Jerusalem/Wien (sk) - Bundeskanzler Christian Kern hat im Rahmen seiner Israel-Reise als erster österreichischer
Bundeskanzler am offiziellen Staatsakt zum Holocaust-Gedenken in Yad Vashem teilgenommen. Eine „große Ehre“
für den Kanzler und wichtigster Teil seiner Israel-Reise, die die israelisch- österreichischen Beziehungen
weiter vertiefen soll.
Am israelischen Nationalfeiertag Yom Ha'Shoah wird an die Opfer der Shoa, aber auch an den jüdischen Widerstand
und das Heldentum der jüdischen Untergrundkämpfer erinnert. Die Teilnahme an diesem Gedenken war für
Kern „eine große Ehre“, „der wichtigste Teil seiner Israel-Reise“ und auch Ausdruck der neuen Qualität
der israelisch-österreichischen Beziehungen. Der Bundeskanzler war der einzige internationale Staatsgast.
Yad Vashem werde „die Welt immer an den schrecklichen Mord, die Grausamkeiten und das ewige Unrecht, das der jüdischen
Gemeinschaft angetan wurde, erinnern“, sagte der Kanzler.
Österreich wird antisemitische Tendenzen stets bekämpfen
Der Bundeskanzler hatte bereits vor der Gedenkveranstaltung die Mitverantwortung Österreichs an den nationalsozialistischen
Verbrechen betont und vom „dunkelsten Kapitel unserer Geschichte“ gesprochen. Bei seinem Treffen mit Israels Präsident
Rivlin versicherte er, dass Österreich antisemitische Tendenzen stets bekämpfen werde: „Wir werden unseren
jüdischen Mitbürgern immer zur Seite stehen.“ Österreich habe Jahrzehnte gebraucht, sich seiner
Rolle während des Nationalsozialismus und seiner Mitschuld am Holocaust zu stellen. „Diese Geschichte und
dieses Erbe sind immer präsent und können nicht ungeschehen gemacht werden“, erklärte Kern. Es sei
auch wichtig, dies der Jugend und den kommenden Generationen zu vermitteln.
Bei einem Mittagessen mit aus Österreich stammenden Holocaust-Überlebenden sagte der Bundeskanzler: „Österreich
hat seine Lektion gelernt. So etwas darf nie wieder passieren.“ Nicht nur aus Respekt vor den Opfern – denn „wie
wir mit Rassismus und Antisemitismus umgehen, zeigt, was für eine Gesellschaft wir wollen“.
Boomende Start-up-Szene in Israel
Israel und Österreich wollen in Zukunft auf Wirtschaftsebene stärker kooperieren. So hat Israel eine
führende Rolle im Bereich von Start-up-Unternehmen inne: „Das ist hier ein dynamischer, vibrierenden Platz,
ein Role Model.“ Besuche dieser Start-Ups standen daher auf der Tagesordnung, etwa „Mobileye“ oder das Start-up-Zentrum
JVP Media Quarter in Jerusalem. Bei Hightech-Entwicklungen, gerade im Automobilbereich, müsse Österreich
vorne mit dabei sein, so Kern.
Auf der Tagesordnung standen auch ein Gespräch mit dem palästinensischen Regierungschef Rami Hamdallah
in Ramallah und eine Zusammenkunft mit Oppositionsführer Yitzhak Herzog, Chef der Arbeitspartei. Zum Abschluss
seiner Reise führte Kern Gespräche mit Regierungschef Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Avigdor
Lieberman.
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