Potenzialanalyse liefert wertvolle Erkenntnisse über den Hotelstandort Innsbruck
Innsbruck (ikm) - Bereits im Jahr 2005/06 gab die Stadt eine Markt- und Potenzialanalyse des Hotel- und
Beherbergungsmarktes (kurz: Hotelstudie) in Auftrag. Nun liegt eine Aktualisierung dieser Studie vor. „Aufgrund
der sehr dynamischen Gästeentwicklung in den vergangenen Jahren sowie der Umsetzung unterschiedlicher Projekte
und verschiedener marktrelevanter Veränderungen wurde eine Überarbeitung der vorliegenden Studie notwendig.
Diese liefert interessante Aufschlüsse über die aktuelle Situation am Hotelstandort Innsbruck“, sind
sich Tourismusstadtrat Franz X. Gruber und Planungsstadtrat Mag. Gerhard Fritz bei der Präsentation der Ergebnisse
am 14.04. einig. In Auftrag gegeben wurde die Aktualisierung der Studie vom Amt für Stadtplanung, Stadtentwicklung
und Integration sowie dem Referat Wirtschaft und Tourismus.
Die aktualisierte Studie analysiert wesentliche Trends, Tendenzen und Entwicklungen in der nationalen sowie internationalen
Hotellerie-Branche und gibt eine Einschätzung auf Basis prognostizierbarer Marktentwicklungen ab.
Eine Stärken-Schwächen-Analyse für den Standort Innsbruck zeigt, dass die Tiroler Landeshauptstadt
prinzipiell durch ihre Lage im Alpenraum sehr gute Voraussetzungen hat: „Besonders für den Tourismus ist die
Lage ein wichtiger Faktor. Auch gute familiengeführte Hotelbetriebe und ein anhaltender hoher Nachfragedruck
sowie die zufriedenstellende Auslastung sind gute Voraussetzungen für eine Marktentwicklung“, erklärt
Stadtrat Gruber. Touristische Konzepte wären Beispiele für jene Investitionen, die auf Basis der Studie
nun vorgeschlagen werden. Eine Ermöglichung von weiterem Markenwachstum durch mehr Differenzierung der Hotellerie-Branche
sowie eine Ausschöpfung der Potenziale aus der Produkt- und Segmententwicklung sowie im „Longstay“-Bereich
sind weitere Vorschläge.
Das Fehlen von Leitbetrieben sowie internationalen Markenhotels und der Investitionsstau in niedrigen Beherbergungskategorien
und eine vergleichsweise geringe durchschnittliche Aufenthaltsdauer werden als Herausforderungen angesehen.
Verbesserungen erkennbar
Ein Blick auf den Markt zeigt: Die Situation in Innsbruck hat sich verbessert, es bleibt aber Luft nach oben. Planungsstadtrat
Fritz erklärt: „Innsbruck ist im österreichischen Benchmark-Vergleich in Hinblick auf die erzielten Auslastungen
aktuell sehr erfolgreich, verzeichnet dabei jedoch ein geringeres Marktwachstum als andere Städte.“ Grund
dafür ist unter anderem ein vergleichsweise maßvolles Angebotswachstum. „Klar ist, dass Innsbruck zusätzliche
Betten braucht, um das Potenzial als Wirtschaftsstandort erfolgreich auszuschöpfen“, geht Fritz ins Detail.
Angebot und Nachfrage
Wird die Entwicklung des Angebots sowie der Nachfrage im Zeitraum 2005 bis 2025 betrachtet, zeigt sich, dass sowohl
bei den Nächtigungen (+30 Prozent) als auch bei den Ankünften (+40 Prozent) ein deutlicher Zuwachs verzeichnet
werden konnte. Auch die Bettenauslastung mit durchschnittlich 62 Prozent im Jahr 2015 ist um über zehn Prozent
gestiegen. „Diese Zahlen sind im Vergleich mit anderen Landeshauptstädten wie Salzburg, Wien und Graz erfreulich“,
erläutert Stadtrat Gruber und führt weiter aus: „Innsbruck zieht besonders inländische Nächtigungsgäste
an, dieser Wert ist im österreichischen Vergleich vergleichsweise hoch.“
Das Bettenwachstum war mit einer Steigerung von acht Prozent in den Jahren 2005 bis 2015 sehr moderat. Andere Österreichische
Städte wiesen hier deutlich höhere Steigerungen auf.
Szenarien für Prognosen
Im Vorjahr gab es in der Tiroler Landeshauptstadt ein Gesamtpensum von 8.019 touristischen Betten. Um den zukünftigen
Bettenbedarf zu prognostizieren, werden in der Studie drei verschiedene Szenarien bis 2026 gezeichnet. Diese unterscheiden
sich durch das Nächtigungswachstum (gering/gemäßigt/dynamisch). Bei einem geringen Wachstum wird
ein zusätzlicher Bedarf von rund 1.600 Betten prognostiziert. Dieser erhöht sich bei einem gemäßigten
Wachstum: Dann wären rund 2.200 zusätzliche Betten notwendig, beim dynamischen sogar 2.800. Das zweite
Szenarium gilt laut Studienautoren als am wahrscheinlichsten.
Marktrelevante Branchenentwicklungen
Die Studie zeigt, dass sowohl das Konsumverhalten als auch das Kauf- und Reiseverhalten sich in Richtung „Multiopionalität“
ändert. „Dieser Begriff ist eng mit den Schlagworten Variabilität, Online-Affinität und Individualismus
verknüpft und bedeutet, dass Gäste vermehrt maßgeschneiderte Angebote suchen. Dies eröffnet
einen Markt für Hotelmarken unterschiedlicher Positionierung und verschiedener Kundenbindungsprogrammen“,
geht Stadtrat Gruber auf die Marktentwicklung ein. Eine weitere Branchenentwicklung bildet eine in vielen europäischen
Städten wachsende „Lifestyle (Budget)“- und „Boutique“-Hotellerie, sowie eine gestiegene Nachfrage nach spezialisierten
(Jugend-)Hostels. Letztere sind bis dato in Innsbruck nicht vertreten. „Es zeigt sich außerdem, dass die
Nachfrage nach Unterkünften, die bis zu einem Jahr genutzt werden – nach sogenannten ,Longstay‘-Konzepten,
steigt“, erläutert Gruber weiter.
Fokus auf reale Projekte
Bei der Überarbeitung der Studie aus 2005/06 wurde ein Augenmerk auf aktuell vorliegende Projektanträge
für Hotel-Neuentwicklungen gelegt. Diese sind, bezogen auf Konzepte und Makrostandorte, unter wirtschaftlichen
Gesichtspunkten kompatibel. „Hierbei ist festzuhalten, dass eine entsprechende notwendige raumordnungssachliche
Prüfung im Zuge der Studie nicht vorgenommen wurde. Es ist Aufgabe des Amts für Stadtplanung, Stadtentwicklung
und Integration diese Prüfung für handfeste Projekte durchzuführen“, erläutert Stadtrat Fritz.
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