LHStv.in Beate Prettner: Informationsstand der Bevölkerung ist alarmierend schlecht -
25 Aktionen in Kärnten geplant – Allgemeinbevölkerung soll sensibilisiert werden, den eigenen Alkoholkonsum
zu hinterfragen
Klagenfurt (lpd) - „Saufen muas ma kennen!“ – Ja, richtiger Alkoholkonsum will gelernt sein. Wie viel ist
zu viel? Eine Frage, die die erste „Österreichische Dialogwoche Alkohol“ vom 15. bis 21. Mai thematisieren
wird. „Alkohol ist in unserer Kultur eine gesellschaftsfähige Droge, über die man sich kaum den Kopf
zerbricht und über die man viel zu wenig Bescheid weiß“, meinte LHStv.in Beate Prettner am 11.05. bei
der Pressekonferenz im Vorfeld der Dialogwoche. In Österreich gelten fünf Prozent der Bevölkerung
als alkoholkrank. Zwölf Prozent konsumieren Alkohol in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß. Diese
Zahlen gelten eins zu eins auch für Kärnten – „allerdings ist die Dunkelziffer viel höher“, warnte
Primaria Renate Clemens-Marinschek, Leiterin der Suchtklinik de la Tour.
„Erhebungen zeigen, dass der Informationsstand der Bevölkerung zum Thema Alkohol gering ist. Umso wichtiger
ist eine Sensibilisierung, eine Information, eine Aufklärung“, so Prettner. Diese sollten aber nicht mit dem
erhobenen Zeigefinger erfolgen, „vielmehr wollen wir mit den Menschen reden, mit ihnen in den Dialog treten, daher
heißt es ja auch ‚Dialog-Woche‘ Alkohol.“ Nach wie vor werde das Thema Alkohol in Österreich verharmlost,
nach wie vor gelte Alkoholabhängigkeit als Tabuthema.
Österreichweit werden während der Dialogwoche 220 Aktionen stattfinden. „In Kärnten hat die Suchtpräventionsstelle
des Landes 25 Veranstaltungen und Maßnahmen geplant“, informierte deren Leiterin Barbara Drobesch. Die Maßnahmen
reichen von Aktionstagen der Kabeg über das zweitägige Seminar „Rausch und Risiko“ bis zu Theaterstücken
und Minimed-Vorträgen. „Es geht darum, einerseits einen Diskussionsprozess anzuregen, andererseits hinzuschauen
und in der Folge zu handeln“, betonte Drobesch.
Clemens-Marinschek hoffte, über die Dialogwoche die Allgemeinbevölkerung zu erreichen: „Ein Großteil
betreibt einen hohen Alkoholkonsum, nur zehn Prozent aber wenden sich an uns, weil Alkoholsucht mit einer Stigmatisierung
verbunden ist“. Tatsächlich seien die Betroffenen sensible und kreative Menschen mit einem hohen positiven
Potenzial. „Die Hauptgruppe sind Männer zwischen 40 und 55 Jahren, gut situiert“, erläuterte die Expertin.
Allerdings nehme die Zahl der Frauen zu: „Vor 20 Jahren ist auf zehn Männer eine Frau gekommen; heute kommen
auf zehn Männer rund vier Frauen.“
Was die Jugendlichen betrifft, so sei laut Clemens-Marinschek folgendes Phänomen zu beobachten: Die Zahl der
jungen Alkoholgefährdeten nehme zwar leicht ab, jedoch würde vor allem in Großstädten das
Einstiegsalter markant sinken. „Früher lag es bei 14, 15 Jahren, heute bei elf Jahren. Ein Drittel dieser
Jungeinsteiger wird später zu schweren Alkoholikern.“
Die Hauptursachen, in die Alkoholfalle zu rutschen, sind Stress, Leistungsdruck, Einsamkeit und Altersisolation.
„Es ist wesentlich, dass sich die Menschen einmal mit ihrem ganz individuellen Alkoholkonsum auseinandersetzen
und diesen hinterfragen“, erklärten Prettner und Drobesch unisono. Die „Österreichischen Dialogwoche
Alkohol“ sollte dazu anregen, dieses gesellschaftspolitisch so brisante Thema in das Bewusstsein der Menschen rücken
zu können. „Vor allem mit Hilfe der Medien.
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