Der Stromhandel zwischen Österreich und Deutschland wird ab Oktober 2018 begrenzt, bleibt
aber weiter in großem Umfang möglich
Berlin/Wien (e-control) - Der derzeit unbegrenzte Handel am deutsch-österreichischen Strommarkt wird
mit 1. Oktober 2018 beschränkt. Die Spitzen im Stromaustausch werden zukünftig gekappt, der Stromhandel
zwischen den traditionell gut integrierten Märkten wird jedoch auch künftig in großem Umfang möglich
sein. Es können 4.900 Megawatt (4,9 Gigawatt) Strom durch Langfristkapazitäten vergeben werden. Das entspricht
in etwa der Hälfte des österreichischen Verbrauchs zu Spitzenzeiten. Das sind die Eckpunkte einer Einigung,
die zwischen den deutschen und österreichischen Energieregulatoren Bundesnetzagentur und E-Control am 15.05.
erzielt wurden. „Wir haben damit letztlich ein gutes Ergebnis erreicht“, sagen die E-Control-Vorstandsmitglieder
Wolfgang Urbantschitsch und Andreas Eigenbauer. „Der Stromhandel zwischen Deutschland und Österreich bleibt
somit weitgehend im vom Markt benötigten Ausmaß offen.“
Zusätzliche Kapazitäten im kurzfristigen Handel
Im täglichen Handel soll die Kapazitätsvergabe in die Region Central-West, die die Länder Frankreich,
Belgien, Niederlande, Luxemburg und Deutschland umfasst, integriert werden. Dadurch kann sich die vereinbarte Kapazität
von 4,9 Gigawatt um kurzfristige Handelskapazitäten erhöhen.
Österreichische Kraftwerke sichern deutsche Netzstabilität und Handelskapazität
Um die Übertragungskapazität im Netz zusätzlich abzusichern, werden die Übertragungsnetzbetreiber
beider Länder ihre schon bestehende enge Zusammenarbeit weiterführen. Österreichische Kraftwerke
werden im Rahmen dieser Kooperation den deutschen Übertragungsnetzbetreibern weiterhin für allenfalls
erforderliches Redispatch (Rauf- bzw. Runterfahren von Kraftwerken zur Stromnetzstabilität) zur Verfügung
stehen. Diese Zugriffe für deutsche Übertragungsnetzbetreiber auf österreichische Kraftwerke ermöglichen
eine Langfrist-Kapazität von 4,9 Gigawatt. Laufend wird überprüft, ob genügend Kraftwerksleistung
für Redispatch zur Verfügung steht, weil ohne diese Kraftwerksleistung die Übertragungsrechte entsprechend
reduziert werden müssten, was jedoch nicht zu erwarten ist.
Auswirkungen auf Stromkunden deutlich reduziert
Für die österreichischen Stromkunden werden die Mehrkosten durch die Handelsbeschränkungen erheblich
geringer ausfallen als bisher angenommen. „Wir haben eine Lösung erreicht, die die Auswirkungen auf die heimischen
Stromkunden so gering als möglich hält. Ohne Einigung hätte Deutschland die Vorbereitungsarbeiten
und die Einführung eines Engpasses einseitig fortgesetzt, was für österreichische Kunden und den
Markt deutlich schlechtere Bedingungen gebracht hätte. Durch die Einigung und die nun folgende weitere detaillierte
Ausgestaltung wird für alle Marktteilnehmer die erforderliche sichere Planungsbasis zur weiteren Vorgangsweise
geschaffen“, erläutert E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer.
Höhere Stromkapazitäten ab 2022
Zudem sollen zukünftig die Stromhandelskapazitäten mit einem weiteren Übertragungsnetzausbau
etappenweise weiter erhöht werden. Der erste Teil der grenzüberschreitenden Stromleitung vom oberösterreichischen
St. Peter / Hart ins benachbarte Bayern soll 2022 fertiggestellt sein, der letzte schließlich 2024.
Gemeinsamer Strommarkt seit rund 15 Jahren
Der gemeinsame Strommarkt zwischen Deutschland und Österreich besteht seit der Liberalisierung der Energiemärkte
vor rund fünfzehn Jahren. Seither bilden Deutschland und Österreich eine gemeinsame Strompreiszone. Das
heißt, in beiden Ländern gibt es denselben Großhandelspreis für Strom.
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