ÖIF-Diskussion: Boualem Sansal über die Österreichischer Integrationsfonds –
Autorengespräch mit algerischem Bestseller-Autor sowie „Presse“-Journalist Köksal Baltaci
Wien (öif) - Am 24.04. war der algerische Schriftsteller und Religionskritiker Boualem Sansal bei einem
durch den Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) organisierten Diskussionsabend in Wien zu Gast. Im
voll besetzen Veranstaltungssaal des Literaturmuseums Wien (Grillparzerhaus) sprach Sansal mit dem Moderator Köksal
Baltaci, Redakteur der Tageszeitung „Die Presse“, über die Rückkehr des Religiösen, die Bedeutung
von Freiheit und die Wichtigkeit gemeinsamer Werte für das Zusammenleben. Außerdem las er Passagen seines
Bestseller-Romans „2084. Das Ende der Welt“, der eine Dystopie einer religiösen Diktatur beschreibt und scharfe
Kritik an Gewalt und Islamismus übt. Für diesen Roman wurde Boualem Sansal 2015 mit dem Grand Prix du
Roman de l'Académie Française ausgezeichnet.
Im Rahmen der Veranstaltung sprach Sansal über die düsteren Zukunftsprognosen seines Romans „2084. Das
Ende der Welt“: „Schwarzmalen ist nicht mein Ziel. Leider ist aber die in meinem Roman geschilderte religiöse
Diktatur im fiktiven Abistan in vielen Ländern der Welt Realität, insbesondere dort, wo der Islamismus
an der Macht ist.“ Doch nicht nur dort sei Religion ein beherrschendes Machtinstrument, sondern auch in demokratischen
Ländern wie Frankreich, so Sansal, der seine Erfahrungen aus Pariser Vorstädten schilderte, breite sich
der politische Islam aus. Hier brauche es auch Maßnahmen zur Integration von jungen MigrantInnen. „Integration
ist ein lange andauernder Prozess, doch die Priorität muss darauf liegen, dass die Menschen Arbeit finden
und ihr Leben selbst erhalten können.“ Sansal warnte auch davor, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
die Toleranz gegenüber MigrantInnen und Flüchtlingen sinke, und erklärte, dass es Grenzen für
die Aufnahme neuer ZuwanderInnen geben müsse.
Franz Wolf, Geschäftsführer des Österreichischen Integrationsfonds: „Boualem Sansal spricht sich
in seinen vielfach ausgezeichneten Romanen für die Freiheit des Einzelnen und gegen überbordende Kollektivierungen
in modernen Massengesellschaften aus. Seine Kritik an politisch instrumentalisierter Religion, insbesondere am
Islamismus, hat auch Bedeutung für die Integrationsdebatte.“
Veranstaltungsreihe und neue Publikation zum Thema Integration
Um Herausforderungen des Zusammenlebens zu thematisieren und verschiedene ExpertInnen zu Wort kommen zu lassen,
initiierte der ÖIF Anfang des Jahres die neue Veranstaltungsreihe „Gesellschaft im Wandel: Was hält uns
zusammen?“. Zum Auftakt Ende März war Philosoph und Autor Rüdiger Safranski in Wien zu Gast, sprach über
das Vertrauenskapital einer Gesellschaft und warnte vor der Gefahr einer Entfremdung in unserer Gesellschaft. Am
7. Juni folgt die nächste Veranstaltung dieser Reihe gemeinsam mit Historiker und Gewaltforscher Jörg
Baberowski, der über die Auswirkungen von Gewalt und Angst auf das Zusammenleben sprechen wird. Mit der neuen
Publikationsreihe „Perspektiven Integration“ präsentiert der ÖIF außerdem Einschätzungen anerkannter
ExpertInnen im Integrationsbereich und fördert eine fundierte Debatte über aktuelle Themen im Bereich
Integration. Bisher in der Perspektiven-Reihe erschienen: Verschleierung im Islam, Islam europäischer Prägung
sowie Menschen türkischer Herkunft. Alle Ausgaben zum kostenlosen Herunterladen finden Sie hier:
http://www.integrationsfonds.at/publikationen
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