Unterwasser-Wochen zu prähistorischen Pfahlbauten am Attersee – Kuratorium Pfahlbau, Bundesforste
und Oö. Landesmuseum laden zu Unterwasser-Wochen am Attersee – Erstmals begleitet Livestream Forschungsteam
bei Grabungen unter Wasser
Weyregg/Wien/Purkersdorf (bundesforste) - Eintauchen in unbekannte Welten unter Wasser: Der Attersee zählt
nicht nur zu einem der beliebtesten Badeseen in Österreich, er ist auch einer der geschichtsträchtigsten.
Über 20 Reste von Dörfern aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit befinden sich im Attersee, der von den
Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) betreut wird. Drei dieser Siedlungen gehören zum internationalen
UNESCO-Welterbe der prähistorischen Pfahlbauten. Bei Weyregg am Attersee startet dieser Tage die heurige Grabungskampagne
unter Wasser, bei der ein Team von ForschungstaucherInnen Ausgrabungen an der prähistorischen Pfahlbausiedlung
„Weyregg II“ durchführen wird. Die Grabungsarbeiten werden heuer erstmals per Unterwasser-Livestream übertragen.
„Mit dem Livestream können wir die Grabungen unter Wasser erstmals öffentlich zugänglich machen
und die fünftausend Jahre alten, freigelegten Reste unter Wasser live zeigen“, freut sich Georg Schöppl,
Vorstand der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) – die ÖBf sind die größten Seenbewirtschafter
des Landes - über das ungewöhnliche Forschungsprojekt. Cyril Dworsky, nationaler Geschäftsführer
des Kuratorium Pfahlbauten: „Wir freuen uns, dass wir dank der Zusammenarbeit mit den Österreichischen Bundesforsten
heuer erstmals in der Geschichte der Pfahlbau-Forschung einen Livestream von einer Unterwasser-Ausgrabung zeigen
können. Auf diese Weise können wir den Menschen zumindest optisch einen uneingeschränkten Zugang
zu den Pfahlbauten ermöglichen.“ Begleitet werden die Grabungen des Forschungsprojektes „Zeitensprung“ von
einem umfangreichen und kostenfreien Rahmenprogramm mit Vorträgen, Ausstellungen und Führungen. Einer
der Höhepunkte ist der „Tag der offenen Grabung“ am 22. April 2017. Die Grabungen unter Wasser laufen von
10. April bis 5. Mai.
Forschungsarbeiten live unter Wasser
Für den Livestream wurde eine Unterwasserkamera in unmittelbarer Nähe zur Fundstätte etwa drei Meter
unter Wasser installiert, mit der zu den Grabungszeiten vormittags und nachmittags die Arbeiten des Tauchteams
gefilmt werden. Die ForschungstaucherInnen entnehmen der Grabungsfläche Bohrproben, bergen Objekte wie Hölzer
oder Keramikfragmente und fertigen mittels Video, Fotos und Zeichnungen eine genaue Dokumentation des Befundes
an. Zur Sicherheit der Tauchmannschaft, die über Sprechfunk unter einander kommunizieren kann, wird ein Forschungsboot
an der Wasseroberfläche eingesetzt. „Ziel der Forschungsarbeiten ist unter anderem eine genaue zeitliche Bestimmung
der Pfahlbaustätte“, erklärt Jutta Leskovar vom Oberösterreichischen Landesmuseum, die das Projekt
„Zeitensprung“ leitet. „Auch wollen wir anhand der Ergebnisse herausfinden, wie und wozu die Siedlung von unseren
Vorfahren genutzt wurde.“
„Zeitensprung“ in der Pfahlbauforschung
Das Forschungsprojekt „Zeitensprung“ ist Teil einer großen Forschungsinitiative zum Thema „Pfahlbauten“,
die durch die Aufnahme von 111 Pfahlbau-Siedlungen in das UNESCO-Welterbe „Prehistoric Pile Dwellings around the
Alps“ angeregt wurde. Das Projekt dient nicht zuletzt der Vorbereitung der geplanten Oberösterreichischen
Landesausstellung 2020 zum Thema „Pfahlbauten“ und wird vom Land Oberösterreich finanziert. Die Projektleitung
haben Jutta Leskovar vom Oberösterreichischen Landesmuseum und Cyril Dworsky vom Kuratorium Pfahlbauten inne.
Unter Regie des Kuratoriums Pfahlbauten, das den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes
betreut, werden die Ausgrabungen von einem umfassenden Vermittlungsprogramm begleitet. Ziel dieses Vermittlungsprogramms
ist der Aufbau eines Bewusstseins für den Wert der Unterwasser-Kulturgüter im Salzkammergut sowie die
Schaffung eines barrierefreien Zugangs zum Thema.
Nachhaltige Seenbewirtschaftung
Die Österreichischen Bundesforste bewirtschaften mehr als 70 der größeren Seen in Österreich,
darunter beliebte Badeseen wie der Wörthersee, der Millstätter See, der Traunsee oder auch der Attersee.
„Eine nachhaltige Seenbewirtschaftung sehen wir als unsere Verantwortung“, betont Georg Schöppl. „Dazu gehört
nicht nur eine sorgsame Bewirtschaftung und der Erhalt des öffentlichen Seezugangs, sondern auch die Wahrung
des kulturgeschichtlichen Erbes.“ Österreichweit stellen die Bundesforste 40 Naturbadeplätze zur Verfügung,
die öffentlich frei zugänglich sind. Allein am Attersee befinden sich 10 solcher ÖBf-Naturbadeplätze,
die im Sommer ungetrübtes Badevergnügen an Österreichs Naturgewässern versprechen.
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