Ohne Bauern bleiben Gäste aus und Landschaftspflege durch Unternehmen wäre unbezahlbar
Graz (lk-stmk) - Unter dem Motto "Wir schaffen Land-Erlebnis" stellt österreichweit die Woche
der Landwirtschaft (30. April bis 7. Mai) die Leistungen der Bauern für den Tourismus in die Auslage. Von
strategischer Bedeutung dabei sind der „Augenschmaus Landschaft“, die unverwechselbare, regionaltypische Kulinarik
sowie die "Erlebniswelt Landwirtschaft". Österreich- und steiermarkweit finden dazu Präsentationen
und Veranstaltungen statt. Dazu der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher: "Wir
wollen klarmachen, dass die Bäuerinnen und Bauern die Grundlage dafür schaffen, dass die Gäste in
unser schön gepflegtes Land kommen und wiederkommen. Die Bauern sorgen aber auch für die Bekanntheit
und das Image von Regionen."
Augenschmaus Landschaft - Ohne Bauern bleiben die Gäste aus und Landschaftspflege durch andere Unternehmen
wäre unbezahlbar
"82% der Gäste kommen wegen der schönen Landschaft und der Natur, um sich zu erholen. Dass aber
die Bauern diesen Erholungswert sichern und die schöne abwechslungsreiche Landschaft pflegen sind dem Großteil
der Gäste nicht mehr bewusst. Ihre Leistungen sind grob unterschätzt", führt Titschenbacher
ins Treffen. Dazu ein Beispiel: Würden die Bauern die Wiesen, Weiden und Almen nicht mehr pflegen, käme
das der öffentlichen Hand sehr teuer. Titschenbacher: "Expertenberechnungen zeigen, dass die jährlichen
Pflegekosten dieser knapp 205.000 ha Pflege der Landschaft, würden die Gäste ausbleiben." Außerdem
würden etwa 10.000 Arbeitskräfte allein aus dem landwirtschaftlichen Bereich auf den ohnehin gesättigten
Arbeitsmarkt drängen. Wie ernst dieses Thema ist, zeigen die Bild- und Videoanimationen der Landwirtschaftskammer:
Eine Landschaft ohne Pflege verwildert und verwaldet rasch und wächst in relativ kurzer Zeit zu.
Bauern sind Innovationstreiber bei regionaltypischer Kulinarik und Erlebnishöfe machen Region interessant
und fördern das Image
"Die Bauern sind wichtige Innovationstreiber bei der regionaltypischen Kulinarik und die Erlebniswelt Landwirtschaft,
also beispielsweise das Dabeisein beim Kernölpressen, bei der Käse-, Joghurt oder Topfenerzeugung oder
beim Essigherstellen macht Urlauborte oder Regionen besonders attraktiv und verschafft ihnen ein gutes und unverwechselbares
Image. Denn die Gäste wollen die Bäuerinnen und Bauern kennenlernen, die das Produkt erzeugen",
unterstreicht Titschenbacher. Als Beispiele nannte er die Schaukäsereien Schützenhöfer/Käsemax
in Grafendorf bei Hartberg, den Käsehof Vinzenz Stern/Aichstern in Rohrbach/Steinberg sowie die Schau-Bio-Hofkäserei
Deutschmann in Frauental. Weiters als Regionen das Pöllauer Tal mit der Pöllauer Hirschbirne, das Ennstal-Lamm.
Vor allem auch junge innovative Produzenten wie Michael Pöltl mit seinen Red-Love Frizzante und Cider, Mosten
und Edelbränden oder Siegbert und Siegmar Reiß überzeugen Gäste und Bevölkerung mit ihren
Produkten. Titschenbacher: "Diese Beispiele zeigen deutlich, dass Tourismus und Landwirtschaft einander brauchen
und stark miteinander verwoben sind."
