Wien (bmi) - Auf Initiative der Sicherheitsakademie des Innenministeriums werden künftig Trainerteams Präventionsarbeit
mit Polizisten, Lehrern und Sozialpädagogen leisten, um Radikalisierung in einem frühen Stadium zu bekämpfen.
Innenminister Wolfgang Sobotka sieht darin ein Mittel, um terroristischen Tendenzen frühzeitig entgegenzuwirken.
Wie verläuft üblicherweise die Radikalisierung eines Jugendlichen zum Islamischen Staat? Gibt es Jugendliche,
die besonders gefährdet sind? Wie erkenne ich die Radikalisierung eines Jugendlichen? Antworten auf diese
Fragen haben fünf Polizisten, sechs Lehrer des Wiener Stadtschulrats und fünf Sozialpädagogen der
"Mag-Elf" in Wien. Sie sollen sie künftig an die Angehörigen ihrer Berufsgruppen weitergeben.
"Es gibt keinen typischen Radikalisierungsprozess, jeder Fall ist anders", sagt Thomas Görlich,
Einsatztrainer der Polizei und einer der fünf ausgebildeten Polizisten. "Jugendliche, die sich radikalisieren
lassen, kommen aus allen Schichten. Aber es gibt Hinweise, die ein Gesamtbild ergeben und auf das man als Gesellschaft
reagieren muss."
"Wir mussten in der jüngeren Vergangenheit erkennen, dass Radikalisierung in einem immer früheren
Stadium stattfindet", erklärt Innenminister Mag. Wolfgang Sobotka. "Die Fülle an ungefilterter
Information im Internet wird leider auch dazu genutzt, um Kinder und Jugendliche mit radikalem Gedankengut in Verbindung
zu bringen. Genau hier gilt es, frühzeitig gegenzusteuern und Aufklärungsarbeit zu leisten." Mit
Stichtag 31. Dezember 2016 hatte das "Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung"
296 Foreign Fighters und zum IS radikalisierte Personen unter Beobachtung, 139 davon waren unter 25 Jahren alt.
Ausgebildet von niederländischen Polizisten und Sozialpädagogen
Die 16 Trainer wurden im Februar 2017 von niederländischen Polizisten und Sozialpädagogen ausgebildet,
die vom EU-Netzwerk RAN (Radicalisation Awareness Network) entsandt worden waren. Den Kontakt hatten Bedienstete
der Sicherheitsakademie (SIAK) hergestellt.
Die Trainer gehen nun ab 3. April 2017 in Dreier-Teams mit dreistündigen Workshops in Polizeischulen sowie
in Ausbildungen und Tagungen von Lehrern und Bediensteten der Jugendämter in Wien. Informiert werden auch
die etwa 450 Pflichtschuldirektoren, die 140 Beratungslehrer und "Psychagogen" sowie die knapp 60 Schulsozialarbeiter
des Wiener Stadtschulrates. Das Seminar durchlaufen auch die 400 Sozialarbeiter der Mag-Elf sowie die 600 Sozialpädagogen,
die in den etwa 80 Wohngemeinschaften der Mag-Elf in Wien arbeiten."Wir haben uns im Rahmen der Sicherheitsdoktrin
das Ziel gesetzt, Österreich zum sichersten Land der Welt zu machen", betont Sobotka.
"Die Bekämpfung des Terrorismus spielt dabei eine zentrale Rolle, vor allem vor dem Hintergrund von
internationalen Krisenherden und sozialen Brennpunkten in Ballungszentren."
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