Herkunftsdeklaration auch bei Verarbeitungsprodukten und in der Gastronomie
unverzichtbar
Linz (lk-ooe) - Lebensmittel und deren Produktionsbedingungen werden für Konsumenten immer wichtiger,
trotzdem ist deren Herkunft bei verarbeiteten Lebensmitteln meist immer noch nicht ausgezeichnet. LK-Präsident
ÖR Ing. Franz Reisecker fordert daher eine erweiterte Herkunftsdeklaration: „Die seit 2017 in Frankreich geltende
Herkunftskennzeichnungspflicht für Fleisch in verarbeiteten Lebensmittel sollten wir uns auch in Österreich
als Vorbild nehmen.“
Der in den letzten Wochen publik gewordene Skandal rund um Gammelfleisch aus Brasilien rückt die Debatte rund
um die Herkunft unserer Lebensmittel noch stärker ins Zentrum. Obwohl nur ein geringes Risiko besteht, dass
das künstlich aufbereitete Fleisch auch in österreichische Supermärkte gelangt ist, wird wieder
einmal die Bedeutung einer transparenten Lebensmittel-Kennzeichnung klar. „Die Anforderungen an die österreichischen
Bauern in punkto Tierschutz und nachhaltiger Bodenbewirtschaftung gehen über die europaweit einheitlichen
Vorschriften hinaus. Die daraus resultierende hohe Qualität der Lebensmittel wird von den Österreichern
sehr geschätzt und aktiv nachgefragt. Auch bei verarbeiteten Produkten, die zu einem substantiellen Anteil
aus Fleisch, Milchprodukten oder Eiern bestehen, braucht es daher mehr Transparenz in Bezug auf die Herkunft“,
fasst Präsident Reisecker die Forderungen zusammen.
EU-Parlament für Kennzeichnungspflicht
Bereits im Mai 2016 hat das Europäische Parlament eine Herkunftskennzeichnung für Fleisch und Milchprodukte
in verarbeiteten Lebensmitteln gefordert. Während die EU-Kommission noch keinen Vorschlag vorgelegt hat, sind
einzelne EU-Mitgliedsstaaten bereits auf einem guten Weg. Präsident Reisecker führt vor allem Frankreich
als Vorbild an: „Bereits Mitte des letzten Jahres wurde die französische Regelung von der Kommission genehmigt.
Bei allen Produkten mit einem Fleischanteil von mehr als acht Prozent muss auf dem Etikett das Land der Geburt,
der Aufzucht und der Schlachtung der Tiere ausgewiesen sein. Nach einer Übergangsphase bis zum 31. März
dürfen jetzt nur mehr derartig gekennzeichnete Produkte vermarktet werden. Die hohe Wertschätzung der
Franzosen für ihre landwirtschaftlichen Produkte wird damit abgesichert.“
Mehr Transparenz bei verarbeiteten Produkten und in der Gastronomie
Während die Herkunftskennzeichnung bei frischen Produkten bereits Standard ist, muss diese bei verarbeiteten
Produkten und auch in der Gastronomie noch etabliert werden. Dazu Präsident Reisecker: „Die Österreicherinnen
und Österreicher kaufen immer mehr Convenience-Produkte, also bereits fertige oder halbfertige Mahlzeiten,
und essen immer öfters außer Haus. Gerade in diesen beiden Bereichen gibt es aber weiterhin große
Informationsdefizite rund um die verwendeten Lebensmittel. Bei Verarbeitungs- oder Convenience-Produkten drängt
der Preisdruck darüber hinaus oft zur Verwendung von Ausgangsprodukten geringerer Qualität, beispielsweise
von Eiern aus der in Österreich nicht mehr erlaubten Käfighaltung. Frische Eier fürs Osternest aber
auch während des restlichen Jahres werden hingegen fast ausschließlich in österreichischer Qualität
gekauft.“
Wahlfreiheit der Konsumenten sicherstellen
Die Landwirtschaftskammer fordert eine einfache und klare, aber verpflichtende Herkunftskennzeichnung des Hauptrohstoffs
bei Lebensmitteln aus Milch, Fleisch oder Eiern. Genauso wie die Herkunft der wertbestimmenden Rohstoffe für
Speisen in der Gastronomie sowie in Großküchen deklariert werden soll. Damit ein interessierter Konsument
tatsächlich wählen kann, braucht er verpflichtende Kennzeichnungsangaben. „Mit der Kampagne »Gut
zu wissen« versucht die Landwirtschaftskammer bereits aktiv, Gastronomiebetriebe und vor allem auch Kantinen
freiwillig zur Auszeichnung der verwendeten Hauptzutaten zu bewegen. Zusätzlich braucht es aber eine gesetzliche
Regelung für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung“, ist Präsident Reisecker überzeugt.
Herkunftskennzeichnung bringt Vorteile für Konsumenten, Landwirte und den Handel
Die Transparenz in der Produktionskette gewinnt weiter an Bedeutung und schafft für alle Marktteilnehmer Vorteile.
LK-Präsident Reisecker betont daher seit Jahren die Notwendigkeit einer verpflichtenden Regelung: „Regionalität
als Kaufanreiz kann im Handel nur dann sinnvoll umgesetzt werden, wenn die Herkunft der Lebensmittel zweifelsfrei
zurückverfolgt werden kann. Auch für die Gastronomie ergeben sich dadurch große Chancen bei den
immer qualitätsbewussteren Gästen.
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