Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom Mai 2017
Wien (oenb) - Die österreichische Konjunktur hat im Lauf des Jahres 2016 deutlich an Fahrt gewonnen.
Im ersten Quartal 2017 hat sich das Wachstum weiter auf 0,6% beschleunigt. Zur Jahresmitte 2017 werden verbesserte
Exportaussichten gemeinsam mit einem anhaltenden Investitionszyklus und einem robusten Konsumwachstum ein weiterhin
überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum ermöglichen. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet
im Rahmen ihrer vierteljährlichen Kurzfristprognose für das zweite und dritte Quartal 2017 ein Wachstum
des realen BIP von 0,6 % bzw. 0,5 % (jeweils gegenüber dem Vorquartal). Die Prognose für das zweite Quartal
wurde gegenüber der letzten Veröffentlichung im Februar 2017 um 0,1 Prozentpunkte nach oben revidiert.
Die Aussichten für die Weltwirtschaft haben sich zuletzt spürbar aufgehellt. Die rohstoffexportierenden
Länder profitieren vom Anstieg der Rohstoffpreise. Das Wachstum in den USA wird sich im Jahr 2017 beschleunigen.
Der Euroraum befindet sich in einem stabilen Konjunkturaufschwung.
Exportdynamik als Motor für österreichische Industrie
Vor diesem außenwirtschaftlichen Hintergrund konnten die österreichischen Güterexporte ihre Stagnation
überwinden. In der zweiten Jahreshälfte 2016 kam es zu einer schrittweisen Belebung der Exporte, die
im ersten Quartal 2017 an Dynamik gewonnen hat. Die Dienstleistungsexporte zeigen hingegen ein stabiles Wachstum.
Sie werden in erster Linie vom Tourismus getragen. Das hohe Niveau an Auslandsaufträgen signalisiert eine
weiter anziehende Exportkonjunktur in den kommenden Monaten.
Von dieser günstigen Exportentwicklung wird die österreichische Industrie profitieren. Die Industrieproduktion
hat im Februar bereits an Fahrt zugelegt, die Dynamik ist für eine Aufschwungsphase aber noch verhalten. Die
Produktionserwartungen deuten jedoch gemeinsam mit einer Verbesserung der Auftragslage auf eine Beschleunigung
hin. Positive Signale für die Industrie kommen auch vom Einkaufsmanagerindex der Bank Austria, der im April
mit 58,1 Punkten den höchsten Wert seit März 2011 erreichte.
Investitionen und privater Konsum liefern kräftige Wachstumsbeiträge
Die Investitionen waren im Jahr 2016 neben dem privaten Konsum die wichtigste Konjunkturstütze. Die überdurchschnittlich
hohe Kapazitätsauslastung signalisiert eine zunehmende Notwendigkeit von Erweiterungsinvestitionen und lässt
ein Anhalten des Investitionszyklus im weiteren Jahresverlauf 2017 erwarten.
Die Entwicklung des privaten Konsums findet derzeit in einem Spannungsfeld von Beschäftigungsplus, anziehender
Inflation sowie auslaufenden Effekten der Steuerreform statt. Die Beschäftigung hat im März um 59.600
Personen im Jahresabstand zugenommen. Damit wurde sogar noch der Zuwachs des Jahres 2016 (+52.000) übertroffen.
Der starke Anstieg der beim AMS gemeldeten offenen Stellen (+39 % im ersten Quartal) deutet auf eine anhaltend
starke Beschäftigungsdynamik hin. Neben diesen positiven Effekten auf die Haushaltseinkommen gibt es jedoch
auch bremsende Faktoren für den privaten Konsum. Die HVPI-Inflation hat sich in den letzten Monaten beschleunigt
und lag im März 2017 bei 2,2 %. Gemeinsam mit den langsam auslaufenden Effekten der Steuerreform 2016 dämpft
dies die Einkommens- und damit die Konsumentwicklung.
Der Konsum dürfte jedoch noch ausreichend Dynamik aufweisen, um gemeinsam mit der anhaltenden Investitionskonjunktur
für einen kräftigen Wachstumsbeitrag der Inlandsnachfrage zu sorgen. In Verbindung mit den verbesserten
Aussichten für die Exportkonjunktur sind die Chancen für ein solides Wachstum der österreichischen
Wirtschaft zur Jahresmitte 2017 sehr gut.
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