Anhaltender Aufschwung sorgt für Entspannung
 am österreichischen Arbeitsmarkt

 

erstellt am
14. 04. 17
13:00 MEZ

UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator setzt Aufwärtstrend im März fort: Leichter Anstieg auf 2,7 Punkte, den höchsten Wert seit dem Frühjahr 2011
Wien (bank austria) - Der Konjunkturaufschwung in Österreich hält an. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im März auf 2,7 Punkte gestiegen. Damit erreicht der Indikator den höchsten Wert seit dem Frühjahr 2011“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Das Wirtschaftswachstum hat sich in den ersten Monaten des laufenden Jahres auf einem hohen Niveau stabilisiert. „Nach dem kräftigen Anstieg des BIP zu Jahresbeginn um rund 2 Prozent im Jahresvergleich wird die österreichische Wirtschaft ihren schwungvollen Wachstumskurs auch in den kommenden Monaten fortsetzen können. Ein sehr starkes erstes Halbjahr 2017 kündigt sich an“, so Bruckbauer.

Österreicher sind jetzt Optimisten
Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator hat im März von einer verbesserten Konjunkturstimmung in allen Sektoren der österreichischen Wirtschaft profitiert. Die im langfristigen Vergleich überdurchschnittlich optimistische Einschätzung der heimischen Industrie hat noch zugenommen. Die Auftragslage ist gut, sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland. Die Unterstützung aus dem Ausland hat sich im März auf hohem Niveau stabilisiert. Allerdings ist das mit den österreichischen Wertschöpfungsexportanteilen gewichtete globale Industrievertrauen im März nicht mehr gestiegen. Während die europäische Wirtschaft mehr Nachfrage entwickelt, bietet vor allem die US-Industrie weniger Rückenwind. Im Inland hat sich im März die Stimmung in der Bauwirtschaft und im Dienstleistungssektor weiter verbessert. Die Konsumenten sind weiterhin optimistisch. Das zweite Mal in Folge liegt das heimische Verbrauchervertrauen über dem langjährigen Durchschnitt. Während die positiven Effekte der Steuerreform abgemildert noch etwas nachwirken, haben die heimischen Konsumenten ihre langjährige Skepsis vor allem durch die anhaltende Stabilisierung der Lage am Arbeitsmarkt abgelegt.

Die heimische Wirtschaft zeigt sich auf breiter Ebene optimistisch. Der Wirtschaftsaufschwung in Österreich wird robuster. „Zu Frühlingsbeginn haben der Dienstleistungssektor und die Bauwirtschaft zur anhaltenden Hochstimmung in der Industrie aufgeschlossen. Das Fundament des Aufschwungs der österreichischen Wirtschaft verbreitert sich. Alle Nachfragekomponenten tragen zum Wachstum bei, denn ein solides Exportumfeld ergänzt die schwungvolle Binnenkonjunktur“, meint Bruckbauer.

Starke erste Jahreshälfte 2017
Der Jahresbeginn brachte ein Wirtschaftswachstum von rund 2 Prozent im Jahresvergleich. Das stärkste Plus seit Mitte 2011. Dazu hat vor allem der anhaltende Schwung der Inlandsnachfrage beigetragen. Der private Konsum profitierte in den ersten Monaten des Jahres von den Nachwirkungen der Steuerreform 2016 und der guten Beschäftigungsentwicklung. Angesichts der weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen in einem sich global verbessernden Umfeld, der gestiegenen Kapazitätsauslastung und des bestehenden Nachholbedarfs sollte sich der Aufwind bei den Investitionen in den ersten drei Monaten fortgesetzt haben. Hinzu kommt, dass der Außenhandel nach einer schwachen zweiten Jahreshälfte 2016 im ersten Quartal 2017 wieder spürbar zum Wirtschaftswachstum beigetragen haben dürfte.

Der aktuelle UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator lässt darauf schließen, dass sich der Aufwärtstrend auch im zweiten Quartal kräftig fortsetzt. Allerdings wird in den kommenden Monaten der Rückenwind für die österreichische Wirtschaft nachlassen, aber voraussichtlich nur zögerlich. Für Bau- und Ausrüstungsinvestitionen bestehen weiterhin gute Aussichten und der private Konsum hält sich dank der hohen Beschäftigungsdynamik voraussichtlich besser als erwartet, trotz des Auslaufens der positiven Effekte der Steuerreform. „Während die Inlandsnachfrage in den kommenden Monaten etwas an Kraft verliert, wird die Auslandsnachfrage als Wachstumsträger stärker einspringen. Die gute Konjunkturentwicklung in Europa und der Aufwind in den Schwellenländern versprechen mehr Unterstützung für die österreichische Exportwirtschaft. Für das Jahr 2017 erwarten wir dank einer starken ersten Jahreshälfte einen Anstieg des Wirtschaftswachstums auf 1,8 Prozent“, so Bruckbauer. Das Tempo des Aufschwungs wird sich ab der zweiten Jahreshälfte 2017 mit einer maßvolleren Dynamik der Binnen- und Auslandsnachfrage auf einem etwas niedrigeren Niveau einpendeln. 2018 wird der BIP-Anstieg mit voraussichtlich 1,5 Prozent jedoch weiter über Potenzial liegen.

