Wien (universität) - Unter Leitung des Forschungsverbundes Umwelt der Universität Wien haben sich
die wichtigsten nationalen Akteure der ökologischen Langzeitforschung zusammengeschlossen, um eine neue Infrastruktur
für die Erhebung von Umweltdaten aufzubauen. Ziel des von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG geförderten
Projektes ist es, an sechs hochmodernen Messstandorten Daten zur Auswirkung von extremen Klimaereignissen auf den
Kohlenstoff-, Wasser- und Stickstoffkreislauf zu sammeln. Für den Auf- und Ausbau der Standorte im Zuge von
"LTER-CWN" (Long-Term Ecosystem Research Infrastructure for Carbon, Water and Nitrogen) stehen 1,96 Millionen
Euro zur Verfügung, 1,67 Millionen Euro beträgt das Fördervolumen der FFG. Am 12.05. findet das
Kick-off-Meeting der Projektpartner statt.
"Unsere Umwelt ist sich ständig verändernden Bedingungen ausgesetzt. Am Beispiel des Klimawandels
lässt sich eindeutig zeigen, dass Dürre, Hitzeperioden oder starke Regenfälle Ökosysteme verändern
– und zuweilen auch langsam oder verzögert", sagt Geoökologe Stephan Glatzel, Projektkoordinator
und Vertreter des Forschungsverbundes Umwelt der Universität Wien. Mit Hilfe ökologischer Langzeitforschung
wollen die WissenschafterInnen die Datengrundlage schaffen, um die Veränderungen zu erheben und die dahinterstehenden
Prozesse zu verstehen – auch zum Zweck einer Risikoabschätzung.
Das fünfjährige Projekt LTER-CWN konzentriert sich auf die Auswirkungen von extremen Klimaereignissen
auf beispielsweise den Austausch von Treibhausgasen (z.B. Kohlendioxid, Methan und Lachgas) zwischen Böden
und Luft, auf wechselnde Wassertransporte und -verfügbarkeit und auf die Stickstofffreisetzung von Böden.
"Die Daten können vielen Forschungsrichtungen dienen, sie müssen interdisziplinär ausgewertet
werden und sie lassen letztlich auch auf die Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Mensch schließen",
sagt Thomas Dirnböck, Experte für Ökosystemforschung im Umweltbundesamt.
Die nächste Generation LTER
Die österreichische ökologische Langzeitforschung wird derzeit im Rahmen des nationalen Netzwerkes
LTER-Austria (Long-Term Ecosystem Research Austria) betrieben. Es gibt bereits mehrere Dutzend Ökosystem-Messstationen
im Netzwerk, die allerdings sehr unterschiedlich ausgestattet sind.
"Mit LTER-CWN wollen wir den nächsten Schritt setzen und für Österreich charakteristische Ökosysteme
mit hochwertig instrumentierten und gut abgestimmten Messstandorten ausstatten. Damit schaffen wir eine international
wettbewerbsfähige Grundlage", sagt Michael Bahn, stellvertretender Vorsitzender von LTER-Austria: "Das
schärft das Profil und den internationalen Beitrag Österreichs zur ökologischen Langzeitforschung."
Das Projekt LTER-CWN ist eines von insgesamt acht genehmigten Projekten im Rahmen der FFG-Ausschreibung "F&E
Infrastrukturförderung". Das Projektkonsortium besteht aus dem Forschungsverbund Umwelt der Universität
Wien und VertreterInnen der Universität für Bodenkultur Wien, der Universität Innsbruck, des Umweltbundesamtes
und des Bundesforschungszentrums für Wald. Mit an Bord ist zudem das Forschungszentrum Jülich (Deutschland)
als Partner für die Datenspeicherung und das Datenmanagement.
Sechs Standorte
Die sechs Standorte von LTER-CWN ermöglichen Langzeitbeobachtung in den charakteristischen Ökosystemen
Österreichs: in Wäldern, im Grünland in Tallagen und im Gebirge sowie im Feuchtgebiet bzw. Moor.
An den Messstationen wird experimentelle Forschung wie auch Dauerbeobachtung betrieben; die Daten stehen der Grundlagenforschung
zur Verfügung. Die Stationen sind mit modernster Technologie zur Messung von Treibhausgasflüssen und
Wasserqualität ausgestattet. Die Startphase des Projektes umfasst den technischen Aufbau der Messinstrumente
sowie den Aufbau einer gemeinsamen Dateninfrastruktur. Es werden zudem auch Workshops und Trainings für junge
ForscherInnen entwickelt, um die Nutzung der Messstationen zu erleichtern.
|