AI - das andere Ich – Ars Electronica 2017

 

erstellt am
04. 04. 17
13:00 MEZ

Linz (aec) - Artificial Intelligence hat es wieder geschafft. Nachdem Facebook, Uber und Co unter zunehmend schlechtem Image leiden, die Neuerfindung von VR schon wieder ihren Reiz verliert und das Internet der Dinge nicht recht über den sich selbst nachfüllenden Kühlschrank hinauskommt, dominiert der Nervenkitzel rund um die Super-Maschinen der Zukunft wieder die Schlagzeilen. Artificial Intelligence also. Gigantischer Jobkiller? Gar der nächste Schritt in der Evolution, mit dem uns die Technologie endgültig den Rang abläuft? Oder doch heilbringende Systeme, die neue Medikamente für uns entwickeln und uns operieren, die unser Kapital anlegen und vermehren, ja die sogar den besseren - weil endlich objektiven - Chef abgeben? Artificial Intelligence hat viele Gesichter und sie garantieren allesamt Aufmerksamkeit.

Nüchtern betrachtet, ist die jüngste Entwicklung der Artificial Intelligence tatsächlich atemberaubend. Und sie wird künftig noch rasanter werden. Der Grund dafür ist einfach: Noch nie war so viel Investorenkapital auf der Suche nach den Erfolgstechnologien und Innovation für morgen. Die Konzentration wissenschaftlicher wie ökonomischer Power, wie sie bei den "großen Vier" des Internet heute vorherrscht, verschiebt die wissenschaftliche Forschung von Militär und Elite-Universitäten in die Privatwirtschaft und stellt sie auf eine breite Basis.

Die Erwartungen sind also hoch und die Investitionen versprechen satte Profite in der Zukunft. Deep Learning, selbstlernende neuronale Netze, autonome mobile Roboter und smarte digitale Assistenten - sie sollen die nächsten großen Game-Changer sein und sie haben ohne jeden Zweifel das Zeug dazu.

"Das andere Ich" - Technologie als Antagonist oder Alter Ego?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Ars Electronica 2017 mit dem Thema "Artificial Intelligence - das andere Ich". Wie der Untertitel deutlich macht, richtet sich der Blick dabei über den technologischen und wirtschaftlichen Horizont hinaus auf die kulturellen, psychologischen, philosophischen und spirituellen Aspekte. Aus der Perspektive eines Festivals für Kunst, Technologie und Gesellschaft interessiert sich die Ars Electronica dabei vor allem für die Visionen, Erwartungen und Befürchtungen, die wir mit der Vorstellung einer künftigen, umfassenden Artificial Intelligence verbinden. Eine Entwicklung, die uns ganz nah an grundlegende Fragen unserer eigenen Identität und Existenz heranführt: Etwa was es für uns "vernunftbegabte Wesen" bedeuten würde, plötzlich kein Monopol mehr auf das Denken zu besitzen? Sind wir dann noch die "Krone der Schöpfung"? Und wird es selbst dann noch etwas geben, wozu nur wir Menschen fähig sind - wenn ja, was? Wie sollen wir ethische Grundregeln für unsere zukünftigen Super-Roboter entwickeln, wenn wir das nicht einmal unter uns Menschen auf die Reihe kriegen? Werden wir das grundlegend Andere einer solchen künstlichen Intelligenz überhaupt je akzeptieren können, wenn uns das schon bei Mitmenschen mit anderer Hautfarbe oder anderer Religion derart schwerfällt? Einen möglichen Konflikt zwischen Menschen und Maschinen vorausgesetzt - verschlechtern wir unsere Erfolgsaussichten nicht massiv, indem wir unsere Umwelt und all das zerstören, von dem wir Menschen im Gegensatz zu den Maschinen abhängig sind?

Die Sehnsucht, unser perfektes Ebenbild zu schaffen, genau wie unsere Angst, von eben diesem Geschöpf dereinst gestürzt zu werden, bündeln sich in der Vision der Artificial Intelligence wie in keiner anderen Technologie. Artificial Intelligence ist somit die perfekte Projektionsfläche, um über die Menschen- und Weltbilder unserer digitalen Moderne nachzudenken. Gemeinsam mit KünstlerInnen, Natur- und GeisteswissenschaftlerInnen, genau wie mit ExpertInnen aus Wirtschaft, Politik und Religion versucht die diesjährige Ars Electronica auszuloten, welche unserer Ängste berechtigt und welche dagegen schlicht Ausdruck unseres ambivalenten Verhältnisses zu Technologie sind? Denn, wenn am Ende womöglich alles auf dem Spiel steht, warum lassen wir uns auf ein Abenteuer wie das der Artificial Intelligence überhaupt ein? Eine Frage, die gut genug ist, um ihr ein Ars Electronica Festival zu widmen!

Ars Electronica Festival 2017
Von 7. bis 11. September wird die POSTCITY Linz zum Schauplatz einer spannenden und umfassenden Auseinandersetzung mit der Realität und der Vision von Artificial Intelligence. In Symposien, Ausstellungen, Performances, Workshops und künstlerischen Interventionen werden insbesondere ihre kulturelle, psychologische, philosophische und spirituelle Dimension bearbeitet. Die Frage nach dem Wesen einer zukünftigen, von uns Menschen geschaffenen Artificial Intelligence, bildet dabei zugleich den Ausgangspunkt einer Reflexion über uns selbst, unsere Schwächen und unsere Stärken, kurz über das, was uns Menschen ausmacht.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.aec.at/ai

 

 

 

 

 

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