich eine international viel beachtete Pionierrolle ein", so
die Nationalratspräsidentin.
Island ist seit dem Jahr 2009 durchgehend an der Spitze des "Global Gender Gap Report Ranking", das Geschlechtergerechtigkeit
misst und weltweit vergleicht. 2016 waren in Island zum Beispiel 48 Prozent aller Abgeordneten im Parlament Frauen
und neunzig Prozent der Väter nutzen ihren gesetzlichen Karenzanspruch. Überdies sind in Island 83 Prozent
der Frauen erwerbstätig
"Sowohl meine isländischen GesprächspartnerInnen wie auch die Mitglieder der österreichischen
Delegation der Frauen- und Gleichbehandlungssprecherinnen vertreten unterschiedliche Parteien und Weltanschauungen.
Für den Erfolg von Frauen- und Gleichstellungspolitik ist es aber eben ganz zentral, dass Politikerinnen und
Politiker über Parteigrenzen und ihre politische Weltanschauung hinweg zusammenarbeiten und gemeinsam Ziele
formulieren und verfolgen", sagte die Nationalratspräsidentin.
Weiters erörterte Bures in ihren Arbeitsgesprächen mit dem Präsidenten, der Parlamentspräsidentin,
dem Ministerpräsidenten und dem Sozialminister europäische Herausforderungen wie etwa den bevorstehenden
Brexit, Auswirkungen der Banken-, Finanz- und Wirtschaftskrise und Islands zukünftiges Verhältnis zur
EU.
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