"Gesundheitsquintett" diskutiert aktuelle Herausforderungen der Gesundheitssysteme
Berlin/Bern/Wien/Vaduz (ots) - Auf Einladung von Regierungsrat Mauro Pedrazzini fand das fünfte Treffen
der deutschsprachigen Gesundheitsministerinnen und -minister am 07. und 08.05. erstmals in Vaduz statt. In einer
gemeinsamen Erklärung wurde die Absicht bekräftigt, sich für ein qualitativ hochwertiges und finanziell
tragfähiges Gesundheitssystem in den einzelnen Ländern einzusetzen.
Auf der Agenda des jährlich stattfindenden Treffens standen die zukunftsträchtigen Themen eHealth und
mHealth (Mobile Health), die Herausforderungen im Bereich der geriatrischen Versorgung sowie aktuelle und zukünftige
Herausforderungen im Bereich der ambulanten ärztlichen Versorgung. Ausserdem nahmen die anwesenden Ministerinnen
und Minister einen Zwischenstandsbericht der im Vorjahr eingesetzten Arbeitsgruppe zum Thema Gesundheitskompetenz
zur Kenntnis. Schliesslich haben sich die anwesenden Vertreter noch über die erstmals zeitlich koordiniert
in allen beteiligten Ländern stattfindende Alkoholpräventionswoche verständigt.
Wie in der gemeinsamen Erklärung des Gesundheitsquintetts festgehalten, erkennen die Ministerinnen und Minister
die Bedeutung eines regelmässigen Erfahrungs- und Wissensaustausches auf fachlicher und politischer Ebene
in einem freundschaftlichen Rahmen an. Ausserdem bekräftigen sie, dass die Inhalte der Arbeitsgespräche
einen wertvollen Beitrag für die Diskussionen und das Suchen von Lösungsansätzen auf jeweiliger
nationaler Ebene liefern können.
Koordination und Kooperation bei eHealth, Chancen von mHealth
Hauptthema des Arbeitsgesprächs am ersten Sitzungstag waren die aussichtsreichen Themen eHealth und mHealth.
Hier konnte an die Diskussionen der vergangenen Treffen angeknüpft werden, indem sich die Ministerinnen und
Minister über die jeweiligen Anstrengungen und Fortschritte der einzelnen Länder im Bereich eHealth informiert
haben. Ein funktionierendes eHealth-System kann dazu führen, dass die Vorteile von mHealth noch besser genutzt
und integriert werden können. Veränderte Gewohnheiten aufgrund von Smartphones und Tablets in vielen
Bereichen des alltäglichen Lebens führen dazu, dass heute mHealth als Auslöser von Veränderungen
im Gesundheitswesen verstanden wird. Stichwort hierzu ist die "Gesundheit im Social-Media-Zeitalter".
Diverse Studien belegen bereits heute die Popularität und das Wachstumspotenzial von Mobile-Apps im Bereich
Gesundheit und Fitness sowie das Erfassen medizinischer und physiologischer Daten mittels Sensoren. Heute schon
stehen über 100'000 Apps für Sport, Wellness, Gesundheit und Ernährung dem Endbenutzer zum Download
bereit. Zu solchen Anwendungen gehören beispielsweise das Messen von Puls, Körpertemperatur oder Blutzuckerspiegel,
ortsunabhängige Beobachtung und Überwachung von chronisch kranken Patienten oder Erinnerungen für
Medikamenteneinnahme. Diese Anwendungen helfen nicht nur Bürgern, ihre Gesundheit vermehrt selber in die Hand
zu nehmen und dadurch mehr Eigenverantwortung zu übernehmen, sondern auch Leistungserbringern, ihre Patienten
besser und effizienter zu behandeln.
Im Rahmen des Arbeitsgesprächs wurde beispielsweise der Frage nachgegangen, welche Anreize sowohl für
Bürger als auch für Leistungserbringer geschaffen werden können, um die Anwendung von mHealth zu
fördern und ob es solche überhaupt braucht? Weitere Fragestellungen betrafen insbesondere die Datensicherheit,
die Verwendung oder Fragen der Zertifizierung von Anwendungen im Medizinbereich.