Trendwende am Arbeitsmarkt – Inländer profitieren stärker
Die anhaltend gute Konjunkturentwicklung hat am Arbeitsmarkt eine Trendwende eingeleitet. Die Arbeitslosenquote wird 2017 erstmals seit 2011 niedriger als im Vorjahr sein. „Wir erwarten einen Rückgang der Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2017 auf 8,7 Prozent, nach 9,1 Prozent im Vorjahr. Dafür sorgt das kräftige Beschäftigungswachstum von 1,5 Prozent, das ein Plus von rund 50.000 Jobs in Österreich bedeutet“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Allerdings könnte die Entwicklung des Arbeitskräfteangebots der optimistischen Prognose einen Strich durch die Rechnung machen. Der Zustrom von EU-Bürgern auf den österreichischen Arbeitsmarkt wird voraussichtlich weiter stark bleiben. Die Anzahl der Asylberechtigten, die auf den Arbeitsmarkt drängen, könnte jedoch geringer sein, als bisher erwartet, gedämpft unter anderem durch die Einführung eines verpflichtenden Integrationsjahres mit Schulungsmaßnahmen für bis zu 15.000 Personen.

Beeinflusst durch die Entwicklung des Arbeitskräfteangebots profitieren in- und ausländische Arbeitnehmer unterschiedlich stark von der konjunkturell bedingten Entspannung am Arbeitsmarkt. Inländer haben die Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt früher gespürt. Die Arbeitslosenquote unter Inländern ist bereits 2016 leicht auf 8 Prozent zurückgegangen, während jene von Ausländern auf deutlich höheren 13,5 Prozent verharrte. Im ersten Quartal 2017 ist die Arbeitslosenquote sowohl bei In- als auch Ausländern zurückgegangen. Das Absinken der saisonbereinigten Arbeitslosenquote auf 7,8 Prozent bei inländischen Arbeitskräften kommt durch eine Verringerung der Anzahl an arbeitssuchenden Österreichern um über 7.000 sowie einem Beschäftigungsplus von mehr als 10.000 im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2016 zustande. Die Anzahl arbeitssuchender Ausländer in Österreich steigt hingegen noch weiter an. Der Rückgang der Arbeitslosenquote ist hier ausschließlich auf den starken Anstieg um fast 25.000 Beschäftigte zurückzuführen. „Während die gute Konjunktur zu einer tatsächlichen Verringerung der Arbeitslosigkeit unter österreichischen Arbeitskräften führt, findet unter ausländischen Arbeitskräften eine starke Verdrängung statt. Das Beschäftigungswachstum reicht nicht aus, um den Zustrom neuer Arbeitskräfte aus dem Ausland zu absorbieren und die hohe Anzahl von in Österreich ansässigen ausländischen Arbeitssuchenden zu verringern“, analysiert Pudschedl.

Inflation hat diesjährigen Höhepunkt überschritten
Das rasante Tempo des Inflationsanstiegs seit Herbst vorigen Jahres wird sich nicht weiter fortsetzen. Die Teuerung hat im ersten Quartal 2017 mit durchschnittlich 2,1 Prozent voraussichtlich bereits den diesjährigen Höhepunkt erreicht. Dies ist auf den deutlich abnehmenden Aufwärtsdruck der Energiepreise zurückzuführen. Der Anstieg des Ölpreises verliert an Geschwindigkeit. Der Aufwärtsdruck durch Zweitrundeneffekte, etwa über die Transportkosten für Nahrungsmittel, steuerliche Maßnahmen, wie der Anhebung der Tabaksteuer im April, und nachfragebedingt durch den kräftigen Konjunkturaufschwung wird mehr als kompensiert. „Trotz einer Teuerung von über zwei Prozent im ersten Quartal gehen wir für das Gesamtjahr 2017 von einer durchschnittlichen Inflation von 1,8 Prozent aus. Die Angst vor einem anhaltend rasanten Anstieg der Inflation ist unbegründet, da die überwiegend externen Effekte, die für den Anstieg seit Herbst vorigen Jahres verantwortlich waren, langsam auslaufen“, so Pudschedl.

 

 

 

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