Wiens Umweltstadträtin Sima und Peter
Weish: Österreichs Felder und Teller müssen auch für die künftigen Generationen gentechnikfrei
bleiben!
Wien (rk) - Mit über 1,2 Mio. Unterschriften haben die Österreicherinnen und Österreicher
im April 1997 der Gentechnik auf Feldern und Tellern eine klare Absage erteilt. 20 Jahre nach dem historischen
Voting ziehen einstige Proponenten des zweit-erfolgreichsten Volksbegehren der Geschichte Bilanz: Wiens Umweltstadträtin
Ulli Sima, damals Gentechnik-Expertin bei GLOBAL 2000: „Ich bin stolz auf das Erreichte – Österreich hat sich
erfolgreich gewehrt und es gibt auch heute keine gentechnisch manipulierten Pflanzen auf unseren Feldern. Das muss
auch künftig so bleiben und dafür werden wir weiter gemeinsam kämpfen!“ Peter Weish, damaliger Sprecher
des Volksbegehrens, das von einer breiten Allianz von NGOs getragen war: „Gemeinsamer Widerstand zahlt sich aus
und es erfüllt mich mit großer Freude, dass wir diesen gemeinsamen Erfolg auch heute noch feiern können.“
Unterstützt haben das Begehren vor 20 Jahren u. a GLOBAL 2000, Greenpeace, die ARGE Schöpfungsverantwortung,
die VIER PFOTEN, die Bergbauern und viele andere.
Die drei Forderungen des Volksbegehrens, das von 7. bis 14. April 1997 stattfand, lauteten:
- Kein Essen aus dem Genlabor in Österreich
- Keine Freisetzungen genmanipulierter Organismen in Österreich
- Kein Patent auf Leben
20 Jahre danach – Keine Gentechnik in Österreich!
Bis heute gibt es keinen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in Österreich und keine Freisetzungen.
Alle in der EU zugelassenen gentechnisch veränderten Pflanzen sind in Österreich verboten. Sima ist als
in Wien für die Landwirtschaft zuständige Stadträtin seit Jahren aktiv, Wiens Felder auch künftig
gentechnikfrei zu halten: Zum einen mit einem strengen Gentechnik-Vorsorgegesetz, zum anderen mit der Plattform
„Freiwillig ohne Gentechnik“, der der Großteil der Wiener GärtnerInnen angehört. Strenge Kontrollen
durch das Umweltbundesamt belegen den Erfolg der Maßnahmen.
Aktuelle Situation auf EU-Ebene: Problemfeld Futtermittel
Österreich war 1997 ein Vorreiter in Sachen Gentechnikfreiheit auf EU-Ebene und hat dort starke Allianzen
gegen die Gentechnik-Lobby geschmiedet. Die „Opt out“ Richtlinie der EU bestärkt Österreich und andere
kritische Länder in ihrer nationalen Selbstbestimmung. Die Mitgliedsstaaten können damit den Anbau gentechnisch
veränderter Pflanzen auf ihrem Hoheitsgebiet beschränken oder ganz verbieten, auch wenn eine Anbauzulassung
auf EU-Ebene besteht. 19 Länder, darunter Italien, Kroatien, Ungarn, Polen u.v.m haben diese Möglichkeit
bereits genützt.
Während es bei Lebensmittel in ganz Österreich eine klare Sachlage gibt, gibt es bei Futtermitteln nach
wie vor Handlungsbedarf. Denn tierische Produkte, bei denen gentechnisch verändertes Futtermittel zum Einsatz
kam, müssen nicht gekennzeichnet werden.
So werden jährlich bis zu 400.000 Tonnen gentechnisch verändertes Gen-Schrot nach Österreich importiert,
das v.a. in der Schweinfütterung landet.
Freiwillige Positivkennzeichnung macht es KonsumentInnen einfach
Durch die freiwillige Positivkennzeichnung „Ohne Gentechnik hergestellt“ von der ARGE Gentechnikfrei können
KonsumentInnen aber ganz genau sehen, dass einige Bereiche wie Milch und Eier auf GVO-freie Fütterung umgestellt
wurden und sehr große Anteile im Geflügelbereich (Masthühner, Puten) ebenfalls.
Seit 2012 bewirbt die „Donau Soja Initiative“ den Anbau europäischer gentechnikfreier Soja und stellt dafür
auch ein Zertifizierungs- und Labeling- Programm zur Verfügung. Diese Initiative hat zum deutlichen Anstieg
der gentechnikfreien Sojaanbauflächen in Europa beigetragen, was wiederum den Preis der europäischen
Sojabohne nach unten befördert hat. Dadurch ist gentechnikfreie Soja wieder deutlich billiger geworden als
in den Jahren zuvor. KonsumentInnen erkennen das grün-blaue „Donau Soja Logo“ auf Eierpackungen.
Neue Gefahr durch NPBT
So erfreulich die bisherigen Erfolge im Kampf gegen die Gentechnik auch sind: Es gibt aktuelle Versuche der
Gentech-Lobby durch die Hintertür ihre Produkte auf den Markt zu bringen. Konkret ist die Rede von „new plant
breeding technologies“ (NPBT). Dabei handelt es sich um verschiedene molekularbiologische Techniken zur „Verbesserung“
von Pflanzen. Es wird bei diesen Methoden zwar direkt in das Genom eingegriffen, aber keine fremde DNA eingebracht.
Es werden Gensequenzen ausgeschnitten und anderswo eingebracht oder Gensequenzen „ausgeschalten“ – das Genom wird
„umgeschrieben“. Diese neuen Techniken lassen sich im nach hinein nicht nachweisen. Ob eine natürliche Mutation
oder eine bewusste Veränderung vorliegt, kann somit nicht festgestellt werden.
Die Industrie macht Druck, dass diese neuen Techniken nicht dem strengen GVO-Recht unterliegen. Sie will schnell
und billig neue Produkte ohne Sicherheitstests auf den Markt bringen. Viele Organisationen und PolitikerInnen verlangen
- basierend auf dem Vorsorgeprinzip und totaler Transparenz – strenge Kennzeichnung und Zulassung. „Wir KonsumentInnen
dürfen keine Versuchskaninchen werden, strenge Kontrollen und Kennzeichnung derart behandelter Lebensmittel
sind unerlässlich“, betont Sima. Wien hat auf EU-Ebenen bereits die Positionen deponiert.
Wie kann ich als KonsumentIn sicher sein, dass keine Gentechnik in meinem Essen enthalten ist?
Obst und Gemüse aus Wien und aus Österreich sind garantiert gentechnikfrei!
- Biologische Lebensmittel sind garantiert gentechnikfrei
- Lebensmittel, die nicht-tierischen Ursprung sind, sind gentechnikfrei, andernfalls
müssten sie gekennzeichnet sein – was es in Österreich nicht gibt
- Bei tierischen Produkten kann man nur bei der Positivkennzeichnung „Ohne Gentechnik
hergestellt“ sicher sein, dass die Tiere mit gentechnikfreien Futtermitteln gefüttert wurden.
|