Finanzminister Schelling legt Produktpirateriebericht 2016 vor
Wien (pk) - Der österreichische Zoll hat im Jahr 2016 1.947 Sendungen mit Plagiaten aufgegriffen. Der
Originalwert der dabei beschlagnahmten 67.535 gefälschten Produkte betrug mehr als 2,7 Mio. €, geht aus dem
von Finanzminister Hans Jörg Schelling nunmehr dem Parlament vorgelegten Produktpirateriebericht 2016 ( III-375
d.B.) hervor. Die Aufgriffe sind gegenüber 2015 zurückgegangen, die Zahl der gefälschten Produkte
hingegen gestiegen. Für die größere Menge an Fälschungen sind laut Finanzministerium die aus
dem Verkehr gezogenen Medikamente verantwortlich, die einen Höchststand erreicht haben. Bei 900 Aufgriffen
wurden insgesamt 53.389 Medikamentenplagiate beschlagnahmt. Insgesamt stammen die in Österreich aufgegriffenen
Plagiate hauptsächlich aus dem asiatischen Raum oder der Türkei.
Medikamentenfälschungen als gefährlichste Form der Produktpiraterie
Besorgniserregend hoch ist laut Finanzministerium die Zahl der Medikamentenfälschungen. Fälscher reagieren
auf die Kontrolltätigkeiten des Zolls und ändern die Vertriebswege, wenn Zollkontrollen geschäftsschädigend
wirken. So werden derzeit Medikamente in Großmengen in die EU geschmuggelt und über eigens aufgebaute
Vertriebsnetze in Europa verteilt. Da der Binnenversand per Post durchgeführt werde, gebe es dort keine Zollkontrollen,
informiert das Finanzministerium. Sogenannte Fulfillment Center agieren als Logistikdienstleister und organisieren
Lagerhaltung und Versand von Onlinebestellungen. Mit dem Abschluss des Vertrags zwischen Käufer und Verkäufer
hätten sie nichts zu tun. Laut Bericht ist es gängige Praxis, dass Fälschungen zur Verschleierung
der Herkunft und zur Irreführung nicht direkt aus den Produktionsländern sondern über andere Länder
verschickt werden.
Potenzmittel, Diätpillen und Haarwuchsmittel werden am häufigsten gefälscht. Problematisch ist,
dass die Bedingungen unter denen Medikamente produziert, gelagert und transportiert werden, nicht den Standards
der Pharmaindustrie entsprechen. Im Ergebnis würden Medikamente oft mit Schadstoffen verunreinigt, über-
oder unterdosiert oder gänzlich wirkungslos, so das Finanzministerium.
Vertrieb über soziale Netze
Als besondere Herausforderung gelten Fälschungen, die über das Internet vertrieben werden. 2016 wurden
97,43% aller Fälschungen online bestellt und in Kleinsendungen per Post oder durch Kurierdienste zugestellt.
Geworben wird dafür bevorzugt in sozialen Netzwerken, allen voran auf Facebook.
Im Kampf gegen die Produktpiraterie setzt das Finanzministerium nicht nur auf die Zollbehörden. Auch die Information
und Aufklärung der Öffentlichkeit bilden einen festen Bestandteil der Kampfstrategie, heißt es
im Produktpirateriebericht.
Geistiges Eigentum habe in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Laut aktueller Studie zur Verletzung von Rechten
geistigen Eigentums können in der EU 28% aller Arbeitsplätze direkt schutzrechtsintensiven Wirtschaftszweigen
zugerechnet werden. Durch Produktpiraterie würde die Wettbewerbsfähigkeit der EU gefährdet. EU-weit
wurden 2015 14 Mio. Smartphones weniger verkauft als dies ohne Fälschungen der Fall gewesen wäre. Dies
entspreche Umsatzeinbußen von 4,2 Mrd. € auf dem EU-Markt.
Fälschungen stammen hauptsächlich Indien und China
Im internationalen Vergleich stellt der Bericht der heimischen Zollverwaltung ein sehr gutes Zeugnis für die
Verfolgung von Medikamentenfälschungen aus. Im Jahr 2015 – für 2016 lagen noch keine EU-weiten Zahlen
vor – gingen mehr als 30% aller Aufgriffe in der EU auf das Konto des österreichischen Zolls. Insgesamt erfolgte
in den letzten Jahren nahezu ein Viertel aller in den 28 EU-Staaten getätigten Aufgriffe mit gefälschten
Medikamenten in Österreich.
78,11% aller gefälschten Artikel stammen aus Indien. Was die Anzahl der Fälle betrifft, liegt China an
erster Stelle (47,25%), knapp gefolgt von Indien mit 45,75% der Fälle. Fast die gesamten Medikamentenfälschungen
stammen aus Indien. Zahlreiche Plagiate gibt es weiterhin bei Kleidung und Schuhen, Schmuck, Uhren sowie Taschen
und Koffern
|