Österreich deutlich unter EU-Durchschnitt - Sozialminister Stöger und Frauenministerin
Rendi-Wagner: „Haben Fortschritte gemacht. Es gibt aber noch viel zu tun“
Wien (bmask/bmgf) - Die Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung in Österreich ist auch im vergangenen
Jahr weiter gesunken und liegt mit 18 Prozent deutlich unter dem europäischen Durchschnitt (23,7 %). Das belegt
die aktuelle EU-Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC), die am 02.05. von Frauenministerin
Pamela Rendi-Wagner, Sozialminister Alois Stöger, und Statistik-Austria-Generaldirektor Konrad Pesendorfer
präsentiert wurde. Insgesamt sind rund 1,5 Millionen Menschen von sozialen Benachteiligungen aufgrund niedriger
Erwerbsbeteiligung, geringer Haushaltseinkommen oder erheblicher Einschränkungen in zentralen Lebensbereichen
betroffen. „Wir haben Fortschritte gemacht, aber das ist noch nicht genug. Es gibt noch viel zu tun“, sehen Rendi-Wagner
und Stöger die europaweite Erhebung als weiteren Arbeitsauftrag für die Bundesregierung. Insbesondere
die Risikogruppen Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte sollen mit konkreten Maßnahmen
unterstützt werden.
Zu den größten Risikofaktoren für Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung zählt die Langzeitarbeitslosigkeit.
Rund 80 Prozent der von Langzeitarbeitslosigkeit Betroffenen sind auch sozial benachteiligt. „Arbeit ist der ausschlaggebende
Faktor für ein selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben. Mit der Aktion 20.000 schaffen wir daher
zusätzliche Jobs für Langzeitarbeitslose über 50 Jahren und setzen damit ein wichtiges Zeichen gegen
Altersarmut in Österreich“, drängt Stöger auf die rasche Umsetzung der neuen Arbeitsmarktinitiative
der Bundesregierung. Bereits ab 1. Juli sollen die ersten Jobs in den Modellregionen in allen Bundesländern
zur Verfügung stehen. Flächendeckend wird die Aktion 20.000 ab dem 1.1.2018 umgesetzt.
Frauen häufiger von Armutsgefährdung betroffen als Männer
Frauen sind überdurchschnittlich oft von Armut betroffen oder armutsgefährdet. Sie stellen rund 42
% aller von Armut und Ausgrenzung Betroffenen (Männer: 35 %, Kinder: 23 %). Alleinerzieherinnen haben ein
besonders hohes Armuts- und Ausgrenzungsrisiko, insbesondere wenn sie nicht erwerbstätig sind (67 %). Mit
Erwerbstätigkeit ist das Armutsrisiko zwar deutlich reduziert, aber mit 21 % immer noch sehr hoch.
Stöger: Ausbildung schützt vor Armutsgefährdung
Die Studie macht auch deutlich, dass soziale Benachteiligung oftmals auch die Folge geringer beruflicher Qualifizierung
und fehlender Ausbildung ist. Das Risiko von Ausgrenzungs- und Armutsgefährdung betroffen zu sein ist für
Personen, die maximal über einen Pflichtschulabschluss verfügen rund doppelt so hoch (28 %) wie für
AkademikerInnen (13 %). „Wer gut qualifiziert ist, verdient mehr, wird seltener arbeitslos und hat es im gesamten
Erwerbsleben einfacher. Deshalb haben wir mit der Qualifizierungsoffensive 30.000 zusätzliche Ausbildungsplätze
geschaffen. Insbesondere mit der Ausbildungspflicht bis 18 und der Ausbildungsgarantie bis 25 stellen wir sicher,
dass Jugendliche gut vorbereitet in ihr Berufsleben starten“, so Stöger.
Rendi Wagner: Vereinbarkeitsmaßnahmen wesentlich zum Schutz von Frauen vor Armut Die aktuelle
EU- Statistik zeigt einen Zusammenhang zwischen Alter und Anzahl der Kinder in einem Haushalt und der Erwerbstätigkeit
sowie dem Ausmaß der Erwerbstätigkeit. Je mehr Kinder, desto geringer die Erwerbsquote von Frauen und
desto höher die Armutsgefährdung. „Um Frauen- und Kinderarmut zu verhindern, müssen wir Frauenerwerbstätigkeit
unterstützen. Dafür brauchen wir gut ausgebaute, qualitativ hochwertige Kinderbetreuungseinrichtungen.
Das ist gerade für Alleinerzieherinnen wichtig“, so Frauenministerin Rendi-Wagner. „Die Bundesregierung hat
in den letzten Jahren bereits 305 Millionen Euro in den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen investiert. Dort
müssen wir mit einem 3- Stufen- Plan für echte Vereinbarkeit anknüpfen: Das bedeutet die Umsetzung
des zweiten Gratis-Kindergartenjahrs, verstärkter Ausbau ganztägiger Kinderbetreuung – gerade bei den
Unter-3-Jährigen – und langfristig einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr
für alle“, so Rendi-Wagner abschließend.
Risikofaktoren im Überblick
Statistik-Austria-Generaldirektor Konrad Pesendorfer erklärt: „Alle Faktoren, die die Verdienstchancen
im Haushalt verringern, gehen mit erhöhter sozialer Benachteiligung einher. Gerade für bestimmte Familientypen
sind oft durch Betreuungsaufgaben Erwerbsmöglichkeiten eingeschränkt – so hatten Alleinerziehende mit
38 % ein sehr hohes Armuts- oder Ausgrenzungsrisiko, aber auch Familien mit drei oder mehr Kinder tragen mit 31
% ein überdurchschnittlich hohes Risiko. Neben bestimmten Haushaltskonstellationen ist die Staatsbürgerschaft
– und damit verbunden die Sprachkenntnis – oft ein Faktor, der über Bildungschancen und die Verankerung im
Erwerbsprozess gesellschaftliche Teilhabechancen bestimmt: Hier sehen wir mit 51 % für Personen, die keine
österreichische oder EU-Staatsbürgerschaft haben, ein sehr hohes Risiko sozialer Ausgrenzung.“
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