Auswirkungen des demographischen Wandels bereits spürbar
Der demographische Wandel stellt die Sozialsysteme zunehmend vor grosse Herausforderungen. Es kann festgehalten
werden, dass sich die Länder mittlerweile mitten in diesem Prozess befinden, denn die geburtenstarken Jahrgänge
haben das Rentenalter erreicht. Das Fürstentum Liechtenstein hat in diesem Zusammenhang eine Strategie zur
Bewältigung des demographischen Wandels erarbeitet, welche die Thematik in ihrer Vielschichtigkeit anzugehen
versucht. Um für die Auswirkungen dieser gesellschaftlichen Veränderungen gewappnet zu sein, ist es insbesondere
im Bereich der Gesundheitsversorgung angezeigt, den Blick auf die Stärkung der geriatrischen Versorgung in
den Ländern zu richten. In diesem Zusammenhang hat das Ministerium für Gesellschaft im vergangenen Jahr
eine Studie erstellen lassen, die sich mit der Medikamentenabgabe in Alters- und Pflegeheimen sowie bei Spitexorganisationen
(bzw. ambulanten Pflegeeinrichtungen) befasst. Die Resultate dieser Studie wurden den anwesenden Ministerinnen
und Ministern vorgestellt und dienten als Basis für die anschliessende Diskussion.
In der gemeinsamen Erklärung wurde das gemeinsame Verständnis dann auch zum Ausdruck gebracht: "Dabei
wollen wir uns dafür einsetzen, dass bei der Verordnung und Verabreichung von Medikamenten eine Nutzen-Risiko-Abwägung
und insbesondere eine Berücksichtigung der altersspezifischen Besonderheiten eines Patienten zu erfolgen hat."
Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen ambulanten Versorgung sowohl in städtischen als auch in ländlichen
Gegenden
Faktoren wie eine alternde Bevölkerung sowie damit zusammenhängend vermehrt auftretende chronische Krankheiten
aber auch die Unterschiede der Bevölkerungsstruktur beispielsweise im Stadt-Land-Gefälle erfordern neue
Wege bei der Gesundheitsversorgung. Die Nachfrage nach (haus)ärztlichen und pflegerischen Leistungen steigt
und erfordert zunehmend eine integrierte medizinische Versorgung. Gleichzeitig ist zumindest bei zwei der zentralen
Berufsgruppen der medizinischen Grundversorgung (Hausärzte und Pflegefachpersonen) in gewissen Bereichen ein
Mangel absehbar.
Die sich verändernden Rahmenbedingungen in Bezug auf die Nachfrage aber auch das Angebot von Gesundheitsdienstleistungen
stellt die nationalen Gesundheitssysteme zunehmend vor grosse Herausforderungen. Um diese Herausforderungen meistern
zu können, sind neue Konzepte und Organisationsformen der Gesundheitsversorgung gefordert, diese wurden anlässlich
des Treffens erörtert.
In der gemeinsamen Erklärung führen die Ministerinnen und Minister aus: "Wir sind davon überzeugt,
dass Modelle sektorenübergreifender Versorgung dringend notwendig sind, um den aktuellen Herausforderungen
des Gesundheitswesens zu begegnen. Wir sehen es als eine Aufgabe der Politik in unseren Ländern, Strategien
zu entwickeln und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen
Bedarf und Angebot von Ärzten und anderen Gesundheitsfachkräften hingewirkt werden kann."
Am Rande des Treffens tauschte sich das Gesundheitsquintett ausserdem noch über die erstmals in allen anwesenden
Ländern zeitlich koordiniert stattfindende Alkoholpräventionswoche aus. Dabei informierten sich die Ministerinnen
und Minister über die jeweiligen Aktionen, welche in den einzelnen Ländern durch die für die Alkoholprävention
zuständigen Stellen umgesetzt werden.
Wertvoller Austausch und gute Möglichkeit, die freundschaftlichen Beziehungen zu vertiefen
Das jährlich stattfindende Treffen der deutschsprachigen Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister
bietet eine gute Gelegenheit, sich in kleiner und informeller Runde über die aktuellen und zukünftigen
Herausforderungen der jeweiligen Gesundheitssysteme auszutauschen. Ausserdem bietet es dem Gastgeberland die Möglichkeit,
den Gästen einen Einblick in die jeweils nationalen Eigenheiten zu geben.
Im Rahmen des Treffens in Vaduz besuchte das Gesundheitsquintett mit seinen Delegationen auch das Landtagsgebäude,
wo sie von Landtagsvizepräsidentin Gunilla Marxer-Kranz und Historikerin Martina Sochin D'Elia fachkundig
informiert wurden. Ausserdem stand ein Empfang auf Schloss Vaduz, der von S.D. Erbprinz Alois gegeben wurde, auf
dem Programm.
Am Treffen der deutschsprachigen Gesundheitsministerinnen und -minister in Liechtenstein nahmen - neben Gastgeber
und Gesundheitsminister Mauro Pedrazzini - Lydia Mutsch (Luxemburg), Hermann Gröhe (Deutschland), Alain Berset
(Schweiz) und Pamela Rendi-Wagner (Österreich) teil.
Nach 2013 in Münster (DE), 2014 auf der Kleinen Scheidegg im Berner Oberland (CH), 2015 in Wien (AT) und 2016
in Luxemburg findet das Treffen nächstes Jahr turnusgemäss wieder in Deutschland statt.
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