Schwerpunkt Integration von Frauen mit Migrationshintergrund / Deutsche Islamexpertin Ates:
„Flüchtlinge nicht den Islamverbänden überlassen.“
Wien (öif) - Am 26.04. fand die 14. Sitzung des Integrationsbeirats mit Integrationsminister Sebastian
Kurz unter dem Vorsitz des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) statt. Vorgestellt wurden u.a. kommende
Gesetzesinitiativen im Integrationsbereich: das Integrationsgesetz und das Arbeitsmarktintegrationsgesetz.
Integrationsminister Sebastian Kurz appellierte in der Diskussion mit den Vertreter/innen von Ministerien, Organisationen,
Bundesländern und NGOs, sich keinen Illusionen hinzugeben: „Die hohe Zahl der Flüchtlinge in Österreich
stellt uns vor enorme Herausforderungen – von ihrer sprachlichen Qualifikation über den beruflichen Einstieg
bis hin zu Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Was es braucht, um diese Herausforderungen bewältigen
zu können, ist jedenfalls Realismus und die Zusammenarbeit aller im Bereich zuständigen Vertreter/innen.
Das neue Integrationsgesetz stellt die Grundlage einer guten Integrationsarbeit dar.“ Im Integrationsgesetz werden
auch das Gremium des Integrationsbeirats und seine Arbeit verankert und so weiter institutionalisiert.
Schwerpunkt: Stärkung von Frauen mit Migrationshintergrund
Ein Schwerpunkt der Beiratssitzung wurde dem Thema der Integration von Frauen mit Migrationshintergrund gewidmet.
Die deutsche Frauenrechtlerin und Islamexpertin Seyran Ates plädierte in diesem Zusammenhang für die
Förderung eines liberalen Islams und stellte ihre Pläne zur Eröffnung einer neuen, liberalen Moschee
in Berlin vor, die von Frauen und Männern gleichberechtigt benützt werden könne und ein Modell für
Europa sei. Sie warnte davor, Flüchtlinge dem Einfluss radikaler Moscheevereine zu überlassen: „Es ist
bekannt, dass es hier problematische Strömungen gibt, deshalb ist es umso wichtiger, sich für einen liberalen
Islam einzusetzen.“ Außerdem sprach sie sich für eine Diskussion zum Thema Kopftuch aus: „Das Kopftuch
ist keine Säule des Islams. Wer Frauen sagt, dass sie ein Kopftuch tragen müssen, handelt unislamisch.“
Das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) stellte gemeinsam mit dem Frauenministerium
und Orient Express Aktivitäten zur Unterstützung von Frauen mit Migrationshintergrund bzw. von weiblichen
Flüchtlingen in Notsituationen vor.
Neue Studie zu Integrationsverständnis der Österreicher/innen
Rudolf Bretschneider (GfK Austria) präsentierte eine neue, im Auftrag des ÖIF erstellte Studie „Integration
& Zusammenleben: Was denkt Österreich?“ zum Integrationsverständnis der Österreicher/innen.
Die Befragung zeigt, dass Integration noch vor anderen Themen wie Pensionen oder Steuern das wichtigste Thema für
die Österreicher/innen darstellt. Als wichtigste Faktoren für eine gelungene Integration sehen Österreicher/innen
die Akzeptanz der in Österreich geltenden Gesetze, gute Deutschkenntnisse sowie die Übernahme der in
Österreich geltenden Werte und die Selbsterhaltungsfähigkeit. Die gesamte Studie gibt es hier zum Online-Lesen.
Über den Integrationsbeirat
Der Integrationsbeirat wurde 2010 gegründet und tagt seither zweimal im Jahr. Mit dem neuen Integrationsgesetz
wird der Integrationsbeirat nun auch gesetzlich verankert. Das Gremium setzt sich aus Vertreter/innen verschiedener
Ministerien, der Länder, des Städte- und Gemeindebundes der Sozialpartner sowie Vertreter/innen humanitärer
oder kirchlicher Einrichtungen aus dem Integrationsbereich zusammen. Den Vorsitz führt Franz Wolf, Geschäftsführer
des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF). Der Integrationsbeirat dient zur kompetenzübergreifenden
Vernetzung und Abstimmung sowie zum Wissenstransfer aller bei der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans für
Integration involvierten Akteure.
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