Produktpiraterieaufgriffe steigen – Höchststand an Medikamentenfälschungen – Gefälschte
Produkte im Zollamt Wien
Wien (bmf) - 2016 konnte der Zoll 1.947 Produktpiraterieaufgriffe mit 67.535 Fälschungen verzeichnen.
Der Wert dieser Fälschungen betrug – gemessen am Originalpreis – mehr als 2,7 Millionen Euro. Die Anzahl der
aufgegriffenen gefälschten Artikel hat sich signifikant erhöht. Das geht aus dem Produktpirateriebericht
2016 hervor, den das Bundesministerium für Finanzen Ende März veröffentlicht hat.
Die negativen Auswirkungen von Produktpiraterie werden am Beispiel von Medikamentenfälschungen besonders deutlich.
„Medikamente werden von skrupellosen Geschäftemachern gefälscht, die nahezu vollständig im Untergrund
agieren. Diese Fälschungen werden unter Bedingungen produziert, gelagert und transportiert, die nicht annähernd
den geltenden Standards der Pharmaindustrie entsprechen“, so Gerhard Marosi, verantwortlich für den Kampf
gegen Produktpiraterie im Bundesministerium für Finanzen. Marosi warnt: „Von diesen Plagiaten geht eine große
Bedrohung für die Gesundheit und Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger aus!“
Im Jahr 2016 verzeichnete die Zollverwaltung diesbezüglich einen traurigen Rekord: Noch nie wurden vom Zoll
so viele gefälschte Medikamente aufgriffen, in denen die Zollbehörden nach der EU-Produktpiraterie-Verordnung
2014 tätig wurden. Bei 900 Aufgriffen wurden insgesamt 53.389 Medikamentenplagiate beschlagnahmt. Lifestyle-Präparate
führen die Aufgriffe an, wobei im Vergleich zu den Vorjahren der Anteil an Potenzmitteln steigt. Diätpillen
und Haarwuchspräparate werden immer noch aufgegriffen, jedoch mit fallender Tendenz.
Auch im Vergleich mit anderen EU-Mitgliedstaaten können sich die Erfolge der österreichischen Zollverwaltung
sehen lassen. In den letzten Jahren erfolgte nahezu ein Viertel aller in den 28 EU-Mitgliedstaaten getätigten
Aufgriffe mit Medikamentenfälschungen in Österreich. Im Jahr 2015 (die EU-weiten Zahlen für das
Jahr 2016 liegen noch nicht vor) gingen mehr als 30 % aller Aufgriffe in der EU auf das Konto des österreichischen
Zolls!
Während früher vorwiegend Luxusartikel gefälscht wurden, wird nun auch eine Vielfalt an Plagiaten
von Massenkonsumgütern angeboten. Die Nachahmung und Fälschung von Produkten nimmt weltweit zu. Gut organisierte
kriminelle Vereinigungen bringen immer mehr gefälschte Markenartikel auf den europäischen und heimischen
Markt. Das Bundesministerium für Finanzen sieht deshalb eine seiner zentralen Aufgaben in der Bekämpfung
der Produktpiraterie.
„Die Bekämpfung von Produktpiraterie bedeutet mehr Steuergerechtigkeit und ist unabdingbar für die Sicherstellung
von fairem Wettbewerb“, führt Marosi aus: „Ein starker Wirtschaftsstandort ist auch im Sinne der Steuerzahlerinnen
und Steuerzahler!“
Betroffen sind nicht nur Konsumentinnen und Konsumenten, die einen Anspruch an die Qualität ihres erstandenen
Produkts haben, sondern auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. In der EU können 82 Millionen Beschäftigte
– etwa 38% der Gesamtbeschäftigung – direkt und indirekt schutzrechtsintensiven Wirtschaftszweigen zugerechnet
werden. 42% der gesamten Wirtschaftsleistung in der EU, 5,7 Billionen Euro, entfallen auf schutzrechtsintensive
Wirtschaftszweige.
Der finanzielle Verlust, der Unternehmen durch Fälschungen entsteht, sowie der finanzielle Einsatz zur
Bekämpfung der Produktpiraten führen zwangsläufig zu Einsparungen, wodurch auch in Österreich
Arbeitsplätze verloren gehen können. Darüber hinaus entgehen dem Staat Steuereinnahmen.
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