Neue Therapiemöglichkeiten: Weltweit einzigartige, minimalinvasive Tumorzerstörung
– Lebendspende: Nur Innsbruck bietet in Österreich diese Möglichkeit bei Kleinkindern
Innsbruck (i-med) - Leberversagen ist die dritthäufigste Todesursache in Österreich. Die Innsbrucker
Universitätskliniken sind als wichtigstes Leberzentrum in Westösterreich seit vielen Jahren etabliert.
Die erfolgreiche Arbeit soll nun unter dem gemeinsamen Dach „Leber Centrum Innsbruck“ (LCI) weiter optimiert werden.
Die reibungslose Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen ermöglicht die Diagnose und Therapie von Lebererkrankungen
auf höchstem Niveau. Durch internationale Kooperationen und erfolgreiche Forschungsarbeit werden PatientInnen
nach dem neuesten Erkenntnisstand behandelt. Am 6. April findet in Tirol erstmals ein Lebertag für Interessierte,
zuweisende ÄrztInnen und Studierende statt.
Lokale Tumortherapie: Bildgesteuerte, minimalinvasive Zerstörung von Tumorgewebe
Leberkrebs macht neun Prozent aller Krebserkrankungen aus und ist die zweithäufigste krebsbezogene Todesursache
weltweit. In der Behandlung von Leberkrebs bietet Innsbruck neue Möglichkeiten, sowohl in der Diagnostik als
auch in der Therapie. Eine rasche Diagnose ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie, deshalb werden
spezielle bildgebende Untersuchungsverfahren eingesetzt, um RisikopatientInnen zu überwachen und den Leberkrebs
im Frühstadium zu erkennen. Der Univ.-Klinik für Radiologie kommt aber im Rahmen des LCI noch eine weitere
wichtige Rolle zu, da mit Hilfe modernster Bildgebungsmethoden auch Eingriffe für die lokale Zerstörung
von Leberkrebs vorgenommen werden. Damit können Lebertumore zerstört werden, ohne dass eine Operation
im herkömmlichen Sinne notwendig ist. Das Auge des Operateurs wird durch moderne Bildgebung ersetzt, das Skalpell
durch Nadeln oder dünne Katheter. Mit der stereotaktischen Radiofrequenzablation, kurz sRFA, wurde in Innsbruck
eine weltweit etablierte Behandlungsmethode durch die Verwendung stereotaktischer Steuerungshilfen entscheidend
verbessert. Die sRFA ermöglicht eine punktgenaue Zerstörung des Tumorgewebes mittels Hitze (60 – 100
°C). Dafür werden Nadeln präzise in den Tumor eingebracht. Die Lokalisation erfolgt mit Unterstützung
von aktuellen CT-Aufnahmen. „Nach dem minimalinvasiven Eingriff, bei dem die Tumoren quasi verkocht werden, verbleiben
nur kleine Narben des Einstiches und die Patientinnen und Patienten können im Schnitt nach ein bis vier Tagen
das Krankenhaus wieder verlassen“, erklärt Werner Jaschke, Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für
Radiologie. Die Eingriffe werden an der Universitätsklinik für Radiologie, Abteilung für interventionelle
Onkologie – mikroinvasive Therapie (SIP), durchgeführt.
Metastasen in der Leber: Entfernung erhöht Überlebenschance
Auch in der chirurgischen Entfernung von Krebsmetastasen in der Leber, also Tochtergeschwülsten der primären
Tumoren, hat Innsbruck eine hohe Expertise: Die vollständige Entfernung bzw. Destruktion aller Metastasen
ist eine wichtige Voraussetzung zur Erhöhung der Überlebenschance. „Rund 20 Prozent der Lebermetastasen
können primär operativ entfernt werden. Durch multimodale Therapiekonzepte können wir in Innsbruck
diese Rate auf 40 Prozent steigern“, erklärt Dietmar Öfner-Velano, Direktor der Univ.-Klinik für
Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie. An den Univ.-Kliniken in Innsbruck wird darüber hinaus ein
Register für alle Lebermetastasen in den Bezirken Nordtirol, Osttirol und Vorarlberg geführt. In Kooperation
mit den Bezirkskrankenhäusern werden komplexe Fälle im Innsbrucker Tumorboard diskutiert. Bei diesen
Konferenzen kommen auch telemedizinisch ÄrztInnen verschiedenster Disziplinen zusammen und besprechen die
Therapiemöglichkeiten für KrebspatientInnen.
Transplantation: Lebendspende nur in Innsbruck möglich
Innsbruck ist eines der größten Transplantationszentren in Europa. 2016 wurden beispielsweise mit über
80 Lebertransplantationen mehr als die Hälfte dieser hochkomplexen Eingriffe Österreichs in Tirol durchgeführt.
In Innsbruck werden aber nicht nur ganze Organe transplantiert, sondern auch Teile der Leber. „Im internationalen
Vergleich können nur einzelne Zentren ein ähnlich gutes Ergebnis und eine derart geringe Sterblichkeit
auf der Warteliste vorweisen“, erklärt Dietmar Öfner-Velano. Bei PatientInnen im Kleinkindalter kommt
auch eine Lebendspende in Frage. Das bedeutet, ein naher Angehöriger spendet einen Teil seiner Leber. „Wir
sind das einzige Zentrum in Österreich, das diese Lebendspenden anbietet“, erklärt der Direktor der Innsbrucker
Univ.-Klinik für Pädiatrie I, Thomas Müller.
Entzündungen der Leber (Hepatitis) durch Viren oder Fett
In der Behandlung einer chronischen Hepatitis C Infektion ist vor kurzem ein Durchbruch gelungen: Alle PatientInnen
können nun mit neuen Medikamenten erfolgreich behandelt werden. Die Diagnose von Hepatitis B und C Infektionen
erfolgt in Westösterreich über das Hepatologische Labor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Innere
Medizin I.
Neben Infektionen kann auch ein ungesunder Lebensstil zu einer Entzündung der Leber führen. Jeder Dritte
in Österreich ist bereits an einer nichtalkoholischen Fettleber erkrankt. „Allerdings tolerieren die meisten
Patientinnen und Patienten das Fett, nur rund 10 Prozent der Betroffenen bekommen eine Entzündung der Leber“,
erklärt Herbert Tilg, Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Innere Medizin I. „Bei dieser Erkrankung
mit einer wachsenden Zahl von Betroffenen sind also neue Erkenntnisse über die Entstehung und Behandlung sehr
gefragt.“ An der von Herbert Tilg geleiteten Klinik bildet die Erforschung der nichtalkoholischen Fettleber daher
einen Schwerpunkt.
|