Kammerdirektor Werner Brugner: Landwirtschaftskammer forciert Weiterentwicklung der regionaltypischen Kulinarik
und der Erlebnishöfe
Für viele steirische Betriebe, insbesondere für die Direktvermarkter, ist die regionaltypische Kulinarik,
teils auch in Kombination mit der Erlebniswelt Landwirtschaft zu einem wichtigen betrieblichen Standbein bis hin
zum Haupterwerb geworden. Brugner: "Mit unseren Fach- und Spezialberaterteams unterstützen wir die Bäuerinnen
und Bauern bei den kulinarischen Innovationen, der Weiterentwicklung der regionaltypischen Spezialitäten,
der Zusammenarbeit mit dem Tourismus und beim Angebot 'Erlebniswelt Landwirtschaft'." Die Aktivitäten
der 65 steirischen Seminarbäuerinnen und der 424 "Urlaub am Bauernhof"-Betriebe als Botschafter
für regionaltypische Lebensmittel, die Landesprämierungen von Kernöl über Weine, Moste und
Säfte bis hin zu Fleischspezialitäten und Brot sind nur ein paar Beispiele dieser umfassenden Bemühungen.
Ein besonders herausragendes Beispiel im Bereich der Direktvermarktung sind die 14 Grazer Bauernmärkte, die
von 350 Bäuerinnen und Bauern beschickt werden, was europaweit beispielgebend ist.
Trendforscherin Claudia Brandstätter: Landwirtschaft spricht alle Sinne der Gäste an
"Die Landwirtschaft schafft es, alle Sinne der Gäste mit der schönen Landschaft, der erstklassigen
Kulinarik und den Erlebnishöfen zu verwöhnen", sagt die Grazer Trendforscherin Claudia Brandstätter.
Und weiter: "Durch die Vielfalt der von den Bäuerinnen und Bauern entwickelten Produkte ergeben sich
neue Möglichkeiten und Wachstumschancen. Die Vielfalt der Kulinarik ist ein Zukunftsmagnet."
Brandstätter: Erlebniswelt Landwirtschaft zieht Gäste an und schafft Wertschöpfung
"Das nahe Umfeld fürs Urlaubmachen gewinnt in der globalisierten Welt an Bedeutung. Daher ist Urlaub
im Inland angesagt und der neue Kurzurlaub ist der Ausflug. Dazu bietet die Landwirtschaft mit ihren Spezialitäten
und den Erlebnishöfen die Lösung", unterstreicht die Trendforscherin. Und weiter: "Wenn bei
einem Ausflug die Erlebniswelt Landwirtschaft mit ihrer Kulinarik und dem Hinter-die-Kulissen-Blicken der Produktion
von den Gästen und Besuchern genossen werden können, entsteht Wertschätzung und folglich Wertschöpfung.
Die Gäste und Besucher kommen wieder, erzählen das Erlebte weiter und werden verstärkt regionale
Spezialitäten einkaufen."
Johann Pabst, Küchenchef "Der Steirerhof" macht kulinarische Kurzausflüge: Gäste wollen
wissen, woher das Essen und Trinken kommt
"Wir zeigen unseren Gästen woher die Eier, die Milch, Käse, Topfen, die Äpfel, Kernöl,
das Rind- und Lammfleisch, das Brot oder der Spargel kommen. Das Bedürfnis der Gäste ist sehr groß
zu erfahren, wie die Lebensmittel hergestellt werden, die wir servieren", unterstreicht der Küchenchef.
Daher unternimmt Pabst mit seinen Gästen kulinarische Kurzausflüge und Radtouren zu den Bauern, von denen
er die Lebensmittel bezieht. "Für die Gäste ist dann nach kurzer Zeit klar, dass Lebensmittel einen
wesentlich höheren Wert haben als der Preis angibt", resümiert Pabst. Und weiter: "Zwischen
Gästen und Landwirten entsteht durch unsere kulinarischen Ausflüge eine wertschätzende Beziehung."
Werner Unterweger, Inhaber "Der Steirerhof": "Der Tourismus braucht die Landwirtschaft und die Landwirtschaft
braucht den Tourismus. Das ist die Grundphilosophie unseres Hauses und auch der Tourismusregion Bad Waltersdorf.
Unsere Gäste wollen die Bauern, von denen sie die Eier, das Fleisch oder Käse essen und Säfte oder
Weine trinken, auch kennenlernen. Das macht unsere Urlaubsregion und unser Haus für die Gäste besonders
anziehend", sagt der Fünf-Sterne-Hotel-Inhaber.
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